Mittenwalder Höhenweg

(Überschreitung von der Brunnsteinspitze zur Nördlichen Linderspitze)

2372 Meter

Karwendel

18. November 2020

Autor: Jürgen

 

Beschreibung:

Überschreitung des Westteils der Nördlichen Karwendelkette bei frühwinterlichen Bedingungen: von der B2 bei Scharnitz (955m) zum Einstieg des Pürzlgrats. Via Adlerkanzel aufwärts zu Brunnsteinkopf (1.924m) und Brunnsteinspitze (2.180m) bzw. zur unmittelbar benachbarten Rotwandlspitze (2.191m). Hinab zum Brunnsteinanger (2.095m) nahe der Tiroler Hütte. Ab hier am Mittenwalder Höhenweg (Topo) nordwärts über Kirchlspitze (2.301m) und Sulzleklammspitze (2.321m) zum Gamsanger (2.188m) sowie über die Südliche (2.305m) und Mittlere Linderspitze zum Gatterl und zur Nördlichen Linderspitze (2.372m). Abstieg am Heinrich-Noe-Steig zur Brunnsteinhütte (1.523m) und retour zur B2. 

      

Schwierigkeitsgrad: mittelschwierig (T4/I/B), bei Schnee schwieriger

Anstieg über den Pürzlgrat zur Brunnsteinspitze T3 mit leichten Kletterstellen (I). Der Mittenwalder Höhenweg ist ein gut versicherter Klettersteig mit Stellen bis max. B - Topo hier. Bei Schneeauflage erhöhter Anspruch insbesondere beim nordostseitigen, exponierten Abstieg von der Sulzleklammspitze - Drahtseil war teilweise unter Schnee. Heinrich-Noe-Steig T4 und ebenfalls bei Schnee anspruchsvoller.

 

Dauer: 7:00 Stunden

Höhenmeter: ca. 1.600 Meter

 

Parkplatz:

B2 bei Scharnitz

 

Einkehrmöglichkeiten:

Brunnsteinhütte

 

Landschaft:  ********** (10/10)

Kondition:       ******** (8/10)

Anspruch:        ******** (8/10, Bewertung bei Schnee auf der Schattseite)



Unterwegs am Mittenwalder Höhenweg bei stellenweise anspruchsvollen Bedingungen im November 2020. Im Frühjahr, wenn die Nordseiten noch nicht abgetrocknet sind, dürfte mit ähnlichen Schwierigkeiten zu rechnen sein.

 

Los geht's auf deutscher Seite an der B2. Nach einer kleinen Wanderung der Isar entlang nach Scharnitz ist der Einstieg in den Pürzlgrat leicht zu finden. Schattiger Zwischenstopp nach den ersten Höhenmetern bei der Adlerkanzel.

 

Lang lässt die wärmende Herbstsonne zum Glück nicht auf sich warten. Tolles Naturschauspiel beim steilen Anstieg am Pürzlgrat.

  

Rasch gewinne ich am Grat an Höhe.

 

Erste leichte Kraxeleien.

 

Am unscheinbaren Brunnsteinkopf (1.924m) vorbei, hier erste Schneereste. Grandios zeigen sich bereits von hier die westlichen Karwendel-Ausläufer, die schon mehr als angezuckerten Stubaier und rechts die Mieminger Berge. 

  

Tiefblick zu meinem Startpunkt an der Isar, von dort ist Roman via Brunnsteinhütte herauf.

 

Vorgipfel der Brunnsteinspitze voraus, den Klotz umgeht man unschwierig rechts.

 

Entspannte Herde Gamswild. 

 

Brunnsteinspitze (2.180m), der erste von insgesamt 7 Gipfeln auf meiner Überschreitung.

 

Ein paar Meter weiter Gipfel #2, die kreuzlose Rotwandlspitze (2.191m). Ab hier trifft man regelmäßig auf die Grenzsteine mit "B" (Bayern) und "Ö" (Österreich). 

 

Von hier der erste interessante Blick auf den Mittenwalder Höhenweg, der offiziell ab dem Brunnsteinanger, dem kleinen Sattel unten, beginnt, und bei der Nördlichen Linderspitze bzw. der Bergstation der von Mittenwald heraufführenden Karwendelbahn endet. Beide Begehungsrichtungen sind möglich, die meisten Beschreibungen dokumentieren die Richtung Nord-Süd.

 

Gleich nebenan die Tiroler Hütte. 

 

Schnee in der schattigen Senke des Brunnsteinangers, ein Vorgeschmack auf die zahlreichen winterlichen Passagen.

  

Von Süden betrachtet macht es keinen winterlichen Eindruck. Der Grat wird schmäler. Gespannt was jetzt kommt, die reinen Klettersteigschwierigkeiten sind mit B ja überschaubar.

 

Schon interessant, wie sehr sich der Charakter bei einer 180° Drehung ändert.

 

Erster steilerer Anstieg.

 

Über den Gratkopf drüber, mit Trittsicherheit kein Problem. Das größere Risiko hier ist ein Stolperer übers Drahtseil.

 

Ganz easy.

 

Auf der Kirchlspitze (2.301m). Die beiden gipfelähnlichen Erhebungen davor sind offenbar namenlos. Spätestens für den nächsten nordseitigen Abstieg empfehlen sich Spikes.

 

Warum sieht man hier. Schwierigkeiten weiterhin aber nur A/B.

 

Südseitig + steil = trocken + warm.

 

Karwendeltal. Die Aussicht ist durchwegs genial.

 

Nach dem größeren Aufschwung Gehgelände zur ...

 

... Sulzleklammspitze (2.321m; das Schild sagt 2m mehr), Gipfel #4. Von Scharnitz hierher bei prinzipiell flottem, aber aufgrund der Verhältnisse immer wieder einmal bewusst gedrosselten Tempos 3h.

 

Nach der Sulzleklammspitze, die nach Norden steil abbricht, weicht der Steig in die Ostseite aus. Zuerst noch sonnig.

 

Über eine Leiter auf die Schattseite.

 

Tiefe Querung in der Ostseite.

 

Und weiter runter, nun nordostseitig und mit Schneeglasur. Eine Stapfspur von jemandem, der in die Gegenrichtung unterwegs war, weist mir den Weg.

 

Kamin. Noch nicht die Schlüsselstelle. 

Es folgt der für heute unangenehmste Abschnitt. Das Drahtseil verschwindet im Schnee und ich muss steil absteigen. Steigeisen und Pickel sind je nach Verhältnissen kein Fehler, Seilsicherung am Drahtseil, wo es freiliegt, möglich.

 

Unten angekommen. In der Aufwärtsbewegung sicher feiner. 

 

Trotz kalter Finger nicht vergessen auf die unglaubliche Landschaft. Gegenüber die Grasbänder unterhalb der 3 Kirchln, noch in ausgeprägter Erinnerung bei meinem Abstieg von der Westl. Larchetfleckspitze.

 

Rückblick auf die aus dieser Perspektive besser einschätzbare Abstiegspassage - Klick für Vergrößerung. Es gilt den steilen Schneefleck genau im Bildzentraum absteigend zu queren. Hinweis daher: was im Sommer nicht der Rede wert sein mag (offiziell Schwierigkeit A/B in diesem Bereich) ist bei eingeschneitem Drahtseil und ohne Felsgriffe potenziell erheblich schwerer!

 

Hinausqueren unterhalb des (schwer erkennbaren) Unterstands zum Gamsanger.

 

Am Weg zur ... 

 

... Südlichen Linderspitze (2.305m). Rechterhand taucht das Gerberkreuz auf, etwas abseits des Höhenwegs gelegen und Ziel der Kletterroute über den Südwestgrat (IV). Könnte man auch noch mitnehmen und sollte von der Nördlichen Linderspitze bzw. vom Gatterl mit I/II erreichbar sein, hab's aber nicht probiert.

 

Die Linderspitzen wirken in diesem Bereich etwas zerklüfteter als der Rest des Höhenwegs. Mein Endziel, die Nördliche Linderspitze gibt sich, leicht links der Bildmitte, wieder zahmer.

 

Westl. Karwendelspitze, über die ein kurzer, aber etwas anspruchsvollerer Klettersteig (C) führt.  

 

Herrliches Genußkraxeln.

 

Interessante Sicherungskonstruktion, ist aber alles sehr zuverlässig. Schwierigkeit offiziell B.

Leitern rauf an der Mittleren Linderspitze (2.289m).

 

Und lange Leiter runter. Ankunft beim Gatterl und Ende der Schwierigkeiten, dachte ich zumindest. Danach im Gehgelände noch aufwärts zur Nördlichen Linderspitze.

 

Lässt nicht locker. Etwas tricky Querung zum Hauptgipfel.

 

Nördliche Linderspitze, mit 2.372m Dach der Tour und Gipfel #7. Von der Brunnsteinspitze hierher war ich etwas mehr als 2:30h unterwegs. Den Abstieg in die Karwendelgrube zur Bergstation spare ich mir.

 

Lässig, den Mittenwalder Höhenweg so einsam und ohne Betrieb zu begehen.

  

Umkehrpunkt für heute. Ganz gibt sich der Höhenweg noch nicht geschlagen, denn mir steht noch der Abstieg über den Heinrich-Noe-Steig zur Brunnsteinhütte bevor. Wie hier erkennbar, auch nordseitig ausgerichtet mit relativ viel Schnee.

 

Auf den abschüssigen Terrassen gilt es dem Pfad, soweit erkennbar, zu folgen. Auch hier eine leicht ausgesetzte Passage.

 

Zerklüftete Südwand des Gerberkreuzes.

 

Querung unterhalb der Südlichen Linderspitze.

 

Zum letzten Mal für heute mit Restschnee.

 

Abstieg über den steilen Steig, gelegentlich versichert. Bei Nässe wäre dies hier ebenfalls nicht zu unterschätzen.

 

Rustikales Gelände an der am Nachmittag fein warmen Westseite.

 

Brunnsteinhütte (1.523m).

 

Die Runde schließt sich mit ausladenden Serpentinen und endet nach 7h am Parkplatz an der B2.

 

Bei der Rückfahrt ins Inntal bleibe ich noch kurz auf Höhe Seefeld stehen und ergattere ein Panorama der Gipfel des Mittenwalder Höhenwegs. So schneefrei wie anhand des Bildes zu vermuten wäre, war es definitiv nicht. Den Höhenweg wollte ich unbedingt einmal machen und so war dies bei teilweise winterlichen Verhältnissen auch ohne den üblichen Massenauflauf möglich.

 


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