Satteljoch - Kompar - Plumsjoch - Montscheinspitze - Kelberg

1935 / 2011 / 1921 / 2106 / 1748 Meter

Karwendel

April 2020

Autor: Jürgen

 

Beschreibung:

Im Frühjahr durch das Vorkarwendel, aus der eigentlich geplanten Umrundung wurde eine Überschreitung der Montscheinspitze mit einigen Überraschungen: aus dem Gerntal (1.084m) hinauf zum Plumssattel (1.669m) und zum nahen Satteljoch (1.935m). Am oder etwas unterhalb des Kamms westwärts zum Kompar (2.011m). Aus der geplanten nordseitigen Querung von den Kesselböden (1.748m) hinüber zum Heimjoch wurde es aufgrund des tiefen Schnees nichts, also retour zum Plumssattel und via Plumsjoch (1.921m) zur Montscheinspitze (2.106m) und via Kelberg (1.748m) und Schleimssattel (1.556m) zurück ins Gerntal.

      

Schwierigkeitsgrad: mittelschwierig (T4/I+), bei Schnee Stellen WT5.

Zustieg zu Satteljoch und Plumsjoch T2, Kompar T3. Der in der Karte angedeutete Steig zur Querung des nördlich des Kompar gelagerten Kars in Richtung Heimjoch war entweder schwer in Mitleidenschaft gezogen oder unter tiefem Schnee verborgen. Überschreitung der Montscheinspitze bei teilweise noch winterlichen Verhältnissen deutlich anspruchsvoller als im Sommer (sonst T4/I+) - stellenweise heikle Querungen der schneegefüllten Rinnen (WT5) bzw. Abklettern (II).

 

Dauer: 7:30 Stunden

Höhenmeter: 1.420 Meter

 

Parkplatz:

Gerntal

 

Einkehrmöglichkeiten:

Gernalm

 

Landschaft:  ********* (9/10)

Kondition:        ******* (6/10)

Anspruch:      ******** (8/10), bei Schnee an der Montscheinspitze



Am Kompar (2.011m) mit Blick in das frühlingshaft wirkende Vorkarwendel. Der Besuch des am linken Bildrand sichtbaren Heimjochs wurde durch jede Menge Altschnee in den Nordseiten verhindert, so wurde es statt einer Umrundung der Montscheinspitze noch eine stellenweise recht winterliche Überschreitung.

 

Den Auftakt bildet eine kleiner Spaziergang durch das Gerntal zur nahen Gernalm, Zwischenziel ist der oben erkennbare Plumssattel.

 

Im Plumskar noch skitourentaugliche Verhältnisse und die Gipfelrinne zur Bettlerkarspitze prall gefüllt.

  

Der Zustieg zum Plumssattel ist nicht gerade ein Karwendelhighlight - besser in die Gegenrichtung mit dem MTB wie auf unserer Karwendeldurchquerung. Oben angelangt, taucht mit dem Satteljoch das erste sanfte Zwischenziel auf.

 

April 2020, nach Wochen des ersten Corona-Lockdowns gab es endlich Lockerungen und man konnte ohne das allerschlechteste Gewissen raus in die Natur. Zum Glück wusste damals noch keiner, was noch alles kommen sollte.

 

Plumsjochhütte, das Karwendel entledigt sich langsam des Winterkleids.

 

Eines war schnell klar, mit trockenen Socken komme ich heute nicht nach Hause.

 

Am Satteljoch (1.935m), mit Blick zum verdeckten Achensee und in das dunstige Inntal.

 

Laliderer Falk (2.474m), eingerahmt durch Birkkarspitze (2.749m) links und Risser Falk (2.413m) rechts.

 

Zu diesem Zeitpunkt dachte ich mir noch, dass einer Überschreitung von Heimjoch (1.871m) und der grasigen Kuppel (1.771m) und somit einer Gesamtumrundung der Montscheinspitze nichts im Wege stehen sollte. 

 

Genial jedenfalls jetzt schon der Blick in die verlassene Eng.

 

Für mich am hier gut tragenden Schnee hinüber zum Kompar. Wie man sieht ist eine Querung auf dessen Nordostseite nicht einladend.

  

Trockenen Fußes auf der Südseite, den Gemsen ist Corona zurecht völlig egal.

 

Am Kompar (2.011m) hat man wohl auch zur Hauptsaison kaum Ansteckungsgefahr. Ein kleines Holzkreuz ziert den Gipfel. Dass ich 3h später auf dem Gipfel der Montscheinspitze sitzen würde, wusste ich auch noch nicht.

 

Schaut immer noch gut aus von hier. Bin direkt den Grat nach Westen runter, üblen Latschenkampf inklusive. Besser also vom Gipfel südlich runter und am Steig weiter zu den Kesselböden. Hinter dem Grasbergjoch der Grasbergkamm, rechts schwach zu erkennen der Schafreuter, links die Soierngruppe.

  

Bei den Kesselböden (ca. 1.750m) beginnt die Suche nach dem Steig, der die Nordflanke des Kompar Richtung Heimjoch quert. Im Kar liegen Unmengen grundloser Sumpf herum. Das wäre eine endlose Quälerei da rüber.

 

Aber auch der Abstieg dorthin hätte es in sich. Lt. GPS bin ich hier auf dem Steig, ich kann nicht einmal Spuren davon erkennen. Zu abschüssig, zu langwierig.

 

Also umdisponiert und gemütlich die Socken getrocknet.

 

10 Minuten vorher noch knietief im Sumpf, jetzt fein trocken.

 

Sonne pur am Weg zurück Richtung Plumsjoch.

 

Dieses Geschöpf war schon recht beweglich.

 

Was geht heute noch? Gehen wir halt wieder einmal auf die Montscheinspitze.

 

Schneeschuhe wären heute kein Fehler gewesen.

 

Beeindruckende Plattenflucht auf der Nordseite des Kompar.  

 

Na also, am Grat zum Plumsjoch komme ich wieder gut voran.

 

Plumsjoch (1.921m). Etwas wehmütig schaue ich zum Heimjoch hinüber - die Runde wird aber definitiv nachgeholt.

 

April-Wetter, jetzt wieder pralle Sonne. 

 

Ein Spaziergang, oder? So leicht wie hier wird's nicht.

 

Die erste heikle Querung einer Rinne. Im Sommer nicht der Rede wert.

 

Die Kraxelrippe (I+). 

 

Sehr unangenehm dann die zweite Querung. Anfangs noch auf dem sichtbaren Felsband, und dann über ein paar Meter ausgesetzt in sehr steilem Hartschnee in die Rinne hineingequert. Ohne Grödel hätte ich hier umgedreht. 

 

Die Entschädigung: das Steinbockrudel.

 

Nicht ganz leicht heute, die Montscheinspitze (2.106m). 

 

Blick zurück zum Kompar (rechts der Bildmitte) und in das Zentralkarwendel. 

 

Nun gilt es noch die Runde voll zu machen. Mit den Erfahrungen beim Anstieg war klar, dass es runter Richtung Schleimssattel auch kein Zuckerschlecken werden würde.

 

Über weite Strecken Schnee und kein Steig zu sehen.

 

Wo möglich bin ich direkt die steilen Felsrippen abgeklettert (II).

Abstiegsgelände im Rückblick. Hatte dann auch nichts dagegen, als ich sicheres Terrain erreichte.

 

Das bissl Wasser in den Schuhen konnte ich verschmerzen. Dafür hab ich den kleinen Kelberg (1.748m) rechts vorne noch mitgenommen.

 

Wenn ich mich in Zukunft an "Sumpfschnee" zurückerinnere, dann genau an diese steile Waldpassage. Bis zu den Hüften im Gatsch.

  

Beim Schleimssattel (1.554m) endeten dann die Überraschungen auf dieser unerwartet selektiven Tour. Der Abstieg in das Gerntal war nur noch Formsache. Wie es generell das Karwendel nicht zu unterschätzen gilt, so muss auch dem Vorkarwendel besonders bei Schnee mit Respekt begegnet werden. Ich komme sicher wieder, um die Runde um die Montscheinspitze zu absolvieren, vielleicht ja sogar mit Ski.

 


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Kommentare: 1
  • #1

    Holger (Montag, 03 Mai 2021 14:41)

    Geile Kreuzotter! Heuer sicher ein Monat später machbar. Kannt ma zsammen a mal gehen :-D