Großes Wiesbachhorn & Hinterer Bratschenkopf

3564 / 3413 Meter

Glocknergruppe

26./27. August 2017

Autor: Jürgen

Mit auf Tour: Markus

 

Beschreibung:

Am ersten Tag vom Alpengasthof Kesselfall (1.034m) mit Bus und Schrägaufzug hinauf zum Stausee Wasserfallboden (1.672m) und nochmals mit Bus zum oberen Stausee Mooserboden (2.036m). Die Strecke wäre auch als Wanderung zurückzulegen, jedoch ist keine Auffahrt mit MTB möglich. Über die zwei Staumauern und auf markiertem Weg in vielen Kehren über den langen Hang hinauf zum Heinrich-Schwaiger-Haus (2.802m) - Übernachtung. Am nächsten Tag hinter der Hütte die Schlüsselstelle mit kurzer Kletterei im versicherten Kamin, darüber in steilen Kehren zum Unteren (3.033m) und Oberen Fochezkopf (3.159m). Entlang des Kaindlgrats und etwas in die Flanke querend bis oberhalb der Wielingerscharte (ca. 3.340m), zuletzt am Westgrat hinauf zum Gipfel (3.564m). Abstieg zurück zur Wielingerscharte, über das Kaindlkees (3.150m) und auf der anderen Seite hinauf zum Hinteren Bratschenkopf (3.413m). Retour zum Kaindlkees, direkt über den Gletscher hinüber zum Oberen Fochezkopf und auf dem Anstiegsweg zurück.  

 

Schwierigkeitsgrad: mittelschwierig (T4/I)

Großzügiger Steig zum Heinrich-Schwaiger-Haus, oben leichte versicherte Stellen (T3). Im Kamin nach der Hütte versicherte Kletterei (B), danach auf schuttigem Steig zu den Fochezköpfen (T4). Gipfelanstieg Ende August über den Kaindlgrat völlig aper, auf den letzten 200hm steilerer Anstieg mit leichter Kletterei (T4/I). Bei Schnee bzw. Vereisung erhöhte Rutschgefahr auf den glatten Felsen!

Querung des flachen Kaindlkees einfach, nur eine größere Spalte sichtbar.

Aufstieg zum Hinteren Bratschenkopf auf steilem, unmarkierten Pfad (T4), oben alternativ auch direkt am etwas ausgesetzten Grat zum Gipfel (I+).

 

Dauer: 5 Stunden (von Heinrich-Schwaiger-Haus zu den beiden Gipfeln und retour); Aufstieg vom Mooserboden ca. 1:45h, Abstieg ca. 1:15h

Höhenmeter: 1.700 Meter

 

Parkplatz:

Kostenfreies Parkhaus Kesselfall

 

Einkehrmöglichkeiten:

Heinrich-Schwaiger-Haus

 

Landschaft:  ********* (9/10)

Kondition:          ****** (6/10)

Anspruch:           ****** (6/10)



Das Große Wiesbachhorn, 3.564m, ist eine imposante Pyramide und dritthöchster Gipfel der Glocknergruppe in den Hohen Tauern. Durch die leichte Erreichbarkeit sowie die rasche Ausaperung ist der Berg auch für Wanderer ein lohnenswertes Ziel geworden, insbesondere kombiniert mit einer Übernachtung am Heinrich-Schwaiger-Haus.

 

Mit üppigem Gepäck starten Markus und ich beim Gasthof Kesselfall, in ca. 15 Minuten mit dem Auto von Kaprun zu erreichen. Ticket für den Transfer zum Mooserboden 18,50€ (mit AV-Ermässigung). Den langen Hatscher gäbe es kostenlos, nimmt dafür aber gute 3h in Anspruch.

 

Mit Bus und Schrägaufzug überwindet man die 1000hm zum Mooserboden in weniger als 1h. Schon vom unteren Stausee gibt's einen tollen Blick auf das Hochtal - links die Westflanke des Gr. Wiesbachhorns.

 

Am Stausee Mooserboden (2.036m). Durch den vegetationsarmen Hang zieht sich der Wanderweg hinauf.

 

Hoch über uns thront das Heinrich-Schwaiger-Haus. Darüber der untere Bereich des Kaindlkees sowie das Gr. Wiesbachhorn.

 

Zum Heinrich-Schwaiger-Haus sind's gemütliche 2h.
 

An der Staumauer bestaunen wir die Begeher des Klettersteigs

 

Der untere Stausee Wasserfallboden. Links die Fürthermoar-Alm, über die der Wanderweg herauf führen würde.

 

Da das Schwaiger-Haus keine Materialseilbahn hat, sind Hüttenbesucher eingeladen, nach Möglichkeit Lebensmittel oder Holz hinaufzutragen.

 

Wir machen uns auf den Weg. Es freut mich sehr, dass mich Markus heute begleitet. Er war letztes Jahr bereits auf dem Großglockner und kennt die Gegend besser als ich.

 

800 Höhenmeter warten auf uns.

 

Bei super Wetter geht es in angenehmen Serpentinen aufwärts. Vor uns der Hohe Tenn (3.368m).

 

Das Gepäck hängt sich etwas rein, vor allem nach der langen Tour auf die Östliche Seespitze am Tag zuvor.

 

Beeindruckendes Panorama vor dem Stausee. Im Hintergrund links die Hohe Riffl (3.338m) und das mächtige Karlingerkees, rechts der Hocheiser (3.206m).

 

Die Flanke ist etwas monoton, aber flott machen wir Höhenmeter. Am mittleren Nachmittag kommen noch viele Wanderer von der Hütte herunter.

 

Nach 1:45h erreichen wir das Heinrich-Schwaiger-Haus (2.802m).

 

Zuerst mal eine Stärkung :) Das Haus ist sehr empfehlenswert, die Aussicht bombastisch.

 

Entspannte Abendstimmung. Im Norden die Loferer & Leoganger Steinberge.

 

Unter uns die Stausseen, neben uns die gigantische Gletscherwelt der Hohen Tauern.

 

Von der Hütte sieht man den Gipfel des Hinteren Bratschenkopfs (Mitte), eines der Ziele für den nächsten Tag, rechts davon die Klockerin. Das Wiesbachhorn sieht man von der Hütte nicht.

 

Wir sind uns einig: tolle Umgebung hier, wir freuen uns auf die gemeinsame Gipfeltour am nächsten Tag!

 

Nach einem lustigen Abend war die Nacht so, wie Hüttennächte in Matratzenlagern an stark frequentierten Wochenenden eben so sind. Tagwache 5:30 Uhr.

 

Vor den meisten anderen nehmen wir die erste Kletterstelle am Kamin. Steil, aber gut versichert (B) über 20m hinauf.

 

Toller Sonnenaufgang über den Kapruner Stauseen und den umliegenden Gletscherriesen.

 

Nach der ersten Stufe nochmals ein kurzer versicherter Aufschwung.

 

Markus ist kein regelmässiger Bergsteiger, meistert diese Passagen aber souverän. Darüber wird es einfacher.

 

Am Unteren Forchezkopf (3.033m). Der Kaindlgrat zeigt sich sehr zahm.

 

In Bildmitte der Hintere Bratschenkopf (3.413m), auf den ich später noch alleine einen Abstecher mache, und rechts die Klockerin (3.422m).

 

Ohne technische Schwierigkeiten weiter. Vom einstmals mächtigen Kaindlgrat ist nur mehr wenig übrig. Sofern man nur das Wiesbachhorn besteigen will, können bei diesen Verhältnissen Steigeisen und Pickel getrost zu Hause bleiben.

 

Wir erreichen das Kaindlkees.

 

Ein etwas wehmütiges Gefühl beschleicht einen, wenn man sich die Bedingungen in früheren Zeiten vor Augen führt. Von etwa derselben Stelle stammt dieses Foto von einer Begehung im September 1969.

 

Nichtsdestotrotz ist es frühmorgens ziemlich kühl und wir sind oberhalb der Wielingerscharte (3.420m) froh über die ersten Sonnenstrahlen. Im Hintergrund erblicken wir links den Großglockner, rechts den Großvenediger.

 

War es die frühe Uhrzeit oder der letzte Schnaps am Vorabend: ein paar Vorgeher nehmen die falsche Abzweigung und queren in den steilen Hang hinein, ich latsche mit Tomaten auf den Augen nach und verpasse Markus unvermittelt eine kleine Portion Adrenalin.

 

Nämlich diese Ier Kletterei am Grat. Der Hauptweg umgeht diese steilere Stelle und mündet erst oberhalb auf den Westgrat, welcher etwas anspruchsvoller als zuvor die letzten 150hm auf den Gipfel leitet.

 

Von einem Meter auf den anderen verschärfen sich die Verhältnisse: vom Gewitter am Vorabend ist eine dünne Eisschicht übrig.

 

Die oft gelesene Bezeichnung "Wanderberg" soll nicht täuschen, am oberen Gipfelaufbau bewegt man sich in potenziellem Absturzgelände. Trittsicherheit erforderlich.

 

Nach 2h erreichen wir das Gipfelkreuz des Gr. Wiesbachhorn (3.564m).

 

 

Am Gipfel, eine Daunenjacke wäre kein Fehler gewesen.

Markus und ich am Gipfel des Gr. Wiesbachhorns.

 

Erwartungsgemäß sind wir nicht die Einzigen. Einsam erlebt man diesen Gipfel an schönen Tagen im Sommer wohl nur selten.

 

Das Kerlchen liess sich davon aber nicht aus der Ruhe bringen.

 

Das Panorama ist fantastisch. Im Hintergrund der höchste Berg Österreichs.

 

Wir machen uns mit zwei bayrischen Kollegen, die wir am Vorabend kennengelernt haben, wieder an den Abstieg.

 

Wir bringen den Abstieg schnell hinter uns. Mit Spikes nun ohne Rutschgefahr.

 

Nun noch einen Abstecher hinüber über das Kaindlkees zum Hinteren Bratschenkopf.

 

Markus wartet im Angesicht des Kitzsteinhorns einstweilen am Rand des Gletschers.

 

Mit den beiden bayrischen Kollegen überquere ich den Gletscher, dann gegenüber hoch in der schuttigen Flanke.

 

Anstatt mich im rutschigen Schutt rumzuplagen, nehme ich die Direktvariante am kurzen Felsgrat (I+).

 

Die 200hm extra lohnen sich.

 

Weil man mit einem sehr schönen Blick auf Großglockner (3.798m) und Hofmannspitze (3.722m) belohnt wird.

 

Und - vor allem - mit einer superben Frontalansicht des eben bestiegenen Gr. Wiesbachhorns, das vom Bratschenkopf eine beeindruckende Erscheinung ist.

 

Zur Klockerin (3.422m) wärs auch nicht mehr weit.

 

Am Gipfelkreuz des Hinteren Bratschenkopfs (3.413m).

Von der Klockerin kommt eine Gruppe seilfrei herunter.

 

Tief unten das Heinrich-Schwaiger-Haus in atemberaubender Lage.

 

Ein Bergsteiger bei der Überquerung des Kaindlkees.

 

Wieder steil die Flanke des Bratschenkopfs hinunter.

 

Und über das Kaindlkees hinüber. Eine größere Spalte umgeht man in sicherer Entfernung.

 

Oberhalb des Oberen Forchezkopfs ist ein schöner Rastplatz.

 

Geniale Impressionen beim Abstieg.

 

Viele Leute an diesem sommerlichen Sonntag unterwegs.

 

Markus im Abstieg durch den Kamin.

 

Nach ausgiebigem Mittagessen treten wir den Rückweg zum Stausee an.

 

Schon wieder fast unten. Regenwolken ziehen auf.

 

Was Dutzende Bergsteiger und Besucher des Mooserbodens dazu veranlasst, gleichzeitig den Bus hinunter erwischen zu wollen. Wir bleiben fast trocken und treten gut gelaunt die Heimreise an.

 


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Kommentare: 3
  • #1

    Elisabeth (Dienstag, 05 September 2017 21:33)

    Sehr schön!

  • #2

    w.w.waldviertel (Samstag, 16 September 2017 15:26)

    Super schön mit der tollen Aussicht und Wetter .w.w.waldviertel

  • #3

    Michael (Dienstag, 30 Juni 2020 10:28)

    Vielen Dank, mit die schönsten Bilder im Netz von der Tour.