Schildspitze & Plattenspitze 

3461 / 3422 Meter

Ortler-Alpen

16. August 2019

Autor: Jürgen

 

Beschreibung:

Gletscherfreie Hochtour auf zwei Aussichtsgipfel im Martelltal: von der Enzianhütte am Parkplatz im hinteren Martelltal (2.051m) auf dem gut ausgeschilderten Weg Nr. 20 in das Pedertal. Heraus aus dem Waldgürtel und auf gutem Steig zur verfallenen Schildalm (2.420m). An der Abzweigung rechts und weiter ansteigend, die Abzweigungen zur Äußeren und Mittleren Pederspitze bleiben rechts liegen. Oben zunehmend im Blockgelände und über den etwas steileren Gipfelhang zum Schildjoch (3.392m) und am kurzen Westgrat zur Schildspitze (3.461m). Zurück zum Schildjoch und über den Felsgrat zur Plattenspitze (3.422m) mit Kreuz- und Steinmanngipfel. Abstieg am markierten Steig zurück ins Pedertal und zum Ausgangspunkt.

 

Schwierigkeitsgrad: ziemlich schwierig (T4/II-)

Anstiege zu den Gipfel auf den markierten Steigen jeweils max. T3 (Schildspitze) bzw. T2 (Plattenspitze), der kurze Gratübergang ist schwieriger (eine Stelle II-) und vor allem, wie in meinem Falle, bei Schnee und Eis nicht zu unterschätzen.

 

Dauer: 6:15 Stunden

Höhenmeter: 1.450 Meter

 

Parkplatz:

Hinteres Martelltal.

 

Einkehrmöglichkeiten:

Enzianhütte
 

Landschaft: ********* (9/10)

Kondition:         ****** (6/10)

Anspruch:            ***** (5/10)



Schauen auch aus der Ferne gut aus, die Zufallspitzen (3.757m) und dahinter der Monte Cevedale (3.769m). Durchwegs hochalpines Ambiente begleitet mich auf meiner Tour zu Schild- (3.461m) und Plattenspitze (3.422m) in den Laaser Bergen, einem Teil der Ortler-Alpen.

 

Urlaubszeit, wer stellt da nicht den Wecker auf 4:00 Uhr und fährt in das hintere Martelltal? Alleine bin ich jedenfalls nicht, als ich kurz nach 6 Uhr bei der Enzianhütte an den großen Parkplätzen auf 2.051m starte.

 

Bald habe ich aber niemanden mehr vor mir und gehe bei angenehmen Temperaturen durch den Waldgürtel dem Steig Nr. 20 entlang.

 

Im schönen Pedertal. Angenehme Temperaturen? Ja, aber diese ändern nichts daran, dass die Gewitter des Vorabends über 3.000m einen nicht unerheblichen Zuckerguss hinterlassen haben.

 

Eine gute Stunde marschiere ich vor mich hin, bei der verfallenen Schildalm (2.420m) zweige ich nach rechts in Richtung Schildspitze ab. Über Weg 20B werde ich zur Mittagszeit von der Plattenspitze wieder herunterkommen. Für diejenigen, die sich für den Gratübergang interessieren: besser ebenfalls in dieser Richtung, so hat man die vergleichsweise schwierige Kletterstelle im Aufstieg.

 

Traumhaftes Hochgebirgspanorama im Naturpark Stilfser Joch. Auf der anderen Seite des Martelltals thronen diverse 3.300er im südlichen Zufrittkamm - v.l.n.r. Hintere Rotspitze (3.347), Hintere Schranspitze (3.357m), die drei Veneziaspitzen (3371m - 3.356m - 3.386m) und die Köllkuppe (3.330m). 

 

Ohne Schwierigkeiten am gut sichtbaren Steig aufwärts. Für kurze Zeit darf ich meiner Hirtenleidenschaft nachgehen.

 

Abzweigung der Äußeren Pederspitze, ich bleibe links und schraube mich den steileren Hang hinauf.

 

Immer wieder der famose Blick zurück.

 

Es wird blockiger, da oben zweigt dann auch der Steig zur Mittleren Pederspitze ab.

 

Wechsel auf Blockgelände mit zunehmend Neuschnee.

 

Rechts Schildspitze, links ein Vorgipfel der Plattenspitze. Aufgrund der Schneeauflage verliere ich immer wieder kurz den Steig, hier führen aber viele Wege zum Ziel.

 

Teilweise helfen Pfeile an den größeren Blöcken bei der Wegfindung. An einer Stelle minimale Kletterei, sonst ein rutschiges Steigen.

 

Grandios. 

 

Rechterhand die Mittlere Pederspitze (3.462m), lt. Karte einen Meter höher als die Schildspitze. 

 

Sattsehen unmöglich. Ich habe seit geraumer Zeit für den Cevedale eine Route von Süden im Auge, die auf der Trentiner Seite aus dem Val di Peio zur Fürkele-Scharte und über den Südostgrat auf die Zufallspitze führt - lt. Berichten nicht schwieriger als T4/I und aufgrund des langen Hatschers wohl mit Ski am lohnendsten.

 

Ich gewinne ebenso wie die Wolken an Höhe.

 

Zum Glück bin ich früh genug dran. Etwas mühsam stapfe ich hinauf zum Schildjoch.

 

Und dann gleich auf den einfachen Westgrat weiter.

 

Im Westen die schöne Vertainspitze (3.545m). Bei trockenen Verhältnissen und etwas mehr Zeit hätte ich in das Rosimjoch absteigen und noch rübergehen können, das war aber heute aufgrund der schneebedeckten blockigen Steilflanke und des oberflächlich zugeschneiten Gletschers überhaupt kein Thema. Habe auch keine Aufsteigenden über den Normalweg von Sulden herauf gesehen.

 

Ankunft auf der Schildspitze (3.461m), unten der mächtige Laaser Ferner und draussen das Vinschgau und die südlichsten Ötztaler Alpen. Schaut nicht nur so aus, sondern ... 

 

... hat sich tatsächlich sehr winterlich angefühlt. Hinter mir König Ortler, mit 3.905m der höchste Berg Südtirols.

 

Dreigestirn Königsspitze - Zebru - Ortler über dem hinteren Suldental. Die leichte, aber doch frische Brise bewegt mich bald dazu, den Grat hinüber zur Plattenspitze in Angriff zu nehmen.

 

Sehr rutschige Verhältnisse hinunter zum Schildjoch (3.392m), im Schatten Eis auf den Felsen - daher umgehend die Spikes draufgeschnallt. Ohne diese hätte ich den kurzen Gratübergang wohl nicht durchgezogen.

 

Leicht exponierte, aber wenig schwierige erste Klettermeter (I).

 

Tolle, hochalpine Stimmung am Grat.

 

Blick retour zur Schildspitze. Links die Steilflanke, die ich auf einem allfälligen Weiterweg zur Vertainspitze absteigen hätte müssen - bei diesen Verhältnissen ohne Steigeisen besser nicht.

 

Die Schlüsselstelle: ein etwa 5m hoher Aufschwung. Rechts mit Eis überzogene Felsen. Links zwar exponierter, aber trocken. Daher links über die Kante rauf (II). 

 

Im Ausstieg wieder mit Schnee garniert. Ohne Spikes wäre es hier haarig geworden.

 

Der weitere Weg verlangt zwar Vorsicht, ist aber wieder leichter (I).

 

Am Kreuzgipfel der Plattenspitze (3.422m), mit Blick retour über den Grat zur Schildspitze.

 

Von Süden kommt ein nettes Pärchen herauf, das ich in der Früh unten am Parkplatz gesehen habe. Später kommt noch ein dritter Kollege hinzu. Wir unterhalten uns eine Weile, dann schlendere ich hinüber zum Steinmanngipfel.

 

Gesagt - getan.

 

Vertainspitze, Gr. Angelus und Schildspitze.

 

Tiefblick auf Sulden.

 

Nach ausgiebiger Gipfelschau mache ich mich an den Abstieg. Dank der intensiven Einstrahlung verabschiedet sich der Neuschnee merkbar.

 

Herrlicher Blick immer wieder auf den Cevedale und die auch heute zahlreichen Gipfelaspiranten, die sich durch die steile Firnflanke hinaufarbeiten.

 

Der lange Südostgrat von der Fürkelescharte hinauf zu den Zufallspitzen - hoffentlich bald!

 

Innere Pederspitze (3.295m), ein weiteres der vielen, vielen Gipfelziele im Martelltal.

 

Östlich des Martelltals der Zufrittkamm mit der Zufrittspitze (links, 3.439m) und der Hinteren Eggenspitze (halbrechts, 3.443m).

  

Keine besonderen Auffälligkeiten am gut markierten Steig herunter von der Plattenspitze.

 

Eintauchen zurück in das Leben.

 

Abertausende Wollgräser, fast unwirkliche Gegensätze.

 

Hinab in das Pedertal und ...

 

... abermals an der verfallenen Schildhütte vorbei, wo ich in der Früh zur Schildspitze abgezweigt bin.

 

Wunderschöne Ortler-Alpen.

 

Relative nahe zur Lyfi-Alm treiben sich einige Wanderer herum, selbst zur besten Ferienzeit ist im Pedertal aber nicht viel los.

 

Was man für die Marteller Hütte - beliebter Ausgangspunkt für unzählige Hochtouren - wohl kaum behaupten kann.

 

Ich lasse die schöne Tour mit einem lieblichen Naturschauspiel ausklingen und schlendere gemütlich zum völlig belegten Parkplatz zurück. Endlich einmal das Martelltal besucht, interessante Verhältnisse vorgefunden und ein Gefühl für die Größenordnung der Ortler-Riesen bekommen. 

 


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Kommentare: 1
  • #1

    W.w. (Freitag, 30 August 2019 20:52)

    Das frühe Aufstehen lohnt sich wirklich.sehr schon dokumentiert .l.g