Westliche und Östliche Marienbergspitze & Wampeter Schrofen

2535 / 2561 / 2520 Meter

Mieminger Kette

6. Juli 2019

Autor: Jürgen

 

Beschreibung:

Einmal rund um den Grünstein: vom Ghf. Arzkasten (1.151m) zum Lehnberghaus (1.554m) und zum Raddepot (1.600m). Weiter zum Hölltörl (2.126m) und ca. 100 Höhenmeter absteigend bis unter die Südwestflanke der Marienbergspitzen. Durch die schluchtartige Rinne Richtung Westl. Marienbergscharte, ich musste von der Hauptroute abweichen und bin nahe des WSW-Grats direkt zur Westl. Marienbergspitze (2.535m). Abstieg in die Westl. Marienbergscharte (2.470m) und gegenüber zur Östl. Marienbergspitze (2.561m). Abermals zur Scharte, durch die Steilrinne hinab ins obere Schwärzkar (ca. 2.360m) und Querung zum Gipfelaufbau des Wampeten Schrofens, dessen Nordgipfel man via Ostflanke ersteigt (2.520m). Zurück ins Schwärzkar, rund um den Vorderen Drachenkopf an der Coburger Hütte (1.917m) vorbei durchs Drachenkar zur Grünsteinscharte (2.272m) und via Höll zurück zum Bike und zum Ausgangspunkt. 

 

Schwierigkeitsgrad: sehr schwierig (T6/II+ am Normalweg)

Bis zur Südwestflanke der Marienbergspitze unschwierig (T2). Die Hauptroute zur Westl. Marienbergscharte ist eine schluchtartige Rinne, die im unteren Bereich mit meterhohem, pickelharten Altschnee gefüllt war, tiefe Randkluften! Daher statt im empfohlenen rechten Ast (max. II) durch den linken Ast mit einer knackigen III+ Stelle, weiterer Anstieg zum Grat brüchig (I, oben Gehgelände). Gipfelzacken der Westl. Marienbergspitze sehr exponiert (II+). Anstieg zur Östl. Marienbergspitze im oberen Bereich II-. Rinne ins Schwärzkar mit wenig Schnee (= Randkluft, im seitlichen Fels brüchig). Zustieg zum Wampeten Schrofen über Schrofen und brüchige Gipfelrinne (T5/I+), bin im Aufstieg im festeren Fels geblieben (II). Weitere Runde via Coburger Hütte T3, noch steile Schneefelder am nordseitigen Zustieg zur Grünsteinscharte.

 

Dauer: 8:15 Stunden

Höhenmeter: 2.090 Meter

 

Parkplatz:

Ghf. Arzkasten, Obsteig

 

Einkehrmöglichkeiten:

Ghf. Arzkasten

Lehnberghaus

Coburger Hütte

 

Landschaft:  ********** (10/10)

Kondition:       ********* (9/10)

Anspruch:          ******** (8/10)



Eindrucksvolle Felshörner gesehen vom Gipfel der Östl. Marienbergspitze, links der Wampete Schrofen (2.520m), zentral die Ehrwalder Sonnenspitze (2.417m) und rechts hinten die massive Zugspitze (2.962m). Traumhafte Landschaftseindrücke auf meinem weiten Weg rund um den Grünstein im Westen der Mieminger Kette.

 

Im Oktober 2018 habe ich auf einer genussvollen Herbsttour den 'Handschig' und den Wannig überschritten. Beim Zustieg hat mich die Westseite des Mieminger Hauptkamms außerordentlich beeindruckt. Es gibt mit der Westl. Marienbergscharte (zwischen Westl. und Östl. Marienbergspitze) und deren östlichem Pendant (zwischen Östl. Marienbergspitze und Grünstein) zwei Möglichkeiten, auf den Grat zu kommen und so den wuchtigen Grünstein auf bergsteigerisch interessanter Route zu umrunden.

 

Genug gefachsimpelt, heute ist wieder eine ausgiebige Mieminger Tour geplant. Anpfiff um Viertel vor 6 beim Arzkasten.

 

Schwitz-schwitz auf der steilen MTB-Strecke zum Lehnberghaus (1.554m) ...

 

... und rein in die Höll', immer auf den wuchtigen Grünstein (2.661m) zu, den wir damals über die Südflanke erklommen haben, siehe Foto unten. Hier sieht man auch gut den langen Ostgrat (II). 

 

Zu Fuß weiter. Hinten die Grünsteinscharte (2.272m), wo ich am frühen Nachmittag wieder herunterpurzeln werde, rechts der westliche Abschluss der Griesspitzen, prototypische Mieminger Bruchberge

 

Feiner Sommermorgen. Blick hinaus in die nördlichen Ötztaler mit Brechkogel (2.918m), Wildgrat (2.984m) und der vorgelagerten Murmentenkarspitze (2.784m).

 

So gar nicht schrecklich hier in der Höll', hier schon am Weg zum Hölltörl, links der von anderer Seite schneeschuhtaugliche Höllkopf (2.194m)

  

Schneeschuhe brauche ich heute keine, aber zu meiner Überraschung schon unter 2.000m größere, aber harmlose Schneefelder.

  

Nach 1:45h stehe ich im Hölltörl (2.126m). Im Winter als Teilstück der 'Grünstein'-Umfahrung sehr beliebt, ebenso wie die Wankspitze in Bildmitte (2.209m) und das links davon erkennbare Stöttltörl.

 

Panorama nach Westen, links der Wannig-Kamm, der geologisch noch zu den Miemingern gehört, dahinter die östlichen Lechtaler.

 

Vorbei an der Südflanke des Grünstein (II-), der Gipfel liegt rechts der vier markanten Grattürmchen. Die störrischen Schneefelder sah ich aus dem Augenwinkel.

 

Tschirgant (2.372m), auch das einer der untypischen Mieminger, rechts vorne Imst. 

 

Richtung Marienbergjoch verliert man etwa 100 Höhenmeter, die Sonne weicht dem Schatten auf der Südwestflanke. Dank Steigspuren und AVF in der Hand ist es nicht schwer, die Zustiegsrinne zu finden.

 

Die grasige Rippe in der Schotterreise zeigt die möglichen Einstiege. Links die Schlucht zur Westl. Marienbergscharte, rechts würde ein (lt. AVF ähnlicher) Aufstieg zur Östl. Marienbergscharte führen, jeweils angeblich kaum II. Bis hierhin bin ich auf einen einfachen Durchstieg eingestellt, der Restschnee in der Rinne sorgt aber für Stirnrunzeln.

 

Aha, der Anstieg wird deutlich technischer als ich das erwartet hatte. Mehrere Meter hohe Randkluften und dünne Schneebrücken. Die erste Steilstufe wäre ohne energischen Pickel-Einsatz nicht zu machen gewesen, die Schneebrücke konnte ich dahinter luftig umgehen. 

Danach ohne gröbere Probleme entlang der Felsen hinauf, teils bin ich am Schnee gestapft. Oben teilt sich die Rinne in den empfohlenen rechten und einen linken Ast, der Richtung WSW-Grat hinaufzieht. 

  

Da ich beim Einstieg in den rechten Ast eine weitere fragile Schneebrücke über einem tiefen Loch erkenne, gebe ich der linken Rinne eine Chance.

 

In dieser Rinne wartet eine 5m hohe, durch einen Klemmblock verschlossene Stufe. Gutgriffig, aber exponiert und beim ersten Zug mit einigem Krafteinsatz klettere ich am hier von oben gesehen linken Begrenzungsrand hinauf (III+) - eine Kopie der unteren Abseilstelle an der Kumpfkarspitze sowie der wilden Rinne zur Torsäule.

 

Ich bleibe rechts in der Rinne, vorne der nächste Klemmblock (II). 

 

Darüber lässt die Intensität nach.

  

Umwerfendes Panorama nach Westen. 

 

Überraschenderweise ein Steinmann, obwohl ich mich abseits der AVF-Routen befinde. Ich orientiere mich rechts am stabilen Fels (II-).

 

Blick zurück auf die auf meiner Route fordernde Südwestflanke, fast 1 Stunde für kaum 200 Vertikalmeter.

 

Auf der anderen Seite die Östl. Marienbergspitze. Der Normalweg zur Westl. Marienbergscharte verläuft in der Schuttpfanne links unterhalb.

 

Geröllfeld hinauf zur Westl. Marienbergspitze, großteils Gehgelände.

 

Unschwierig (der Begriff passt fast immer), aber mühsam.

 

Etwas westlich der Westl. Marienbergspitze komme ich zum Grat.

 

Es lockt zwar kein Gipfelkreuz, aber ein recht exponierter Gipfelturm. 

 

Direkt vor diesem hinab in eine schmale Scharte, dann ausgesetzte 5 Klettermeter zum Gipfel, wo man aufgrund der Exponiertheit etwas unrund oben sitzt (2.535m). 

Wieder zurück in sicheres Gelände. Nächstes Ziel, die von hier ohne gröbere Schwierigkeiten erreichbare Östl. Marienbergspitze. Im Winter wird die 50°-Flanke, aus dem Schwärzkar kommend, gerne im Stapfmodus erklommen.

 

Hier würde man vom Marienbergjoch heraufkommen, wenn man unten im Rinnensystem den rechten Ast nimmt.

 

Erste Hälfte schuttig, zweite Hälfte festerer Fels (II-).

 

Viertel vor Zehn - Östl. Marienbergspitze (2.561m) mit Blick ins Tiroler Oberland, in Summe etwas schwerer erkämpft als erwartet.

 

Hätte ich ganz unten die Route zur Östl. Marienbergscharte genommen, so könnte ich jetzt über den Westgrat auf den Grünstein (II) kraxeln, oder über den kurzen, aber anspruchsvollen Grat herauf zu meinem Gipfel (III lt. AVF, Route war von oben nicht gut einsehbar). 

 

Vor Westl. Marienbergspitze und Wampeten Schrofen. Ich habe ausreichend Zeit zur Gipfelschau bis weit in die Ammergauer. Anschließend kommen zwei bayrische Kollegen nach, die über die Biberwierer Scharte angestiegen sind. Herzlichen Gruß an dieser Stelle!

 

Abstieg zur Westl. Marienbergscharte.

 

Einstieg zur Rinne hinunter in das Schwärzkar. Wo ist der Schnee?

 

Nach 20 Höhenmetern Brösel dasselbe Spiel wie drüben an der Westwand. Zuwenig Schnee zum gefahrlosen Abtreteln, zuviel Schnee um bequem seitlich entlang der Felsen abzusteigen.

 

In Summe allerdings ohne gröbere Probleme machbar, im unteren Drittel am sichersten über die felsige Rippe.

 

Nächstes und letztes Ziel für heute: von Süden nicht besonders wampe(r)t, sondern ausgesprochen schneidig. Also leicht abwärts haltende Querung zum Einstieg an den steilen Schrofen.

 

Aus der Nähe betrachtet schon etwas gutmütiger. Ein roter Punkt markiert die Einstiegsstelle.

 

Im Rückblick die Abstiegsrinne von der Scharte, links Östl., rechts Westl. Marienbergspitze.

 

Die zwei hattens nicht eilig, recht so.

 

Über ein leicht ausgesetztes Band ... 

 

... in die Ostflanke. Trittspuren und gelegentliche Steinmänner erleichtern die Orientierung. Den Nordgipfel mit Gipfelkreuz erreicht man am schnellsten durch die Rinne in Bildmitte.

 

Der blau-grüne Seebensee eingerahmt von den Kalktürmen schaut einfach toll aus.

 

Ja, die Rinne herunter ins Schwärzkar hätte bessere Verhältnisse aufweisen können.

 

Im Aufstieg zum Wampeten: statt der Gipfelrinne bevorzuge ich im Aufstieg den Fels.

 

II.

 

So kommt man noch ein Stück direkter beim GK raus.

 

Wampeter Schrofen (2.520m), Zeit für eine frühe Mittagsjause.

 

Kalkberge soweit das Auge reicht. Unten Schwärzkar mit dem hier unscheinbaren Vorderen Drachenkopf (2.302m), dahinter das Drachenkar mit den Tajaköpfen (2.450 / 2.408m), die beim Tajatörl an die mächtigen Griesspitzen andocken. Durch das Drachenkar führt später meinen Rückweg zur Grünsteinscharte.

 

Auf der Westl. Marienbergspitze bin ich vorher noch obengehockt.

 

 Alle schöne Fernsicht hat ein Ende, Abstieg durch die Rinne. Nicht schwierig (I), aber sehr brüchig.

  

Achtung auf nachsteigende Partien.

 

Die Zwei haben sich auch entschlossen, den Wampeten noch dranzuhängen.

 

Nach dem Abstieg durch die Schrofen schönes Abfahren über die Schotterreise und Altschneefelder.

 

Jetzt kommt der Schlender-Teil der Tour. Unterwegs im traumhaften Schwärzkar.

 

Suche den Bergsteiger.

 

Sonnenspitze - eine rassige Schönheit unter den Kalkbergen, die sich aber relativ leicht erobern lässt. 

 

Im Schwärzkar. Aus dieser Perspektive wirken die Marienbergspitzen rank und schlank, während der Wampete seinem Namen alle Ehren macht.

 

Einmal um den Vorderen Drachenkopf herum, d.h. bis ca. 1.880m absteigen.

 

Landschaftlich ein Hammer, das erklärt die vielen Wanderer rund um die Coburger Hütte.

 

Rechts um beim Drachensee und über den markierten Steig hinauf zu Tajatörl (links) und Grünsteinscharte (rechts, verdeckt).

 

Kurzweilig aufwärts. Ich traf fast soviele Menschen wie Schafe.

 

260 Höhenmeter sinds von der Hütte zur Grünsteinscharte. Während 99% zum Tajatörl pilgern, steige ich über die Schneefelder und den Brösel zur Scharte.

 

Wampeter Schrofen - Vorderer Drachenkopf - Drachensee - Sonnenspitze.

 

Grünsteinscharte (2.272m), letzter Anstieg für heute geschafft, 13:15 Uhr.

 

Das berühmte Radl beim Einstieg zum Grünstein-Ostgrat.

 

Figln!

 

In Nullkommanix fast 400 Höhenmeter runter.

 

Von der Höll 300 Höhenmeter zum Bike ...

 

... und bei ein paar Regentropfen 500 Höhenmeter mit Bike hinunter zum Arzkasten, wo ich um kurz nach 2 ankomme. Touren in den Miemingern waren bisher immer was ganz Besonderes, das trifft auch für die schönen Marienbergspitzen zu. 

 


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