Skitour Gabler

3260 Meter

Zillertaler Alpen

23. April 2021

Autor: Marcell Mayr
Bilder: Marcell Mayr, Florian Frühauf und Daniel Viertl

 

Eckdaten:

 

Abfahrt Tulfes: 4.30 Uhr

Abmarsch in Krimml im Wildgerlostal beim Gasthaus Finkau (1420m): 6.00 (gebührenpflichtiger Parkplatz beim Gasthaus: Tagesticket um 5€)

Rückkehr Parkplatz: 12:30

 

Wetter: strahlender Sonnenschein mit Minusgraden (-4°C beim Abmarsch)

 

Team: Marcell, Daniel und Florian

 

Verwendete Ausrüstung: Steigeisen und Pickel ab dem Skidepot für den Gipfelversuch

 

Tourdaten (laut Strava-App):

 

Weglänge im Anstieg: ca. 10km/1850 Höhenmeter

Dauer für den Aufstieg bis zum Skidepot: 4 Stunden

 

Wegverlauf:

Unser Ziel bereits vom ersten Schritt an vor Augen starten wir hochmotiviert zu dritt direkt am Parkplatz beim Gasthaus Finkau im Wildgerlostal am Ende des Speichersees Durlaßboden unsere Tour bei kuscheligen -4°C. Die ersten 200m geht es auf einem Forstweg mit geschulterten Ski bis zu einer kleinen Brücke. Dort schnallen wir unsere Aufstiegshilfen an und meistern die ersten 200 Höhenmeter in moderater Steigung auf einem schmalen Almweg bis zur Trisslalm.

Kurz nach diesem kleinen Almendorf geht es vorwiegend flach weiter bis zur Materialseilbahn der Zittauer Hütte. Auf der linken Seite lassen sich an den steilen Hängen die für diese Jahreszeit typischen Boten in Form von an den vergangenen Tagen entstandenen Lawinenkegeln gut erkennen.

Wir schlüpfen gekonnt und mit ausreichend Abstand unter den Stahlseilen der Seilbahn, die als Zubringer für die hoch über uns thronende Zittauer Hütte dient, durch und fixieren fokussiert die erste Schlüsselstelle unserer Tour: eine Steilstufe zum Fuße der Gletschermoräne. Da wir nicht die einzigen „early birds“ an diesem Morgen sind, wird uns die Entscheidung über die Verwendung von Harscheisen abgenommen. Zwei Zweiergruppen bewältigen diesen Anstieg auf Grund der weichen und griffigen Schneeunterlage ohne Steighilfe. Somit ersparen wir uns ein wenig Zeit, die wir für einen letzten verstohlenen Blick zur Zittauer Hütte und den nebenbei idyllisch gelegenen zwei Seen (Oberer und Unterer Gerlos See) nutzen.

Um auf die in vielen Tourenberichten vorgeschlagene linke Aufstiegsseite der Moräne zu gelangen, müssen wir noch schnell einen etwas steileren Hang queren (Abzweigung zur Zittauer Hütte). Fortan schreiten wir ob der Schönheit dieses Panoramas fast schwerelos durch ein Tälchen entlang der Mörane zum Wildgerloskees empor. In diesem Streckenabschnitt wird uns zudem schön langsam bewusst, dass uns heute ein „Pulvertraum“ (O-Ton Dani) erwarten wird: die Spuren werden minutiös tiefer und der Abstand zu zwei Mädels aus dem Pinzgau wird zunehmend kleiner. Ab einer Höhe von 2500m lösen Daniel und meine Wenigkeit die mit Seil als zusätzliche Last ausgestatteten topfitten Skibergsteigerinnen ab und übernehmen abwechselnd die Spurarbeit. Florian, unser drittes Mitglied im Bunde, folgt uns mit mathematisch errechnetem Sicherheitsabstand auf Schritt und Tritt. Unser weiterer Weg führt uns in mittelsteilem Gelände zu einem markanten Felskamm und an einer Megawechte vorbei direkt in eine Gletscherkuppe, namens „Glatze“, unter den Felsgipfel. Die letzten Höhenmeter werden wir von einem weiteren Tourengeher, der in gefühltem Rekordtempo an uns vorbeischoss, als Spurbob abgelöst.

Im Sechserpack erreichen wir dann als Erste an diesem Tag das Skidepot und entledigen uns erstmals unserer Tourenskier. Schnell fassen wir den Entschluss mit Steigeisen und Pickel ausgestattet den nicht mehr allzu weit entfernten Gipfel zu erklimmen. Doch schon auf den ersten Tritten und Kletterpassagen wird uns die Schwierigkeit dieses Unterfangen klar. Der Abbruch erfolgt wenig später an einer ausgesetzten Stelle, an der die zwei Salzburgerinnen trotz Seil rekapitulieren. Auch der Tourengeher, der uns kurz vor dem Skidepot einholte, berichtet, dass er den Aufstieg kurz oberhalb von uns abbrach.

Nichtsdestotrotz und in freudiger Erwartung auf eine unvergessene Pulverabfahrt verweilten wir trotz kaltem Wind noch kurz in Gipfelnähe. Nachdem wieder etwas Gefühl in unsere eingefrorenen Finger zurückgekehrt ist, tauchen wir für 1000 Höhenmeter in ein Wattemeer aus Schnee. Kurz vor der Steilstufe auf 1900m lassen wir uns im Schnee nieder um unsere mitgebrachte Jause zu genießen. Mit einem letzten Blick zurück auf unsere in den Schnee gezogenen Linien gleiten wir die letzten Kilometer auf feinstem Firn zurück ins Tal. Glücklich und zufrieden beschließen wir unsere Tour standesgemäß mit Gerstensaft aus der Region.

 

Schwierigkeit: schwierig (S)

 

Einkehrmöglichkeiten:

am Weg keine



Im Anstieg zum Gabler (3260 Meter).

 

   

   

  

 

   

 

 

 

 

   

 

 

   

   

   

   

   

   

   

   

   

   

   

   

   

   

   

   

   

   

   

   

   

   

   

   

   


Kommentare: 2
  • #2

    Martin (Samstag, 01 Mai 2021 15:35)

    Schöne Bilder, coole Tour(enbeschreibung)!

  • #1

    Frühauf Bernhard (Mittwoch, 28 April 2021 09:15)

    Gratuliere euch, auch ohne Gipfel (vernünftige und kluge Entscheidung). Für euch sicher ein irres Erlebnis, vor allem die (Pulver-)Abfahrt. Besonderer Dank dem "Berichtschreiber" und für die tollen Bilder. Als ehemaliger Tourengeher habe ich es nachvollziehen und geniessen können. Macht weiter so und vielen Dank!!!