Tiefkarspitze & Larchetfleckspitzen

2432 / 2362 Meter

Karwendel

24. Juli 2016

Autor: Jürgen

 

Beschreibung:

Mit MTB von Scharnitz (955m) in das Karwendeltal bis zum Ausgang des Kirchlkars, Raddepot. Zu Fuß weiter taleinwärts und kurz nach der ehemaligen Larchetalm (1.173m) auf einem kurzen Forstweg zu einer Sendeanlage. Auf Pfadspuren rechts einer breiten Rinne durch den Waldgürtel, zuletzt über sehr steile Grashänge in das Larchetfleckkarl (ca. 1.950m). An den Felshängen die Schotterreise hoch und über die steilen Schrofenhänge in relativ direkter Linie zum Grat (2.250m). Ostwärts zum Vorgipfel und über eine lehmige Rinne und die schrofige Südflanke zum Hauptgipfel der Tiefkarspitze (2.431m). Über den Vorgipfel retour und am Grat westwärts zur Östlichen und Westlichen Larchetfleckspitze (2.362m). Abwärts zu einer begrünten Schulter und über ausgesetzte Grasbänder unterhalb der Kirchltürme hinab in das Kirchlkar, von dort auf gutem Steig zum Rad und hinaus nach Scharnitz.

 

Schwierigkeitsgrad: sehr schwierig (T6/II-)

Steiler, großteils wegloser Zustieg in das Larchetfleckkarl, absolute Trockenheit in den Grasflanken erforderlich. Aus dem Larchetfleckkarl über steile Schrofen zum Grat, bis T5+ je nach Route. Am Grat zur Tiefkarspitze (I). Überschreitung der Larchetfleckspitzen auf schmalem Grat (II-). Für Abstieg in das Kirchlkar ist gutes Orientierungsvermögen im Wirrwarr der ausgesetzten Grasbänder nötig (T6/I). 

 

Dauer: 7:30 Stunden

Höhenmeter: 1.650 Meter

 

Parkplatz:

An der B2 auf deutscher Seite. 

 

Einkehrmöglichkeiten:

Gastronomie in Scharnitz

 

Landschaft:  ********* (9/10)

Kondition:      ******** (8/10)

Anspruch:       ******** (8/10)



Der attraktive Grat auf die Larchetfleckspitzen - Karwendel vom Feinsten.

  

Karwendel + Bike = Like! Ein Hatscher von Scharnitz in eines der langen Karwendeltäler empfiehlt sich in aller Regel nicht, daher auch diesmal mit dem MTB hinein Richtung Karwendelhaus. 

 

Dieses Mal aber nicht allzu weit, ich richte mein Raddepot in der Nähe des Kirchlkars ein, durch das ich später absteigen werde. Der markante Zapfen der Westlichen Larchetkarspitze leuchtet bereits herunter. 

 

Zu Fuß weiter bis zur ehemaligen Larchetalm. 

 

Schwülwarmes Juli-Wetter, bereits um 7:30 Uhr morgens entsprechende Quellungen. Ich visiere das von hier nicht sichtbare Larchetkarl in der Südflanke der Tiefkarspitze an, deren Vorgipfel etwas rechts der Bildmitte schon zu sehen ist. Der Anstieg erfolgt am besten rechts der breiten Rinne durch den Wald- und Latschengürtel (die Route findet man im Internet, nicht aber im AVF). 

 

Links zweigt ein kleiner Forstweg vom Hauptweg zum Karwendelhaus ab, bei der Sendeanlage geht's hinein in den Wald. 

 

Relativ schnell verschwinden die zaghaften Steigspuren, die übliche Spiel im Karwendel.

 

Daher ziemlich direkt den Hang rauf. 

 

Blick nach Osten Richtung Karwendelhaus und Hochalmsattel. Links die von Roman besuchte Östliche Karwendelspitze, eines der häufiger begangenen Gipfelziele der Nördlichen Karwendelkette (wobei "häufig" schon relativ ist). 

 

Die Larchetflecken. 

 

Der Anstieg bleibt eines: steil. An einer Stelle hat's ausnahmsweise eine Latschengasse, sonst bleibt der Weg dem Gespür des Begehers überlassen.

 

Gegenüber die Nordseite der Karwendelhauptkette - rechts Pleisenspitze (2.569m), mittig Larchetkarspitze (2.541m), links Riedlkarspitze (2.585m). 

 

Nach den Latschen zieht es weiterhin sehr steil bergan. Hier ist Trockenheit wichtig. Alternativ gäbe es auch näher bei der Rinne eine felsige Variante. 

 

Das Gelände sollte nicht unterschätzt werden. 

 

Vor allem sollte man auch darauf achten, wo man hinsteigt und -greift. 

 

Langsam legt sich der Hang zurück und man kann auf 1.950m bequem in das Larchetfleckkarl einsteigen. Vorne der weitere Anstieg: zuerst mühsam entlang der Felswände die Schotterreise hinauf, dann entweder direkt in der Rinne bergan (II) oder links davon in den Schrofen. Eine weitere Alternative wäre direkt am rechts sichtbaren Südostgrat (II). 

 

Einstieg in das Larchetfleckkarl. 

 

Die Schotterreise ist ziemlich mühsam. Ich entscheide mich links hinauf durch die Schrofen zu steigen. Steinmänner sucht man hier vergeblich. 

  

Die Steilrinne sah aus der Nähe mit betonharter Schneefüllung nur bedingt attraktiv aus, soll aber an deren felsiger Begrenzung auch gut machbar sein (II). 

 

Rückblick in das Larchetfleckkarl, die Schrofen sind teilweise erklecklich steil. Je weiter links (im Aufstiegssinn), desto leichter. 

 

Fast schon am Grat, rechterhand Vor- und dahinter der Hauptgipfel der Tiefkarspitze. 

 

Erster Steinmann seit Langem. Blick nach Norden in das Mittenwalder Becken, das Estergebirge in Wolken.

  

Nach Westen die schönen Larchetfleckspitzen, das tiefe Dammkar, dahinter die Westl. Karwendelspitze (2.385m) und rechts die Karwendelköpfe. 

  

Am breiten Grat ostwärts. 

 

Blick vom Vor- zum Hauptgipfel der Tiefkarspitze. 

 

Oberes Tiefkar, durch das man ebenso zum Südostgrat aufsteigen könnte. 

 

Vom Vorgipfel nordseitig in eine Scharte runter (I). 

 

Das orangegelbe Material kündigt bereits ...

 

... die harmlose, lehmige Rinne an. An deren Rändern kann man auf einigen Tritten gut aufsteigen, deren Haltbarkeit aber vorher unbedingt testen. 

 

Von der Scharte sieht man die schrofige Südflanke ein. 

 

Etwas brüchig hinauf (I). 

 

Am Gipfel der Tiefkarspitze (2.432m). 

 

Die Tour ist noch lange nicht zu Ende: nächste Etappe ist der Grat hinüber zu den Larchetfleckspitzen. 

 

Also wieder am Grat retour und nun weiter nach Westen. Herrlicher Blick auf das Karwendeltal. 

 

Entweder direkt am felsigen Grat oder links davon in den Schrofen halten. 

 

Mächtig anzusehender Ostgrat der Östlichen Larchetfleckspitze. 

 

Bei guten Verhältnissen keine Orientierungsschwierigkeiten. Im Hintergrund die Tiefkarspitze. 

 

Dammkar mit Dammkarhütte, rechts der Predigtstuhl (1.975m), ein berüchtigter Klettergipfel. 

 

Schöne Kletterei bis II- (die Bewertung I lt. AVF ist etwas zu niedrig, wenn man sich direkt am Grat hält). 

  

So fühlt man sich frei!

 

Das etwas tiefer versetzte Gipfelkreuz der Östlichen Larchetfleckspitze (2.362m). 

 

Die Nördliche Karwendelkette kenne ich noch nicht so gut, das lässt sich aber in Zukunft sicher ändern. 

 

Am eigentlichen Gipfel der Östl. Larchetfleckspitze mit schmucklosem Grenzstein und gefällter Metallstange. Tief- und Hochkarspitze im Hintergrund nun wieder wolkenfrei. 

 

Gegenüber auf fast gleicher Höhe die Westl. Larchetfleckspitze. 

 

Unschwierig runter. 

 

Zum Gipfelsteinmann auf der Westlichen Larchetfleckspitze (2.352m). 

 

Richtung Westen ist Ende Gelände für Wandersleut', warum sieht man anschließend von unten. 

 

Daher gilt es die begrünte Schulter im Südgrat anzusteuern. 

 

Daher retour in die Scharte ... 

 

... und auf den Südgrat runter. 

 

Nach Westen die Kirchln. Sehr wildes Gelände, irgendwo soll's da ja runter gehen. 

 

Eine kleine Holzstange markiert den Einstieg in das Kirchlkar. 

 

Genauer gesagt: auf die Grasbänder oberhalb des Kirchlkars. Ein Steinmann sagt mir, dass ich richtig bin. Trotzdem deftige Szenerie. Im Wesentlichen sind es drei Grasbandetagen: Zwischenziel ist das oberste Grasband unterhalb des mittleren Kirchls etwas oberhalb der Bildmitte, von dort auf das mittlere und gleich weiter auf das untere Grasband und weiter ins Kirchlkar. Nicht schwerer als I, aber nervenzehrend.

 

Kirchl- (2.301m) und Sulzlekammspitze (2.321m) - Teile des Mittenwalder Höhenwegs. 

 

Vom Einstiegspunkt erst einmal etwas steiler abwärts (I). 

 

Einblick in das Kirchlkar vom obersten Grasband. Schaut ja so aus als wenn der Abstieg ein Klacks wäre.  

 

Der westliche Steilabbruch der Westl. Larchetfleckspitze. Hier braucht's richtige Kletterei, angeblich aber "nur" III+. 

 

Eher flach entlang der Felswände das obere Grasband hinüber bis unter das mittlere Kirchl.

 

Leider hab ich es verabsäumt, mir von oben die exakte Wegführung samt Orientierungspunkten einzuprägen, so stehe ich mehrmals an ungangbaren Abbrüchen und muss eine neue Linie suchen. 

 

Hier bin ich auf dem mittleren Grasband und aufgrund vermeintlicher Steigspuren zuweit rechts (östlich). 

 

Also wieder zurück nach oben auf die runde Grasschulter und dann links vorne hinunter auf das untere Band. 

 

Das unterste Grasband spuckt mich an bequemer Stelle in das Kirchlkar aus. 

 

Das Amphitheater des Kirchls mit den drei gut sichtbaren Grasbandetagen.

 

Die Schwierigkeiten sind geschafft, nun der Nase nach abwärts. 

 

Von hier kann man schön den Westgrat des Hohen Gleirsch einsehen. 

 

Wunderschönes Kar. 

 

Unten prägt sich ein guter Steig aus. Durch das Kirchlkar führt auch der Abstieg von der unteren Dammkarscharte ins Karwendeltal. 

 

Es ist nicht besonders weit ins Karwendeltal. 

 

Nachmittägliche Quellungen über der Vogelkarspitze. 

 

Der Forstweg spuckt mich direkt beim Rad aus. 

 

Rückblick auf den Abstiegsweg vom Kirchlkar. 

 

Wie immer endet die Tour mit einem gemächlichen Ausrollen hinaus nach Scharnitz. Die Runde war durch die immer wieder erforderliche Routensuche abenteuerlicher als ich dachte. Die Nördliche Karwendelkette hält wohl noch so manch anderes Kleinod für Liebhaber dieses Gebirges bereit. 

 


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Kommentare: 6
  • #1

    rainer (Donnerstag, 12 Juli 2018 18:56)

    schöner Bericht Juergen und erschreckend schlechte Geologie. Da muß ich näher nachforschen.
    Berg Heil!

  • #2

    jürgen (Sonntag, 15 Juli 2018 16:24)

    danke, Rainer! die nördliche karwendelkette ist in der tat anders als die uns so gut bekannten ecken. da gibts noch viele ziele zu erforschen. gruss

  • #3

    Sebastian (Dienstag, 14 August 2018 07:57)

    Die Tour habe ich so auch schon unternommen. Allerdings dann mit Ausstieg nach den Kircheln ins Dammkar. Da hatte ich auch meinen Spaß mit der Wegfindung auf den Grasbändern über dem Kirchlkar. Konnte ich dank der schönen Bilder nochmal Revue passieren lassen.. :-)

  • #4

    jannis (Montag, 18 Mai 2020 19:23)

    Gibt es eine .gpx für die Tour? Im Notfall ist mir immer wohler, nachschauen zu können als "auszuprobieren"

  • #5

    Jürgen (Dienstag, 02 Juni 2020 21:05)

    Sorry, damit können wir leider nicht dienen, wäre aufgrund der markanten Höhenunterschiede auf kleinstem Raum auch zu riskant. Richtpunkte von oben einprägen, dann sollte es keine Probleme geben. Lg

  • #6

    Thomas (Mittwoch, 28 April 2021 10:28)

    Korrekt Jürgen, eine gpx macht da wenig Sinn, lieber die Topo bildlich einprägen und die wichtigsten Wegpunkte ansteuern :)