Birkköpfe

2574 / 2599 / 2581 Meter

Karwendel

10. November 2018

Autor: Jürgen

 

Beschreibung:

Mit MTB von Scharnitz (955m) über die Gleirschhöhe in das Hinterautal bis zur Mündung des Ödkarbachs (1.120m) - Raddepot. Zu Fuß zu den "Isarquellen" und noch vor der Birkkarklamm auf der "Tratenseite" über den Jagdsteig in Richtung Tratenköpfl. Vor diesem in der Südflanke auf den Südwestgrat und weiter zum Südlichen Birkkopf (2.574m). Am Grat nordwärts zum Mittleren Birkkopf (2.599m), einen größeren Gratkopf (Pkt. 2583m) westlich umgehend und zum Nördlichen Birkkopf (2.581m). Durch das Große Ödkar abwärts zum Raddepot und zurück nach Scharnitz.

  

Schwierigkeitsgrad: sehr schwierig (T5/II+)

Gutes Orientierungsvermögen hilfreich um den Jagdsteig zum Tratenköpfl und später den richtigen Abstieg aus dem Gr. Ödkar zu finden. Bis zum Südlichen Birkkopf relativ sanfter Grat (I). Hauptschwierigkeiten sind der nordseitige, ausgesetzte Abstieg vom Südlichen Birkkopf (meine Route III, am besten im Kamin II+, siehe Foto) sowie je nach Verhältnissen die westseitige Umgehung des Gratkopfs Pkt. 2.583m.

 

Dauer: 8:30 Stunden

Höhenmeter: ca. 1.900 Meter 

 

Parkplatz:

An der B2 nahe Scharnitz.  

 

Einkehrmöglichkeiten:

Gastronomie in Scharnitz

 

Landschaft:    ********* (9/10)

Kondition:      ********* (9/10)

Anspruch:         ******** (8/10)



Der Birkkopfgrat, ein Seitengrat des Karwendelhauptkamms, mit nordseitig schon recht winterlichen Passagen. Die Begehung führt über die drei Birkköpfe (Südl., Mittl., Nördl.). Den schwierigsten Gratkopf links (Pkt. 2.583m) habe ich in der steilen Flanke im Schnee umgangen.

  

Liebgewordene Karwendelroutine: mit dem MTB von Scharnitz eine gute Stunde hinein in das Hinterautal. Mitte November und im Tal kein Fuzel Schnee.

 

Ich parke mein Bike beim Ödkarbach, dahinter Kleines (li.) und Großes Ödkar (re.). Aus dem Gr. Ödkar werde ich später herunterkommen, rechts das Tratenköpfl.  

 

Ein Stück noch weiter am Hauptweg und dann links ab zu ein paar Jagdhäusern nahe der Birkkarklamm. Dort zweigt ein Jagdsteig ab, der auf den links sichtbaren felsdurchsetzen Latschenhang der "Tratenseite" führt. 

 

Soweit die graue Theorie: einen Jagdsteig sehe ich hier nicht, daher schlage ich mich direkt hoch durch den Wald. Nach ca. 150hm verdichten sich die Steigspuren und man wechselt bei einem Steinmann in die Latschenzone. 

  

Nach etwas Schotter gilt es einen kleinen Felsgürtel zu überwinden. Ein uraltes Drahtseil zeigt mir, dass ich richtig bin. 

 

Sonnenaufgang. Im Tal unten war's sehr frisch. 

 

Schaut mit Sonne doch gleich viel freundlicher aus. Diese Platten werden nach rechts oben abermals entlang alter Drahtseile überwunden. 

  

Darüber eine luxuriöse Latschengasse, die sich nach danach hin und wieder verengt. Der Steig bleibt aber immer gut erkennbar. Vorne links der westliche Abschluss der Gleiersch-Halltalkette mit Hohem Gleiersch, Rigelkar- und Jägerkarspitzen. Ober etwa 2.400m liegt in den Nordseiten Schnee, selbige Situation werde ich später ebenso auf dem Grat haben. 

 

Auf ca. 1.900m lichten sich die Latschen, rechts der Südliche Birkkopf.

 

Ein Variante wäre, nach Westen zum Tratenköpfl (2.126m) zu gehen. 

 

Ich schlage aber bei dieser Rinne den direkten Weg hinauf zum Südwestgrat ein (Stellen I). 

 

Etwas monotone 350 Höhenmeter über diesen Schrofenhang aufwärts.

 

Dafür immer aussichtsreicher an diesem herrlichen Novembertag. 

 

Unten im Tal die Kaltluft, hier heroben T-Shirt-Wetter.

 

Nach 3:30h erreiche ich den Birkkopfgrat, der Gratkopf ist noch nicht der Südliche Birkkopf. 

 

Galaktisches Panorama! Deswegen gehe ich so gerne ins Karwendel. Vorne die pyramidenförmige Gr. Seekarspitze (2.677m), im Vordergrund das Gr. Ödkar. 

 

Noch ein kleines Stück zum Südlichen Birkkopf, links dahinter die Fortsetzung des Grats, der schlussendlich an der Mittleren Ödkarspitze andockt. 

 

Plattiger Südgrat (Stellen I), hier alles trocken.  

 

Südlicher Birkkopf (2.574m), den ich nach 3:45h erreiche. Bis hierhin eine einfache Tour, sofern man unten den Einstieg in den Jagdsteig findet. Vorne breiten sich die Karwendelhöchsten aus - die Ödkarspitzen (2.745m) und die Birkkarspitze (2.749m).

 

Rückblick auf den Südwestgrat. Der Föhn war nur minimal zu spüren.

 

Weiter geht's. 

 

Schon auf den ersten Metern sind die Verhältnisse völlig andere - Fels wechselt mit Hartschnee und Eis.

 

Der Nordgrat ist zudem deutlich ausgesetzter. 

 

Ich wusste, dass man ostseitig durch einen Kamin absteigen muss, nur welche Stelle ist gemeint?

 

An dieser Stelle bin ich nicht direkt am Grat abgeklettert, sondern seitlich im Schnee herumgezaubert. Ohne Grödel hätte ich hier umgekehrt. 

 

Ein Steinmann in scheinbar eindeutiger Position, zudem folgen im weiteren Gratverlauf eisige Teilstücke. Ich sondiere die ostseitige Abstiegsmöglichkeit: sicher mehr als II+, aber machbar. 

 

Sorgfältig hier abgeklettert (III). 

 

Dann zurück zum Grat. 

 

Eine letzte heikle Querung, links pfeift eine Rinne runter. 

 

Mit etwas Abstand Blick zurück, jetzt ist es klar. Der Einstieg zum hier verdeckten Kamin (II+) wäre noch ein Stück weiter herunten gewesen, ich bin ziemlich exakt in Bildmitte über die ostseitige Flanke (III). 

 

Danach ohne Troubles weiter. 

 

Am Mittleren Birkkopf (2.599m), dem höchsten Punkt des Birkkopfgrats. 

 

Sehenswerte Nordseite des Südlichen Birkkopfs. 

 

Weiter am Grat, die Grödel wieder drauf. 

 

Der weitere Gratverlauf ist teilweise wieder recht schmal und brüchiger als zuvor. Wäre bei Trockenheit alles nicht sehr schwierig (max. I), die teilweise Schneeauflage erforderte aber gesteigerte Konzentration. 

 

Nordgrat des Mittleren Birkkopfs. 

 

Den folgenden Gratkopf ließ ich, wie es manche Berichte nahelegen, aus. Grund sind zwei angeblich zapfige IIIer Stellen beim nordseitigen Abstieg - bei diesen Verhältnissen definitiv nicht ratsam. Daher folge ich den Gamsspuren und quere in die westliche Flanke. 

 

Einen Abbruch musste ich umgehen, die Gams ist dort einfach runtergesprungen :) Generell wären Steigeisen kein Nachteil gewesen, ging mit Grödel aber auch. 

 

Zurück am Grat, jetzt noch ein leichter Katzensprung zum ...

 

... Nördlichen Birkkopf (2.581m) - 1:40h ab dem Südlichen Birkkopf. Meinen ursprünglichen Plan, entweder die Mittlere Ödkarspitze oder die Marxenkarspitze noch mitzunehmen, musste ich aufgrund der fortgeschrittenen Tageszeit verwerfen. 

 

Rückblick auf den Birkkopfgrat, links der umgangene Gratkopf. 

 

Tolle Tour heute, das Karwendel ist bei klarer Sicht im Herbst einfach am schönsten. Rechts die Kaltwasserkarspitze (2.733m)

 

Das letzte nordseitige Gratstück ist nicht schwierig. 

 

Bequem im Schnee runter zum Ödkarsattel (2.501m).

 

Der Abstieg führt mich durch das Gr. Ödkar, vermutlich das größte aller Karwendelkare.

 

Rechts die Marxenkarspitze (2.636m) - nächstes Jahr dann!

 

Abstieg über weite Schuttflächen, am Fuß der Birkköpfe entlang.

 

Wunderschön. 

  

Rückblick zu den Ödkarspitzen, rechts der Nördliche Birkkopf. 

 

Weiter runter. 

 

Mehrere Latschengasse bieten sich an, von den angeblich hier anzutreffenden Steinmännern sehe ich leider nichts. Natürlich nehme ich die falsche Gasse...

 

Etwa 10 Minuten inniges Raufen mit den grünen Biestern, dann bin ich wieder am richtigen Weg. Der Steig führt in einer langgezogenen Kehre hinunter in den Kessel. 

 

Diese schluchtartige Rinne vorne vermittelt den alles andere als einfachen Übergang vom Großen in das Kleine Ödkar. 

 

Abstieg in den Kessel auf etwa 1.700m. Der weitere Abstieg in die Klamm ist nicht möglich, man muss daher über den Grashang am rechten Bildrand wieder zu einer Latschengasse ansteigen.

 

Rückblick auf den Abstieg vom oberen Karboden (lt. Karte "Bei den Ständen"). Im unteren Teil ist die Latschengasse leicht erkennbar, weiter oben empfiehlt es sich eher rechts (im Abstieg links) zu bleiben. 

 

Hoch über der Klamm auf relativ gutem Steig talauswärts, einige kürzere Gegenanstiege inklusive. 

 

Bei dieser Rinne geht es dann deutlich abwärts.

 

Blick ins schwer zugängliche Kleine Ödkar. 

 

Abstieg durch die Rinne. 

 

Oh Karwendel, wie bist du schön!

 

Mit jedem Schritt nach unten wird es kälter. Armes Radl, liegt da unten bei der Mündung des Ödkarbachs.

 

Nach unten hin verliere ich teilweise den Steig, nach 7:30h schließt sich die Runde wieder. Dann fröstle ich mich mit Haube und Handschuhen am Rad hinaus nach Scharnitz.

  

Das obligatorische Schlussbild bei Touren im Hinterautal. Bis nächstes Frühjahr wird die Sonne nicht mehr in den Talboden vordringen. Wenn die Verhältnisse so bleiben, lohnen sich Südseiten-Touren aber auf jeden Fall noch eine Weile - die Winterausrüstung sollte aber sicherheitshalber in den Rucksack.

 


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Kommentare: 3
  • #1

    Holger (Mittwoch, 21 November 2018 10:55)

    Coole Sache :-D

  • #2

    Florian (Sonntag, 27 Juni 2021 15:35)

    Super schöne Tour, habe sie gestern den 26.6.21 gemacht inspiriert durch diesen Bericht, sehr cool dass ihr solche schöne Bergtouren veröffentlicht, Danke!

  • #3

    Jürgen (Montag, 05 Juli 2021 13:23)

    Freut uns, dass wir Anregung für neue Touren geben können! Die schönen Berge sind für alle da und es ist ja trotzdem noch genug Eigenverantwortung und Planung nötig um solche Touren nachzugehen. Gruß