Tristner (auch: Dristner bzw. Jaunspitze)

2767 Meter

Zillertaler Alpen

5. Juli 2020

Autor: Jürgen

 

Beschreibung:

Rundtour von Ginzling bzw. Mayrhofen aus dem Zillertal über den Nordgrat (Harpfnergrat) auf den Tristner, den bombastischen Aussichtspunkt und nördlichen Abschluß des Floitenkammes: als Runde am besten Auto in Ginzling (965m) geparkt und mit Bike hinab bis kurz vor Mayrhofen (ca. 680m), Bikedepot. Aufstieg zum Nordgrat über die Harpfneralmen (1.041m / 1.171m) und am sich zunehmend verschmälernden Rücken zum Harpfnereck (2.040m). Übergang auf den Wiesen- und Felsgrat zum Dristnereck (2.371m) und zum Gipfel (2.767m). Abstieg nach Ginzling über die Jhtt. Wandegg (1.806m) und die Floitenschlaghütte (1.450m).

 

Schwierigkeitsgrad: sehr schwierig (T5/II)

Aufgrund der Höhenmeter nur bei sicheren Verhältnissen einsteigen. Kletterschwierigkeiten bis II, am Gipfelaufbau auf richtige Route achten. Abstieg nach Ginzling oben im exponierten, sehr unfallträchtigen Steilwiesengelände, nur bei Trockenheit begehen.

 

Dauer: 7:30 Stunden

Höhenmeter: 2.140 Meter

 

Parkplatz:

Ginzling Ortszentrum.

 

Einkehrmöglichkeiten:

Unterwegs keine, Gastronomie in Ginzling oder Mayrhofen

 

Landschaft:  ********** (10/10)

Kondition:      ********* (9/10)

Anspruch:           ******* (7/10)



Herrlich schroffe Berggestalten bei Kaiserwetter: der rustikale Floitenkamm und der vergletscherte Zillertaler Hauptkamm vom Gipfel des Tristner (2.767m). Dessen Nordgrat bietet Klettervergnügen bis II und eine unvergleichliche Aussicht.

 

Will man den Tristner über den Nordgrat heimsuchen, stellt sich die Parkplatzfrage. Ich stelle das Auto in Ginzling ab (965m) und fahre mit dem Rad um 5:30 Uhr die 300 Höhenmeter hinunter bis kurz vor Mayrhofen. Geplant ist der Anstieg über den Harpfnergrat und Abstieg via Westflanke nach Ginzling, um später mein Rad mit dem Auto wieder abzuholen.   

 

Es geht also runter bis zum Nordportal des Harpfnerwandtunnels. Hinter einem Haus beginnt ein fast gänzlich verwachsender Steig.

 

Auf Steigspuren hinauf zum ansetzenden Bergrücken, es warten von hier über 2.100 Höhenmeter zum Gipfel. Alternativ könnte man auch von Mayrhofen selbst starten.

 

Sonnenaufgang über dem Brandenberger Kolm. Dank Corona wage ich mich auch einmal zur Sommerhauptsaison ins Zillertal, ich wurde mehr als belohnt. 

 

Viel Wald begleitet mich zur unteren Harpfneralm (1.041m). 

 

Über eine Almwiese zur oberen Harpfneralm (1.171m), gegenüber der Penken (2.095m). Wer glaubt, hier bereits dem Wald entfleucht zu sein, täuscht sich.

 

Denn bei diesem unscheinbaren Wegweiser (dem einzigen bis zum Gipfel!) taucht man wieder für mehrere 100 Höhenmeter in den Bergwald ein.

 

Dieser zeigt sich frühmorgens als lichtdurchflutetes, grünes Paradies. Links unten der Stillupgrund. 

 

Wunderbares Wandern auf guter Steigspur, Markierungen gibt es keine.

 

Viele Höhenmeter, viel Aussicht. Im Westen die Grinbergspitzen, rechts das Tuxer Tal und dahinter die Tuxer Gipfel rund um die Wattener Lizum.

 

Langsam lichtet sich der Wald, in den schattigen Bereichen begrüsst mich einiges an Morgentau. Teilweise ist durch die dichte Vegetation etwas Gespür für die Wegfindung gefragt.

 

...

 

Ich erobere das Harpfnereck (2.040m) mit einigen Almhütten.

 

Der Tuxer Hauptkamm: Schrammacher (3.410m) - Olperer (3.476m) - Hoher Riffler (3.231m).

 

Bei obersten Hüttl führt der Steig direkt über die Veranda.

 

Nach rund 1.400 Höhenmeter formt sich der Grat aus.

 

Noch hat man die Wahl: erste Felskraxelei oder Umgehungen in Almrosen und Gebüsch.

 

Tag und Landschaft wie aus dem Bilderbuch. Östlich gegenüber die Ahornspitze (2.973m), dank Lift leicht erreichbar und somit eine große Ausnahme im ansonsten schwer zugänglichen Ahornkamm.

 

Erstmals erblicke ich auf ca. 2.300m das Gipfelkreuz des Tristner. Insgesamt habe ich für den gesamten Nordgrat 4:10h gebraucht, bis hierhin genau die Hälfte der Zeit, allerdings schon drei Viertel der Höhenmeter. 

 

Langsam aber doch "Hände aus dem Hosensack", wie manche zu sagen pflegen.

 

Am Dristnereck (2.371m).

 

Eine Gruppe Einheimischer, die ich später am Gipfel treffe, schon im IIer Aufschwung.

 

Am Harpfnergrat ergeben Anforderung und Belohnung eine schwer schlagbare Kombination. 

 

Rein in das Klettervergnügen. Man beachte, wie tief unten hier bereits das Zillertal und Mayrhofen liegt.

 

Gleich zu Beginn eine der schwierigeren Stellen: griffarmes II.

 

Danach folgt herrliches, genussvolles Klettern.

 

Meist an der Kante aufwärts.

 

Tiefblick in den Stillupgrund und zum Ahornkamm, mittig der Grundschartner (3.065m).

 

Über das Dristnereck in die Tuxer (u.a. mit Rastkogel ganz links, 2.762m) und die östlich des Zillertals anschließenden Kitzbüheler Alpen.

 

Nach den ersten Felspartien gelegentliches Gehgelände. Aufgrund der beiderseitgen steilen Wiesen ist Trockenheit hier ein Muss.

 

Meist bleibt es felsig, stellenweise leicht brüchig. 

 

Immer wieder lässige Aufschwünge (max. II).

 

Langsam nähert sich der Gipfelaufbau des Tristner. Die immer wieder kursierende alternative Bezeichnung 'Jaunspitze' könnte, wie ich an einer Stelle gelesen habe, auch auf den rechten grasbewachsenen Gipfel zutreffen. Wer mehr weiß, gerne Kommentar dazu.

 

Eine besondere Gestalt: die Zsigmondyspitze (3.089m) im Mörchenkamm.

 

Gras weicht dem Fels.

 

Unschwierig die diversen Stufen rauf. Beim Felskopf rechts oben verpasse ich offenbar die richtige Linie ... 

 

... und mir einen ausgewachsenen IIIer, aus dem ich mich ganz unelegant auf Almrosen (Haltbarkeit prüfen!) herausziehe. Muss nicht sein, also genau auf die Route achten.

 

Auch dieses Kerlchen muss nicht erklettert werden, steht abseits am Grat.

 

Es zieht sich etwas, wohl dem der so einen Traumtag erwischt.

 

Die letzten 100 Höhenmeter. Auch hier etwas brüchig, aber keine Schwierigkeiten mehr.

 

Das Werk der letzten 2 Stunden.

 

10:20 Uhr, am Tristner (2.767m). 

 

Augen auf, der Mund steht sowieso offen beim Rundblick in die Zillertaler Gletscherwelt. Schnell wird auch klar, wie anspruchsvoll und langwierig die Überschreitung des Floitenkamms sein muss. 

 

So entspannt die Rundumsicht auch ist, für den folgenden Abstieg ist nochmals Konzentration und hohe Trittsicherheit gefragt. Diese Passage ist leider sehr unfallträchtig (T5). 

 

Harpfnergrat beim Abstieg über die Westflanke. 

 

Buff und Kapperl ergeben einen etwas ramponiert wirkenden Sonnenschutz, Hauptsache aber man behält hier einen kühlen Kopf.

 

Nach unten hin verbreitert sich der Wiesengrat.

 

Traumhafter Aussichtspunkt auf ca. 2.400m.

 

Die 1.800 Höhenmeter Abstieg fordern nochmals Kondition. 

 

Andere schalten Netflix ein, ich geh' auf den Berg und mache die Augen auf.

 

Hochsommerlicher Abstieg. 

 

Ich sehne den Schatten herbei, ab der Jhtt. Wandegg (1.850m) bekomme ich etwas davon.

 

Natur.

 

Abstieg in vielen Kehren durch den Floitenschlag.

 

Vorbei an der baufälligen Hütte (1.450m).

 

Hinab in das wunderschön gelegene Ginzling, einem historischen Zentrum der Bergsteigerei.

 

Rückblick auf den Floitenschlag, in der Gegenrichtung von Ginzling aus wäre die Tour fast durchgängig steil. Sei es wie es sei, die Tour ist in jedem Fall eine Wucht.

 

Zuguterletzt hole ich mein Bike ab und kann von Mayrhofen aus nochmals den langen Nordgrat des Tristner einsehen. Nachahmung bei entsprechender Kondition uneingeschränkt empfohlen. 

 


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Kommentare: 1
  • #1

    Knapp Thomas (Mittwoch, 19 August 2020 17:27)

    Schöne Tour, Floitenturm is auch sehr zu empfehlen�