Voldertal-Umrundung

2796 Meter

36 Kilometer, 3100 Höhenmeter

Tuxer Alpen

30. Juli 2020
Autor: Marcell Mayr

 

 

 

Start und Ziel: Tulfes (Sportplatz)

Startzeit: 5.04 Uhr

Ankunft: 16.44 Uhr

Gesamtstrecke: 36km/3100hm

Gesamtzeit: 11:40 Stunden

 

 

Weg:

 

  • Tulfes – via Gschwendt ins Voldertal – Volderwildbad - Krepperhütte (laufend auf Asphalt und Forststraße in ~ 45min)

  • Einstieg in den Largotzsteig (unter Zuhilfenahme von Falt-Stöcken) – Largotzalm (1:20) – Gipfel Largotz (1:40) – Wattenspitz (2:00) – Haneburger (3:03) – Malgrübler (4:07) – Sunntiger (5:10) – Seekarspitz (6:20) – Naviser Jöchl (6:34) – Grafmartspitz (7:00) – Grünbergerspitz (7:18) – Rosenjoch (7:42) – Kreuzspitz (7:59) – Glungezer (9:14)

  • Glungezerhütte (Mittagessen mit Weizen alkoholfrei und Kathmandu-Nudeln)

  • Glungezerhütte – Tulfein (über Skipiste) –Halsmarter (Schleppliftspur) – Talstation Glungezerbahn (via Gondeltrasse) - Tulfes in ~2h

  • Zeitangaben entsprechen der jeweiligen Bruttozeit (keine Pausen abgezogen)

 

Ausrüstung:

Laufrucksack mit Faltstöcken

Trailrunning-Schuhe

 

Verpflegung:

1 Riegel

3 Gel

8 Salztabletten (1 pro Stunde)

4,5l Flüssigkeit (4 Soft-Flask mit 1,5l Gesamtvolumen), aufgefüllt am Brunnen Largotz-Alm und dann zweimal Schneefelder abgeschürft

Mittagessen Glungezerhütte

 

 

Beschreibung:

 

 

Im Sommer 2019 las ich im Internet auf www.spitzentreffen.at zum ersten Mal vom Vorhaben, das Voldertal auf seinen Gipfeln komplett zu umrunden. Ich war von diesem Projekt sofort begeistert und nahm es auch gleich in meine „to-do-list“ auf.

 

Am meisten Respekt flößte mir das Zeitausmaß ein. Denn ich war noch nie solange in den Bergen auf den Beinen. Dazu kamen noch einige Unsicherheitsfaktoren hinzu:

 

Seit Mai plagte mich eine Muskelverletzung in der linken Wade, die mir ein Laufen über längere Zeit unmöglich macht. Zwar wusste ich, dass ich den Großteil dieser Tour gehend verbringen würde, wollte aber gerade den ersten Teil bis zur Krepperhütte, um Zeit zu sparen, laufen. Also was wäre, wenn meine Verletzung gerade auf den ersten Kilometern akut würde…

 

Der zweite Unsicherheitsfaktor war die Besteigung des „Sunntigers“. Dieser Gipfel gilt als einer der Wenigen im Voldertal als einigermaßen klettertechnisch anspruchsvoll. Da ich nicht unbedingt mit Klettertalent gesegnet bin, ließ mich Herr Sunntiger im Frühsommer dieses Jahres auf einer Erkundungstour schon einmal abblitzen und zeigte mir seine feucht-kalte Schulter.

 

Da für Donnerstag, 30. Juli, wettertechnisch gutes Wetter mit wenig Gewittergefahr angesagt war, entschied ich Anfang der Woche mein Projekt durchzuziehen.

 

Zeitig in der Früh um 5.00 Uhr startete ich direkt vor meiner Haustür nahe dem Tulfer Sportplatz. Die ersten Kilometer absolvierte ich laufend ohne muskuläre Probleme bis zur Krepperhütte in einer knappen Dreiviertelstunde. Von da an ging es mit Faltstöcken bewaffnet in den Largotzsteig bis zur namensgleichen Alm (1:20h) und seinem Gipfel, den ich nach 1:40 h erreichte. Da ich mich für den gewichtssparenden Laufrucksack als ständigen Begleiter entschied, war mein Flüssigkeitsvolumen auf 1,5 Liter in 4 Trinkbeutel reduziert. Deswegen versuchte ich schon auf den ersten Kilometern, für mich atypisch, recht viel zu trinken. Denn am Brunnen auf der Largotz-Alm bestand auch die erste und letzte Möglichkeit Wasser zu füllen.

 

Am Grat ging es weiter über die Wattenspitz (2:00h) bis zum Haneburger (3:03h). Ein Erlebnis der besonderen Art, dass ich fototechnisch leider nicht festhalten konnte, erlebte ich am Aufstieg zur Wattenspitz. Noch nie konnte ich Steinböcke im Voldertal bewundern. Und dann waren gleich sechs Jungtiere im Rudel unterwegs. Den Gipfel des Haneburgers passierte ich nach knapp dreistündiger Wegzeit. Der Abstieg am Grat ließ dann mein Herz höher schlagen, da ich klettertechnisch das erste Mal herausgefordert wurde.

 

Im Stundentakt passierte ich den Malgrübler (4:07h) und den Sunntiger (5:10h). Jetzt stand ich also da vor meiner größten Herausforderung an diesem Tag. Natürlich wäre es möglich diesen Gipfel zu umgehen, doch dann wäre diese Tour für mich nicht vollständig. Meinen ersten Versuch über den Nordgrat brach ich mangels fehlender Überzeugung ab, um mich am Südgrat über den „Normalweg“ zu probieren. Aus Sicherheitsgründen lies ich meinen Rücksack mit den Stöcken am Einstieg liegen. Blöderweise lag da auch mein Handy gut verstaut und somit war es mir nicht möglich, ein Gipfelfoto zu schießen. Nach einer kurzen Phase des Innehaltens in der Schlüsselstelle konnte ich meine ganze Kraft bündeln und diese gefühlt senkrechte Wand trotz meiner Zweifel erklimmen. Der Rest war dann nur mehr Formsache und ohne Schwierigkeiten zu erledigen. Mit Glücksgefühlen überladen und einer Portion Leichtsinn schaute ich mir beim Abstieg nochmals den Nordgrat an. Dabei sah ich eine für mich leichtere und geeignetere Variante des Abstiegs. Ich wählte eine Rinne, die zum westseitigen Normalweg führte.

 

Die folgenden Gipfel bis zum Naviser Jöchl (6:34h) waren dann problemlos zu meistern: Seekarspitz (5:50h) und Volderer Sunnspitz (6:20h). Kurz vor dem Gipfel der Seekarspitz kam mir die Idee meine Trinkbeutel mit Schnee aus den Schneefeldern zu füllen. Diese Tugend, wie so oft aus der Not geboren, erwies sich als guter Schachzug. Ohne weitere Möglichkeit der Flüssigkeitsaufnahme hätte mein Projekt wohl ein jähes Ende gefunden.

 

Vom Naviser Jöchl aus ging es weiter auf die Grafmart- (7:00h) und Grünbergspitz (7:18h). Ersteren konnte ich heuer im Winter von Navis aus auch schon mit Tourenski besteigen. Weiter ging es auf das Rosenjoch (7:42h) und die Kreuzspitze (7:59h). Zwischen diesen beiden Gipfeln schürfte ich nochmals in den Schneefeldern nach Wasser. Kurz nach der Kreuzspitze war es dann auch mit dem Akku meiner Garmin-Uhr geschehen, der sich leider kurz nach 8 Stunden verabschiedete.

 

Die letzten 90 Minuten vom Rosenjoch bis zum Glungezer (9:14h) erwiesen sich als ein nicht mehr enden zu scheinendes Auf und Ab zwischen Felsblöcken. Die Ankunft auf meinem Hausberg war dann mit Glücksmomenten behaftet und erfüllte mich mit Stolz. Das verspätete Mittagessen um 14:30 auf der Glungezerhütte mit den bekannten Kathmandu-Nudeln und einem alkoholfreien Weizenbier erschienen mir mehr als verdient.

 

Der restliche Rückweg von der Glungezerhütte nach Tulfes war dann wegen seiner wenig erwähnenswerten Momente mehr ein Pflichtprogramm als Genuss. Ich wählte die kürzeste Variante über die Schipiste des Glungezer-Schigebietes bis zur Halsmarter und dem seit der Errichtung der neuen Gondelbahn nicht mehr bestehenden Steig entlang der Gondeltrasse. Den letzten Kilometer ging es dann barfuß auf Asphalt zurück zum Ausgangspunkt beim Tulfer Sportplatz (11:40h).



Bilder der aktuellen Bedingungen:



Kommentare: 1
  • #1

    rainer (Sonntag, 02 August 2020 15:20)

    Gratuliere Marcel!
    Die schönen Eindrücke dieser phantastischen Reise wirst du nie vergessen, glaub mir.
    Berg Heil!