Großer Katzenkopf

2531 Meter

Karwendel

21. Oktober 2017

Autor: Jürgen

 

Beschreibung:

Von der B2 bei Scharnitz (955m) zur Gleirschhöhe (1.069m), mit Höhenverlust zur Isar und in das Gleirschtal bis zur Amtssäge (1.223m), Raddepot. Über den bezeichneten Steig in das Rigelkar. Auf ca. 1.750m über die Schotterreisen und durch eine breite Rinne zum Südwestgrat. Über diesen im Schutt steil hinauf und auf den ersten Gratturm. Durch zwei schmale Scharten zu einer plattigen Stelle und in einem moosbewachsenen Riss hinüber zum Aufbau des Kl. Katzenkopfs. Nicht links das kleine Kar hinauf, sondern rechts auf breitem Band zur Südostseite und dort auf den Kl. Katzenkopf (2.362m). Zurück in eine Scharte und über den steilen Grat, einige Türme umgehend und zuletzt flacher auf den Gr. Katzenkopf (2.531m). Abstieg zum sich ausbildenden Südgrat und südöstlich über Steilschrofen und Rinnen in das Kar "In den Flecken". Weiter nach Osten querend bis zum Felstor "Porten" (ca. 1.800m) und durch das Jägerkar zur Fahrstraße im Samertal (1.460m). Auf dem Forstweg, teils auf parallelen Wegen, zur Möslalm und Amtssäge. Mit dem Rad hinaus nach Scharnitz.

 

Schwierigkeitsgrad: sehr schwierig (T5/II)

Ohne Schwierigkeiten in das Rigelkar. Weglos durch die erste Rinne (I), mühsam auf Schutt hinauf und auf den ersten Gratturm (entweder direkt II+ oder links umgehend II). Durch die beiden schmalen Scharten und über die Platten (bei idealer Linie max. II). Abstecher zum Kl. Katzkopf II-. Anstieg zum Gr. Katzenkopf möglichst am Grat (II), oben Umgehung einiger brüchiger Türme, ganz oben I. Abstieg über Steilschrofen (T5/I) bis in das Kar, von dort auf schwachem Steig in das untere Jägerkar und im Tal retour. 

 

Dauer: 7,5 Stunden

Höhenmeter: 1.750 Meter

 

Parkplatz:

Kostenfreie Parkplätze auf deutscher Seite entlang der B2. 

 

Einkehrmöglichkeiten:

Möslalm

 

Landschaft:  ********* (9/10)

Kondition:       ******* (7/10)

Anspruch:      ******** (8/10)



Am Großen Katzenkopf (2.531m), im Süden die Rückseite der Innsbrucker "Nordkette". Für echte Karwendel-Könner beginnt hier der berühmte Barthgrat. Doch auch ohne diesen ist die Besteigung dieses Karwendelgipfels, und insbesondere dessen Überschreitung, sehr lohnend. 

 

Immer dasselbe Paradoxon: frühmorgens weite Autoanfahrt rund um das Karwendel nach Scharnitz, um dann von dieser Seite ins Innere des Gebirges vorzudringen und sich meist recht nahe an Daheim aufzuhalten. Ziel heute: der Katzenkopf am westlichen Ende der Gleirsch-Halltal-Kette, im Bild der kleine Zacken rechts des von hier markanteren Hohen Gleirsch. 

 

Entlang der MTB-Route zur Gleirschhöhe (1.069m), an der Weggabelung hinab zur Isar und mit Gegenanstieg hinauf in das Gleirschtal. Das Wetter war für den Vormittag noch bedeckt vorausgesagt und ich begegne keiner Menschenseele.

  

Der Gegenanstieg nach der Isar am "Krapfen" ist recht steil. Danach aber ziemlich flach, bis kurz vor der Möslalm links der Weg zur Amtssäge abzweigt - dort Raddepot. Im Hintergrund beeindruckt die Kumpfkarspitze.

 

Der Steig hinauf ins Rigelkar zählt für mich zu den schönsten im Karwendel.

 

Auf etwa 1.600m: das tolle Rigelkar mit Latschenfüllung. Im Hintergrund die Äußere Rigelkarspitze, an der Roman und ich im Übermut schon einmal gescheitert sind.

 

Unmissverständliche Begrüßung im Rigelkar nach der Abzweigung zum Hohen Gleirsch: Auf Wiedersehen Alltag, willkommen im einsamen Karwendel.

 

Oben der Einstieg zum Südwestgrat zum Katzenkopf: es gilt die schwach ausgeprägte Rinne oberhalb der Schuttreisen zu erreichen. Andere Zustiege sind aufgrund des dichten Latschenbewuchses nicht empfehlenswert.

 

Mühsamer Zustieg durch die steilen Schuttreisen bei ein paar Regentropfen. Eine schnelle Besserung war leider noch nicht in Sicht, es war aber für Mitte Oktober recht warm.

 

Oberhalb der Rinne (I). 

 

Am Rücken geht's vorerst im steilen Schutt weiter. Es empfiehlt sich, Halt an den Latschen zu suchen.

 

Im unteren Teil des "Grats" sehr mühsames Gelände. Unten der Steig in das Rigelkar.

 

Nach oben wird's nun besser, weil felsiger. Der erste Gratturm kommt in Sicht.

 

Der AVF empfiehlt direktes Überklettern (II+), ein Steinmann leitet aber westwärts des ersten Aufschwungs vorbei und man kann oberhalb etwas einfacher auf den Grat zurück (II).  

 

Hier schon fast auf dem Gratturm. Einige Aufschwünge bis hierhin bieten feines Klettervergnügen (II). Im Hintergrund der nächste markante Aufschwung, jener zum Kleinen Katzenkopf. Dahinter der Gipfelbereich des Großen Katzenkopfs.

 

Blick auf den spannenden weiteren Verlauf mit der interessanten Plattenstelle. Oben der wuchtige Kleine Katzenkopf, der entweder links in der schuttigen Rinne oder über eine Umgehung rechts angepeilt werden kann.

 

Zuerst in die Scharte nach dem Gratkopf und dann weiter absteigend durch zwei kleine Scharten. Für Menschen mit normaler Körpergröße alles unschwierig.

  

Nun vor der mit Spannung erwarteten Plattenstelle. Diese ist zwar etwas ausgesetzt mit einem hohen Abbruch nach rechts, hat aber festen Fels und kann bei logischer Routenwahl entlang der bemoosten Risse in Bildmitte leicht durchklettert werden (II). Das nächste Foto wurde bei der Latsche oberhalb der Bildmitte aufgenommen.

 

Der Rückblick zeigt die Ausgesetztheit, bei Trockenheit kann man die Stelle auf Reibung aber gut überwinden.

 

So gelangt man an den Aufbau der Kleinen Katzenkopfs. Der AVF empfiehlt die mittig sichtbare Schuttrinne, dies sieht aber recht mühsam aus und ich nehme die südliche Umgehung.

 

Durch die Umgehung kommt man von Südosten an den Kl. Katzenkopf heran.

 

Man könnte die Umgehung rechts fortsetzen, ich will aber noch den Kleinen Katzenkopf mitnehmen. Daher rechts oben über steile Felsstufen hinauf (II-).

 

Am höchsten Punkt des Kleinen Katzenkopfs (2.361m). Hinter diesem fällt ein Steilabbruch ca. 50m in die nächste Scharte ab. Ich klettere daher wieder ab und quere unterhalb zur Scharte. Von dort sind es noch rund 230hm zum Gr. Katzenkopf im Hintergrund.

 

Blick nach Süden vom Kleinen Katzenkopf. Im Hintergrund u.a. die Solsteine sowie die Erlspitze.

 

Hier schon oberhalb der tiefen Scharte, nahe am Grat macht's am meisten Spaß (II). Im Hintergrund die grasbewachsene südliche Umgehung des Kleinen Katzenkopf.

 

Am Grat teilweise recht brüchiges Gestein. Es ist nicht mehr weit zum Gr. Katzenkopf.

 

Einige Grattürme erfordern eine Umgehung in der schuttigen Flanke.

 

Am Großen Katzenkopf (2.531m), exakt 3h nach Abmarsch bei der Amtssäge.

 

Rückblick nach Scharnitz. Von Westen rauscht endlich das vorhergesagte Schönwetter heran.

 

Rückblick auf den Südwestgrat.

 

Der Anstieg auf den Großen Katzenkopf hat sehr viel Spaß gemacht. Nicht zu schwierig, aber doch ein paar nette Einlagen.

 

Nach Süden weiter Blick bis in die Stubaier Alpen und sogar bis in die Dolomiten.

 

Das Gipfelbuch. Ich bin sehr erstaunt, dass ich in 2017 erst den vierten Eintrag mache. Hätte gedacht, dass vor allem der Barthgrat mehr Frequenz verursacht.

 

Barthgrat? Das ist diese Felsgirlande hier, die hinüber zur Mittleren Jägerkarspitze (2.608m) führt. Der Eindruck soll nicht täuschen: der Grat ist eine ernste Angelegenheit (III, brüchig) mit den schwersten Stellen hier nicht sichtbar. Links davon die Nördliche (2.596m), rechts die Südliche Jägerkarspitze (2.579m), deren Überschreitung wir bereits im Visier haben.

 

Tiefblick zur Möslalm, sieht recht nahe aus, ich muss aber, da ich nicht auf demselben Weg wieder runter will, einen großen Umweg einrechnen.

 

Nämlich den Abstieg in das Kar "In den Flecken", durch das der Normalweg heraufführt. Es ist bis zum dritten hier sichtbaren (unten schuttbedeckten) Rücken hinauszuqueren, um von dort in das Jägerkar und das Samertal absteigen zu können. Unterhalb der Latschen überall ungangbare Steilabbrüche.

 

Ich verlasse den Gr. Katzenkopf und steige durch die schuttige Flanke nach unten.

 

Gegenüber der Ostteil des Barthgrats und die Mittlere Jägerkarspitze. 

 

Ich steige in die erste östliche Rinne ein und sehe, welch Überraschung, einen Kollegen heraufkommen - Nummer 5 dieses Jahr, sofern das Gipfelbuch korrekte Aufzeichnung über den Besuch führt. 

 

Der Kollege hat sich den Barthgrat vorgenommen und ich wünsche ihm viel Glück.

 

Da zieht er von dannen. Der Ausstiegsbereich der Rinne ist steil, aber gut gangbar (Stellen I).

 

Ich halte mich abwärts. Das Gelände eher unübersichtlich, nach einem überwundenen Steilabbruch heisst aber einfach "schräg hinunter".

 

Die Zacken des Barthgrats von unten.

 

Im AVF und im Internet wird häufig darauf hingewiesen, dass der verlockende Direktabstieg in das Samertal nicht möglich ist. Ich erneuere diesen Hinweis (siehe Foto unten)!

 

Etwas mühsam durch die "Flecken". Wie man sieht, kann man über verschiedene Rinnen auf den Gr. Katzenkopf gelangen, ich bin von der schartigen Einschartung in die Rinne links der Gipfelfalllinie gestiegen (wie im AVF), der Kollege hat die ganz linke (teilweise im Schatten) genommen, andere berichten, dass auch die Rinne rechts des Gipfels möglich ist.

 

Bei den Latschen prägt sich ein schwacher Steig aus. Wenn man diesem folgt, erreicht man...

 

... das sehenswerte Felstor "an der Porten", den Durchschlupf hinunter in das Jägerkar.

 

Welches ein echter Blickfang ist. Mächtig thront die Jägerkarlspitze (2.470m) über dem Kar, links sieht man auch den Hinterödkopf (2.453m).

 

Im Jägerkar, zäher Latschenbewuchs, vom Charakter sind die Kare ganz anders als z.B. im Halltal.

 

Der Eindruck täuscht: statt inniger Schmuserei mit den Latschen spaziert man gemütlich den Jagdsteig hinab.

 

Für den Aufstieg ist es allerdings hilfreich zu wissen, wo der Steig beginnt (er geht rechts hinauf in das Wäldchen).

 

Nach Erreichen des Forstwegs beginnt der weite Talhatscher zurück. Bei dem Wetter und der schönen Herbststimmung stört mich das allerdings kaum.

 

Im Zoom die vorhin abgestiegene Südostflanke des Großen Katzenkopfs.

 

Ich muss zur Möslalm und noch ein Stück weiter zur Amtssäge.

 

Hier das Beweisbild, dass aus dem Kar "In den Flecken" nicht abgestiegen werden kann.

 

Ich nehme den schönen, sonnigen Waldweg statt der öden, holprigen Forststraße.

 

Die Möslalm, Mitte Oktober schon geschlossen.

 

Das Katzenkopf-Massiv: links der erste Gratturm, mittig der Kleine Katzenkopf, rechts der Große Katzenkopf.

 

Herbst im Samertal. In Bildmitte der bewaldete Rücken des Gleirschtaler Brandjochs, links im Hintergrund der Rosskopf und die Stempeljochspitzen.

 

Die Möslalm vor Kumpfkarspitze, Kemacher und Vorderer Brandjochspitze.

 

Noch ein Stück weiter zur Amtssäge zum Radl.

 

Auf welchem ich hinaus zur Isar rolle und über den kleinen Gegenanstieg zur Gleirschhöhe zurück nach Scharnitz fahre. 

 


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Kommentare: 2
  • #1

    rainer (Montag, 23 Oktober 2017 22:30)

    Na das freut mich Mander, daß die Route wieder einmal jemand geht und beschreibt. Habt ihr im GB gezählt wie viele zwischen mir und euch über den wundervollen Südwestgrat hinauf sind?
    Berg Heil!

  • #2

    Juergen (Dienstag, 24 Oktober 2017 18:20)

    Servus Rainer, ich hab's nicht gezählt, aber viel mehr als 10-15 Partien warens seit deiner Tour vor über 2 Jahren nicht, die meisten über die Flecken. In 2017 überhaupt nur 4 Einträge, mich eingerechnet. Lg