Metzenjoch - Kellerjoch

2313 / 2344 Meter

Tuxer Alpen

12. September 2018

Autor: Jürgen

 

Beschreibung:

Auf der Almstraße zum Naunzalm-Niederleger (1.600m), über den Steig zum Hochleger (1.840m) und auf den Kamm zum Naunzstand (2.045m). Im Uhrzeigersinn um das Kellerjoch zum Joch nördlich des Gratzenkopfs, oberhalb des Kaunzalm-Hochlegers vorbei und zum Falschegg in der Nähe des Onkelsjochs. Von dort auf Steigspuren in westlicher Richtung am schmäler werdenden Grat zum Metzenjoch (2.313m). Weiter am felsdurchsetzen Grat über mehrere Gratköpfe, den schwierigsten Aufschwung südlich umgehend, hinüber zum Kreuzjoch, dem Hauptgipfel des Kellerjochs mit der Kapelle (2.344m). Abstieg über die Kellerjochhütte und die Naunzalmen. 

 

Es gibt viele lohnenswerte Touren am und rund um das Kellerjoch, wie z. B. die Runde über Kuhmesser und Kreuzjoch, die Umrundung des Kellerjochmassivs mit dem Bike oder die Skitour über den Gratzenkopf zum Kreuzjoch.

  

Schwierigkeitsgrad: sehr schwierig (T6/III)

Der Grat zwischen Metzen- und Kreuzjoch ist eine komplett andere Hausnummer als die üblichen einfachen Wege am Kellerjoch. Der hohe Aufschwung nach der ersten tiefen Scharte kann nur über ein sehr ausgesetztes Band und eine schwierige Kletterpassage in der obersten Wand (III+, stark ausgesetzt) direkt erklettert werden - ich bin diesen Aufschwung nach mehrmaligem Probieren umgangen. In weiterer Folge einige schwierige Gratköpfe (II bis III) und eine scharfe, exponierte Gratstelle. Wer den seilfreien III. Grad nicht beherrscht, sollte unbedingt sichern.  

 

Dauer: 5:00 Stunden

Höhenmeter: 1.050 Meter

 

Parkplatz:

Hochpillberg / Grafenast, kleiner Parkplatz auf der Forststraße zum Loassattel

 

Einkehrmöglichkeiten:

Kellerjochhütte

 

Landschaft:     ******** (8/10)

Kondition:           ****** (6/10)

Anspruch:      ********* (9/10)



Abendtour auf das aussichtsreiche Kellerjoch in den Tuxer Voralpen. Der Sonnenuntergang bei der Kellerjochhütte bildete den entspannten Abschluss der anspruchsvollen Gratbegehung zwischen Metzen- und Kreuzjoch.

 

Später Nachmittag, wohin des Weges? Das Kellerjoch ist bestens erschlossen, ich starte meine Runde bei einem kleinen Parkplatz an der Forststraße zum Loassattel (ca. 1.450m) - erstes Zwischenziel ist der Naunzstand oben am Kamm. 

 

Herrliches Wetter, zuerst auf der Almstraße hinauf zum Naunzalm-Niederleger ...

 

... und am urigen Steig ...

 

... zum Hochleger. Das Kellerjoch ist zurecht bekannt für die Wahnsinns-Aussicht in das Inntal. 

 

Oben die Kapelle am Kreuzjoch (2.344m), von dort werde ich mir später den Sonnenuntergang erste Reihe fußfrei ansehen. Vorher habe ich aber noch ein Gustostückerl eingeplant.

 

Am Naunzstand, vorne rechts der Arbeserkogel (2.026m). 

 

An der Nordseite etwas abwärts Richtung Alte Kellerjochhütte und Proxenalm. Im Winter sind Nelli und ich da runtergezischt. Vorne der lohnenswerte Gratzenkopf (2.087m).

 

 

Längere Querung auf schmalem Steig. 

 

Und steil zum kleinen Joch südlich des Gratzenkopfs. 

 

Wer will, könnte hier von Norden zum Kreuzjoch aufsteigen. Links bereits Teile des gezackten Felsgrats, der vom Metzenjoch von Osten her auf das Kreuzjoch zuläuft.  

 

Schöner Blick Richtung Unterinntal und in das Öxltal, das ich damals auf meiner Kellerjoch-Umrundung mit dem Bike durchquert habe. Nun nochmals ein kleiner wegloser Abstieg zum Kaunzalm-Hochleger vorbei am alten Bergwerk. Vorne rechts die Anlagen des Skigebiets Fügen-Spieljoch.

 

Weglos quere ich am Hang, um mir einen zu tiefen Abstieg zu ersparen. Drüben das Rofan in der Nachmittagssonne. 

 

Schon lange hatte ich das Metzenjoch und den Gratübergang im Auge. Man findet kaum Informationen, jetzt schau ich mir ihn endlich einmal aus der Nähe an. Schaut spannend aus, ganz anders als die üblichen sanften Grate in den Tuxern. 

 

Hinüber zum Sattel unterhalb des Onkeljochs (2.066m). 

 

Beim Onkeljoch öffnet sich ein fantastischer Fernblick nach Südosten ins Zillertal und zur Reichenspitzgruppe

 

Beim Falschegg, unten Öxltal mit der Kaunzalm. 

 

Auf Steigspuren aufwärts, keine Markierungen mehr. 

 

Auf den letzten Metern etwas steiler und felsiger (T4). 

 

Rasch komme ich zum Metzenjoch (2.313m) mit wunderbarer Aussicht. 

 

Na dann sind wir mal gespannt - mein Ziel ist der möglichst direkte Gratübergang hinüber zur Kapelle am Kreuzjoch. 

 

Anfangs einige kleinere Gratbuckel (T5/I). Klar ist, dass es hier absolut trocken sein muss. 

 

Lange dauert es nicht bis zum ersten Hinweis, dass es hier mit jedem Meter anspruchsvoller wird. 

  

Man kann sich entweder am Seil in die Südflanke runterhanteln, oder wie ich ziemlich direkt und steil in die Scharte absteigen.

 

Na bumm, diesen mächtigen Zapfen habe ich schon von unten ausmachen können. Ich studiere die Anstiegsmöglichkeiten. Um schwieriger Felskletterei auszuweichen (IV und mehr), kann es nur über das grasige Band nach rechts hinaus in die ausgesetzte Ostseite gehen. 

 

Ich steige über das Steilgras zu. Aus der Nähe betrachtet wird das nicht zahmer. Über eine IIer Stelle gelange ich auf das ...

 

... markante, ziemlich ausgesetzte "Grasbüschelband" hinüber zum kleinen Baum. 

 

Rückblick vom Baum (dessen Spitze im Vordergrund) auf das Metzenjoch. 

 

Etwas aufwärts in eine Verschneidung. Das letzte Wandl ist etwa 5m hoch und brutal ausgesetzt. Mit meinen leichten Speedcross ist mir dieser ambitionierte Aufschwung (mind. III+) zu heikel, vor allem weil ich oben an der Kante keine eindeutige Griffmöglichkeit ausmachen konnte. Rückzug.

 

Also wieder abgeklettert und vorsichtig über das Band rüber. 

 

Ich entscheide mich zur südlichen Umgehung und nehme die erstbeste Möglichkeit, um wieder zum Grat zurückzukommen. 

 

Ein Abend in den Bergen. 

 

Hier die schwere, extrem ausgesetzte Stelle von oben. Die Perspektive täuscht vielleicht, aber es geht mindestens 50m senkrecht nach unten. Etwas rechts der Bildmitte ein kleines Podest (das Bäumchen sieht man knapp nicht), man muss dann nach links in die Verschneidung - etwa 3m haben gefehlt. Die Entscheidung abzubrechen war aber richtig, die Stelle wird wohl meist gesichert. Abklettern? Never ever.

 

Ich wende mich wieder der Sonne zu, was wohl noch auf mich wartet?

 

Der nächste mit Seilschlinge verzierte Abbruch. 

 

Bleibt im IIer Bereich.

 

Oha, eine Markierung. Zur Orientierung braucht man diese aber nicht, da man kaum Ausweichmöglichkeiten hätte. Es gilt: entweder am Grat oder tiefe Umgehung.

 

Abstieg in eine schmale Scharte, der nächste Felskopf samt abschüssiger Platte ist wieder etwas gefinkelter. 

 

Nicht über den Kopf drüber, sondern unterhalb auf Reibung und über eine zwar kurze, aber sehr schmale und ausgesetzte Gratstelle. 

 

Schnelles Tempo ist bei der Erstbegehung kaum möglich, nur wenig Gehgelände und schwere Stellen im Minutentakt.

 

Nächste Abseilstelle, geht aber ganz gut ohne (II). 

 

Langsam komme ich der Kapelle näher. Es wartet ein letzter Gratkopf, mit leicht ausgesetztem Aufstieg in der südlichen Flanke (II+). 

 

Abseilstelle, die letzte: dieser Abstieg hat es seilfrei wieder in sich.

 

Die Wand ist fast senkrecht, die Grasbüschel eher störend (III). 

 

Das war's - runter in einen kleinen Sattel und hinauf zur Gipfelkapelle am Kreuzjoch (2.344m). 

 

Wie schrieb ich so schön in früheren Berichten: der Grat zum Metzenjoch scheint "etwas alpiner" - die Begehung lieferte den Beweis. 

 

Nun aber Genuss am Kellerjoch, im Hintergrund das weite Karwendel

 

Traumhaft. 

 

Kapelle am Kreuzjoch, es sind nur rund 100 Höhenmeter hinunter über den teils versicherten Steig zur ... 

 

Kellerjochhütte (2.237m), in den letzten Sonnenstrahlen des Tages. 

 

Sonnenuntergang überm Karwendel am Hochnissl (rechts), mittig die kürzlich besuchten Kaiserkopf & Hochglück

 

Im letzten Tageslicht steige ich über die Naunzalmen ab. Das war ein echtes Gratschmankerl in den Tuxer Alpen am aussichtsreichen Kellerjoch - werde ich mit Sicherheit wiederholen!

 


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Kommentare: 2
  • #1

    Knapp Thomas (Sonntag, 30 September 2018 16:01)

    Servus Jürgen, lässige Tour!
    Der grosse Turm wird nicht rechts hinaus zum Bäumchen genommen sondern auf dem schmalen Grasband ganz links raus zu Kante und an dieser direkt hoch, ist schon sehr ausgesetzt aber die Kante ist gutgriffig, oben geschlagener Haken, schätz mal so III. Grad

  • #2

    Jürgen (Mittwoch, 03 Oktober 2018 17:48)

    Danke, Thomas, für den Tipp! Bei dem letzten Aufschwung oberhalb des Bäumchens, wo ich kapituliert habe, hing oben eine etwas ältere Schlinge.. aber gut zu wissen, dass es eine andere, sinnvollere Linie gibt! Gruß