Hochwilde (Haupt- und Nordgipfel)

3480 / 3458 Meter

Ötztaler Alpen

17. August 2018

Autor: Jürgen

 

Beschreibung:

Von Pfelders (1.682m) mit dem MTB in den Talschluß zur Lazinser Alm (1.860m), Raddepot. Die folgende Hangstufe überwindet man am neuen Steig, der alte Steig ist wegen Steinschlaggefahr gesperrt! Oben am gut ausgebauten Weg hinauf zur weithin sichtbaren Stettiner Hütte (2.875m). Weiter am Südrücken am Grützmacher-Weg aufwärts zu einem Sattel (Pkt. 3.150m). Der ursprüngliche Normalweg durch die Südostflanke ist ebenso gesperrt, daher links weiter durch die teils steile Südflanke und einige versicherte Kletterstellen zum Hauptgipfel (3.480m). Direkt am Grat hinüber zum Nordgipfel (3.458m). Wieder retour zum Hauptgipfel, dann Ab- wie Aufstieg. 

 

Schwierigkeitsgrad: schwierig (T4/II)

Normalweg von Süden ab Stettiner Hütte steil und teilweise versichert, bei Trockenheit ohne große Schwierigkeiten (T4/I). Gratübergang zum Nordgipfel klettersteigartig versichert (B/II); bei der Begehung im August 2018 eine Stelle II+ bei einem möglicherweise frischen Ausbruch.

 

Dauer: 7:00 Stunden (teilweise als Lauf, sonst erheblich mehr Zeitbedarf).

Höhenmeter: 1.850 Meter

 

Parkplatz:

Bergbahnen Pfelders (6€/Tag).

 

Einkehrmöglichkeiten:

Stettiner Hütte

 

Landschaft:  ********* (9/10)

Kondition:      ******** (8/10)

Anspruch:         ******* (8/10)



Hoch und (ein bisschen) wild - der Nordgipfel der Hochwilde (3.458m) hoch über dem Gurgler und Langtaler Ferner wird seinem Namen durchaus gerecht. 

 

Anfahrt über das Passeier ins Pfelderer Tal. Ich starte mit meinem Bike auf 1.682m beim Parkplatz der Bergbahnen in Pfelders und visiere erst einmal die Stettiner Hütte an.  

 

Eine gute Forststraße bringt mich hinauf nach Lazins (1.752m), die Hochwilde leuchtet bereits oberhalb des Hochnebels in der Sonne. Dann noch ein Stück weiter in den Talschluß zur ... 

 

... Lazinser Alm (1.860m). Raddepot und dann über die im Hintergrund sichtbare hohe Wandstufe hinauf. Ab hier beginnt der Naturpark Texelgruppe.

 

Von unten war es mir nicht ersichtlich, daher nehme ich irrtümlich den eigentlich gesperrten alten Normalweg. Die Schuttrinne links vorne dürfte der Grund für die Sperrung wegen Steinschlaggefahr sein. 

 

Ab hier bin ich wieder "legalisiert" - bitte also den von unten gesehen rechten Weg nehmen, habe ich beim Abstieg dann auch so gemacht. 

 

Ein herrlicher Sommertag im schönen Pfelderer Tal. Der Hintere Seelenkogel (links der Bildmitte), der wie die Hochwilde auch einen gletscherfreien Anstieg hat, gibt sich kurz zu erkennen. 

 

Über glatt geschliffene Platten steigt man aus der ca. 500 Meter hohen Wandstufe aus. Im Süden taucht die Grafspitze (3.147m) auf, dahinter noch nicht sichtbar die Hohe Weiße (3.278m), neben der Hochwilde der zweite Hausberg der Stettiner Hütte. 

 

Es wölkt ein bisschen herum. Oben noch in ziemlicher Entfernung die Stettiner Hütte. 

 

Hier könnte man nach Norden über den Pfelderer Höhenweg zur Zwickauer Hütte oder über das Langtaler Joch auf die Nordtiroler Seite zur Langtalereckhütte abzweigen. 

 

Beim Aufstieg auf dem breiten und nie schwierigen Wanderweg kommen mir einige Hunde samt Hüttenwanderer entgegen. Die Radspuren am Weg verraten überdies, dass das nahe der Stettiner Hütte gelegene Eisjöchl ein beliebter Übergang für Mountainbiker ist, die aus dem Schnals- bzw. Pfossental heraufkommen. 

 

4:20h ist die Stettiner Hütte von Pfelders aus angeschrieben, ich mach's gern ein bisschen schneller und bin nach 2:30h noch vor 9:00 Uhr hier. Die Hütte wurde 2014 durch eine Lawine stark beschädigt und ist noch nicht ganz wiederhergestellt. Im Hintergrund die Hohe Weiße (3.278m).

 

Entlang guter Markierungen aufwärts zum Südrücken. 

 

Das gleich hinter der Hütte gelegene Eisjöchl (2.895m), Übergang ins Pfossen- und Schnalstal. 

 

Selbst auf fast 3.000m ist es heute sehr warm, die Thermik sorgt für etwas Nebel. 

 

Rückblick auf den Ausgangspunkt Pfelders. 

 

Man ersteigt den kleinen Sattel rechts (Pkt. 3.150m). 

 

Ein eindeutiger Hinweis, dass der alte Normalweg nicht mehr begangen werden sollte. Stattdessen links weiter in die Südflanke entlang nun beginnender Versicherungen. 

 

Teilweise etwas rutschig und bröslig, aber nie brisant. 

 

Die Flanke ist steil. Bei Schnee oder Eis könnte es hier sehr schnell ungemütlich und schwierig werden, so ist das heute aber eine Wanderung, wo gelegentlich etwas Trittsicherheit und Konzentration nötig ist. 

 

Tiefblick nach Südwesten in das schöne Pfossental, das ich letztes Jahr vom Similaun bewundern konnte. Die Tour von Vorderkaser im Pfossental auf die Hochwilde hätte einen ganz ähnlichen Charakter und Länge wie meine heutige aus dem Pfelderer Tal. 

 

Trittsicherheit in den steileren Passagen vorteilhaft, denn Ausrutschen sollte man hier nicht. 

 

Tief unten die Stettiner Hütte. Die knapp 600 Höhenmeter zum Gipfel sind in einer guten Stunde zu schaffen, zum Schluss habe ich die Höhe aber schon gespürt.  

 

Auf den letzten 150 Höhenmetern nochmals ein paar schöne Kraxelstellen (I). 

 

Schneller als gedacht erreiche ich den Gipfel der Hochwilde, rechts vorne der Hauptgipfel (3.480m), nach links der Grat hinüber zum Nordgipfel (3.458m).

 

Hauptgipfel der Hochwilde (3.480m), es ist etwa 10 Uhr. Einige sind schon wieder abgestiegen, der Gipfel ist aber gut frequentiert. 

 

Genialer optischer Effekt am Gurgler Kamm durch die von Südtiroler Seite heraufströmenden Wolken, während die Nordtiroler Seite großteils frei bleibt. 

 

Der Grat zum Nordgipfel schaut einfach zu gut aus, ich beschließe die Gipfelrast hinüber zu verlegen und wechsle von Lauf- auf Bergschuhe. 

 

Festes Urgestein, sofort tauchen Versicherungen auf. 

 

 Kraxeln hoch über dem Langtaler Ferner. 

 

Dieser Grat macht richtig Spaß, auch wenn er fast wie ein Klettersteig versichert ist. 

 

Das Panorama ist eine Wucht. Auf dem Gurgler Ferner bildet sich ein fließender Nebelteppich, der sich kurz danach wieder auflöst. 

 

Ein paar ausgesetzte Stellen sind dabei. 

 

Die Schlüsselstelle ist diese Scharte: steht man dort, sind die Versicherungen in unerreichbarer Höhe. Daher ist an der Kante etwa 3m senkrecht hoch zu klettern. Ich vergebe II+, da diese Stelle doch deutlich schwieriger ist als der übrige Grat. Möglicherweise hat es hier kürzlich einen Felsausbruch gegeben. 

 

Gut versichert auf diesen Gratzacken. 

 

Noch ein bisschen ausgesetztes Auf und Ab, dann bin ich nach etwa einer halben Stunde beim Nordgipfel (3.458m). 

 

Schönes Gipfelkreuz an einem wunderbaren Ort inmitten der Ötztaler Gletscher. 

 

Am meisten fasziniert mich die Wolkenstimmung am Gurgler Kamm. Teilweise ist der Hintere Seelenkogel (3.489m) sichtbar, den ich heute als Alternative im Auge gehabt hätte. Links vorne versteckt sich der Hangerer (3.020m), einer der von Obergurgl leicht erreichbaren Wander-3000er.

  

Am Horizont kann ich trotz der Quellwolken sogar die Zugspitze ausmachen, unter mir Langtaler und Gurgler Ferner. 

 

Rückblick zum Hochwilde-Hauptgipfel. Der Fernblick nach Süden ist heute eingeschränkt, nur teilweise geben sich Cevedale und Ortler zu erkennen, die Dolomiten im Südosten bleiben verborgen. 

 

Immer wieder erreichen Leute den Hauptgipfel, zum Nordgipfel kommt heute aber keiner herüber. 

 

Hier könnte man zum Gurgler Ferner absteigen. Das Gipfelbuch hat deutlich mehr Einträge im Winter als im Sommer, ich nehme an die meisten kommen von der Gurgler Seite herauf. 

 

Auf fast 3.500m ist es etwas frisch, daher mache ich mich wieder an den Rückweg. 

 

Auch in der Gegenrichtung ist der Grat sehr schön zu begehen, die eine schwierigere Stelle macht dank festem Fels im Abstieg keine Probleme. 

 

Nach einer weiteren halben Stunde bin ich wieder beim Hauptgipfel. Ein Sattsehen ist mir bei einem derartigen Panorama unmöglich. 

 

Vom Hauptgipfel sieht man in das Pfossental, über das man leicht in das Schnalstal hinunterkommt. Nur hin und wieder erblickt man einen Zipfel des Similaun am rechten Bildrand, die Tour aus dem Schnalstal vom letzten Jahr habe ich in fantastischer Erinnerung

 

Nach umfassender Gipfelschau trete ich den Rückweg an. 

 

Latente Rutschgefahr auf dem bröslig-lettigen Untergrund und den glatten Steinen, daher etwas Vorsicht walten lassen. 

 

Teilweise lichten sich die Nebel und geben Einblicke in die weitläufige Texelgruppe frei. 

 

Tiefblick zu meinem Raddepot bei der Lazinser Alm. Der verschlängelte Weg im unteren Teil ist gesperrt, der Abstieg erfolgt weiter nach links.

 

Recht schnell nähere ich mich wieder der Mittags gut besuchten Stettiner Hütte. 

  

Auf dem breiten Wanderweg bietet sich der Laufschritt geradezu an. Es ist ein weiter Weg retour nach Pfelders, dank Traillaufschuhen und Bike-Unterstützung schaff ich's vom Gipfel in knapp 2 Stunden. 

 

Die Texelgruppe gefällt mir sehr gut. 

 

Ein wackerer Bike-Träger - tendenziell halte ich die Gegenrichtung für eine bessere Idee, der Weg herauf aus dem Pfelderer Tal ist doch über einige hundert Höhenmeter sehr steil und nur teilweise fahrbar. 

 

Für den Weg hinab ins sommerliche Pfelderer Tal wär ein Bike durchaus eine sinnvolle Option. 

 

Nach dem flotten Abstieg genieße ich für ein paar Minuten die wunderbare Stimmung in diesem Hochtal. Im Norden die Hohe Kreuzspitze (2.743m) am Jaufenkamm, dem südlichsten Teil der Stubaier Alpen, auf dem Roman damals einen kleinen sommerlichen Kälteschock erleben musste. 

 

Rückblick zur Lazinser Alm und der mittlerweile eingenebelten Hochwilde. 

 

Wenige Minuten später bin ich nach rasanter Bikefahrt wieder in Pfelders. Bei guten, sommerlichen Verhältnissen wie heute ist die Tour auf die Hochwilde ähnlich wie jene auf den Hochfeiler relativ einfach und großteils mit Laufausrüstung zu bewältigen. Der Nordgipfel mit seinem Grat ist ein lohnendes Gustostückerl mit etwas Kletterei, was die Tour zu einer sehr schönen Unternehmung gemacht hat. Man sei aber wie immer gewarnt, dass die Verhältnisse bei Schnee oder Nässe völlig andere sein können. 

 


Kommentar schreiben

Kommentare: 0