Jovenspitze - Pyramidenspitze - Vordere & Hintere Kesselschneid - Rosskaiser - Kleiner Rosskaiserkopf - Heuberg

("Winkelkarumrahmung")

1890 / 1997 / 2001 / 1995 / 1970 / 1925 / 1603 Meter

Zahmer Kaiser

20. Oktober 2019

Autor: Jürgen

 

Beschreibung:

Klassische Überschreitung des östlichen Zahmen Kaisers rund um das Winkelkar: von Durchholzen (691m) am markierten Steig Richtung Pyramidenspitze an Großpointer- (928m) und Winkelalm (1.193m) vorbei ins Winkelkar. Abstecher über eine steile Schrofenrinne zur Jovenspitze (1.890m). Querung zurück zum Steig und zur Pyramidenspitze (1.997m). Hinüber zur Vorderen Kesselschneid (2.001m) und am Grat über die Hintere Kesselschneid (1.995m) zum Rosskaiserkopf (1.970m) und dessen kleinerem Bruder (1.925m). Die latschenbewachsenen Köpfl Richtung Heuberg umgehend südlich hinab bis vor die Hochalm (1.403m) und in einer langen Querung zum Jöchl (1.490m) und zum Heuberg (1.603m). Abstieg via Jöchlalm in das Winkelkar und nach Durchholzen.

 

Schwierigkeitsgrad: schwierig (T5/II-)

Zustieg ins Winkelkar (T2), am versicherten Steig zur Pyramidenspitze (T3/I) mit Abstecher zur Jovenspitze auf Steigspuren (T4/I). Zuerst einfach zur Vorderen Kesselschneid (T2), dann über den Grat (T5/meist I, Stellen II-) zur Hinteren Kesselschneid. In ähnlicher Manier mit einigen Stellen II- und zuletzt über steile Schrofen (T5) zum Rosskaiser. Abstieg zur Jöchlalm und hinüber zum Jöchl T3, Abstecher zum Heuberg T2. 

 

Dauer: 7:15 Stunden

Höhenmeter: 1.760 Meter

 

Parkplatz:

Wanderparkplatz Durchholzen

 

Einkehrmöglichkeiten:

keine

 

Landschaft:  ********* (9/10)

Kondition:      ******** (8/10)

Anspruch:           ****** (6/10)



Der Zahme Kaiser kann auch anders: besonders rund um das Winkelkar im Ostteil dieser kleinen Gebirgsgruppe gibt es schönen Fels und viele lockende Gipfel. Eine davon ist die Jovenspitze, das erste von insgesamt 7 Gipfelzielen auf der Winkelkarumrahmung, eine nicht allzu schwierige Grattour.

  

Von Durchholzen im Kaiserwinkl (691m) führt ein Sträßchen hinauf zur Großpointeralm (928m). Danach auf gut ausgeschildertem Wanderweg hinein in das hintere Winkelkar.

 

Vorbei an der Winkelalm (1.193m). Ich halte mich am offiziellen Steig zur Pyramidenspitze, dem wohl beliebtesten Ziel im Zahmen Kaiser. 

 

Der Zustieg via Winkelkar gehört zu den schwierigeren Routen (T3/I) und ist mit dem Normalweg via Vorderkaiserfeldenhütte nicht zu vergleichen.

 

Herrliches Ambiente hier. Bin einmal von Ebbs auf die Naunspitze gewandert und da blieb mir dieser Teil des Kaisers verborgen. Roman war ebenso bereits im Westteil des Zahmen Kaisers unterwegs und ist über die gemütliche Südseite bis zur Vorderen Kesselschneid vorgedrungen - heute erfolgt also der "Lückenschluss" mit dem Winkelkar und der Grattour über den östlich anschließenden "Rosskaiser". 

 

Zwei Kollegen sind ebenfalls bereits am Weg Richtung Pyramidenspitze. Die Jovenspitze oben werden sie auslassen.

 

Im Inntal bläst ein schwerer Föhnsturm, das Ausweichen in den Kaiserwinkl zahlt sich aus. Im Hintergrund der Heuberg, am Nachmittag dann der letzte der 7 Gipfel meiner Winkelkar-Umrahmungstour.

 

Auf ca. 1.600m verlässt man das Winkelkar und steigt in schöner Wegführung durch die Felsstufe.

 

T3, gut versichert, an manchen Stellen kann man den Ier gelten lassen. Schwindelfreiheit und Trittsicherheit sind hier kein Fehler, ein Helm auch nicht. 

 

An der Stelle, wo man rechterhand oben das Gipfelkreuz der Jovenspitze erblickt, geht's ab ins Gemüse hinauf in die steile Schrofenrinne. Achtung auf lose Steine, diese donnern dann in Richtung des Steigs herab. 

 

Kaum 150 Höhenmeter später durch Schrofen und in leichter Kraxelei zur ... 

 

... Jovenspitze (1.890m). Ich habe etwas mehr als 2h gebraucht, aber ich hatte ja noch einiges vor. 

 

Ganz föhnfrei war's auch hier nicht, das Wetter war aber doch deutlich besser als weiter im Südwesten. 

 

Nächste Etappe: hinüber zur Pyramidenspitze. 

 

Gut gangbare Schrofen im Steilgelände (T5), dann den Steinmännern folgend über ein paar Felsrippen wieder zum Steig.

 

Rückblick auf die Jovenspitze, rechts unten das Winkelkar. Ganz im Nordosten, weit hinweg über das Chiemgau, konnte ich sogar den Höhenzug des Böhmerwalds und den 175km entfernten Hochficht erkennen.

 

Schlußanstieg zur Pyramidenspitze. Entweder am versicherten Steig oder mehr im Fels. Zuletzt über eine Krampenleiter zum Gipfel der ...

   

... Pyramidenspitze (1.997m), dem westlichsten Punkt der Winkelkarumrahmung, die sich im Bildmittelgrund auffädelt. Dahinter gibt der Wilde Kaiser ein erstes Stelldichein.

 

Weiter - das nächste Teilstück zur Vorderen Kesselschneid ist gemütliches Wandern.

 

Vordere Kesselschneid (2.001m) - der unscheinbare, aber immerhin doch höchste Punkt des Zahmen Kaisers. Bisher insgesamt 3 Stunden. Ab hier wird es wieder interessant.

 

Denn der schöne Grat schlängelt sich hinüber zum Rosskaiser. Ganz links der Heuberg noch ein gutes Stück entfernt.

   

Gehgelände wechselt mit leichten Kraxelstellen bis II-, meist in sehr festem Fels.

 

Trockenheit ist Voraussetzung für eine entspannte Grattour.

 

Der Große Kessel zwischen Vorderer und Hinterer Kesselschneid. Im Hintergrund der Zettenkaiser (1.968m) sowie der lange Grat zwischen Scheffauer (2.111m), Hackenköpfen (2.125m) und Sonneck ganz am linken Bildrand (2.260m)

 

Bei diesem Köpfl war die Felsqualität vorübergehend schlechter, siehe die frischen Ausbrüche. Hier gut prüfen wo man entlangsteigt, das Winkelkar bricht mehrere 100 Höhenmeter fast senkrecht ab.

 

Ein kleiner Seitengrat führt hinaus zur Hinteren Kesselschneid (1.995m) - als Rastplatz um einiges schöner als die Vordere. Der erste Gratteil von der Vorderen hat ca. 30 Minuten in Anspruch genommen.

 

Der östlich anschließende Grat zum Rosskaiser.

 

Winkelkar.

 

Schöne, einfache Zacken. Alles was II und schwieriger ist, kann südlich umgangen werden.

 

Sehr kurzweilig, eine leichte Gratkletterei.

 

Je näher man zum Rosskaiser kommt, desto selektiver werden einzelne Passagen.

 

Mit etwas Abstand zur Nordseite bleibt alles im Genußbereich.

 

Netter Zacken.

 

Hier klopft der Grat an den IIer.

 

Drüben Joven- und Pyramidenspitze mit dem Anstiegsweg aus dem Winkelkar. Lehrbuchhaftes Beispiel für eine deftig wirkende Draufsicht.

 

Der für mich schönste Gratabschnitt schon knapp vor dem Rosskaiser. Da man südseitig immer entschärfen hätte können, belasse ich es in Summe für den Grat bei T5/II-.

 

Es naht die in vielen Berichten erwähnte schrofige Steilstufe unterhalb des Rosskaiser.

 

Trockenheit zwingend, im Aufstieg kein Problem. Im Abstieg ist sowas erfahrungsgemäß weniger angenehm.

 

Am bequemsten im kleinen Riss nach rechts aufwärts.

 

Endspurt zum Rosskaiser, etwa 45 Minuten hat der zweite Gratteil gedauert. Die letzte Stufe geht Richtung IV, daher abermals südlich umgehen.

 

Rosskaiser (1.970m), von hier freier Blick nach Osten in den Kaiserwinkl, die Chiemgauer sowie die Kalkstöcke im Bayrisch-Salzburgischen Grenzland.

 

Spitze Aussicht hier. Unten die Hochalm, gegenüber der Wilde Kaiser. 

 

Der gesamte Grat im Rückblick.

 

120 km/h Windspitzen am Patscherkofel, hier nur ein leichtes, durchaus Nickerchen-taugliches Lüftchen.

 

Einer geht noch: vorne der Kleine Rosskaiser.

 

Origineller Durchschlupf, mit der ersten Markierung seit der Pyramidenspitze. Wer es bis hierher geschafft hat, sollte da gut durchpassen.

 

Kleiner Rosskaiserkopf (1.925m), hier interessanterweise sehr unangenehme Böen. Muss mit der Kanalwirkung des Kaisertals zu tun haben.

 

Ich bin nun ziemlich genau 5 Stunden unterwegs. Wer die Winkelkarumrahmung komplett am Grat ausgehen will, muss sich auf zeitraubenden Latschenkampf und brösligen Fels hinab zum Jöchl gefasst machen. Die starken Böen und das Fehlen von mit dem Fernglas eindeutig ausmachbaren Latschengassen haben mich dazu bewogen, zur Hochalm abzusteigen und die Köpfl südlich (hier rechts) unterhalb zu umgehen. Auch einige Berichte raten dies an.

 

Daher südlich auf schwachem Steig hinab. Vor dem Köpfl biegt der Steig in eine breite Rinne ab.

 

Unterhalb über steile Grashänge bis fast vor die Alm. Hohe Querung ist nicht, die Latschen drücken einen bis zumindest 1.500m hinunter. Ein lt. OSM vorhandener Steig oberhalb der Latschen konnte ich auf die Schnelle nicht ausfindig machen.

 

Die Querung von der Hochalm Richtung Jöchl zieht sich in die Länge, vor allem weil der Weg immer leicht ansteigt. 

 

Dafür sind schöne Ausblicke in den Kaiserwinkl garantiert.

 

Der Weg dreht von Ost auf Nord, als letzter Gipfel für heute wartet der schnuckelige Heuberg.

 

Die 100 Höhenmeter vom Jöchl (1.490m) zum Heuberg  (1.603m) sind schnell erledigt. Siebenter und somit letzter Gipfel für heute. Neben der Pyramidenspitze der einzige Gipfel, wo ich die schöne Aussicht mit anderen teilen darf.

  

Vom Heuberg präsentiert sich das Winkelkar mit seiner Umrahmung in voller Pracht.

 

Abstieg zurück ins Winkelkar.

 

Vorbei an der von einer Lawine vor 10 Jahren zerstörten alten Jöchlalm.

 

Im Laufschritt schließt sich der Kreis und diese überaus lohnende Gratrunde hoch über dem Winkelkar. Bis auf die geringere Höhe der Gipfel steht die schroffe Seite des Zahmen Kaisers den Felsgiganten im Wilden Kaiser oder anderswo kaum etwas nach. Als Alternative bei Föhnsturm im mittleren Inntal für die Zukunft eine tolle Option.

 


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