Karwendeldurchquerung

Fritzens - Karwendeltal - Falkenhütte - Achensee - Gufferthütte - Fritzens

244 Kilometer, 4.890 Höhenmeter

Karwendel / Brandenberger Alpen

23.-25. September 2020

Autor: Jürgen

Mit auf Tour: die Freunde vom Mammut Team Extreme

 

Beschreibung:

Aus der geplanten 4,5-Tages-Tour von Innsbruck nach Salzburg wurde wetter- und Corona-bedingt eine kleinere 2,5-Tages-Runde. 

 

Tag 1: Fritzens - Innsbruck - Scharnitz - Hochalmsattel - Falkenhütte 92,6km/2.190hm. Ich starte direkt von zu Hause (591m). Nach Zwischenstopps in Innsbruck (577m) und Seefeld (1.180m) sind wir in Scharnitz (964m) komplett und fahren durch das Karwendeltal zum Karwendelhaus (1.771m) und über den Hochalmsattel (1.803m) und den Kleinen Ahornboden (1.399m) weiter zur Falkenhütte (1.848m).  

Tag 2: Falkenhütte - Eng - Plumsjoch - Achensee - Kögljoch - Gufferthütte 90,1km/2.170hm. Von der Falkenhütte rollen wir durch das Johannestal hinaus in das Rißtal (958m) und hinein in die Eng (1.227m). Bergwertung hinauf zur Plumsjochhütte (1.630m) und hinab in das Gerntal und zum Achensee (930m). Weiter nach Achenkirch und über das Kögljoch (1.487m) nach Steinberg (1.010m) und vom Köglboden (963m) zur Gufferthütte (1.465m).

Tag 3: Gufferthütte - Kaiserhaus - Kramsach - Fritzens 61,2km/530hm. Wir düsen im strömenden Regen hinab zur Brandenberger Ache (772m) und zum Kaiserhaus (711m). Während die Gruppe über Thiersee hinaus nach Kufstein fährt und die Tour dort beendet nehme ich die Route über Aschau (874m) nach Kramsach (522m) und zurück nach Fritzens.

 

Der Vollständigkeit halber sei angemerkt, dass wir uns bei Pausen um Wahrung des gegenseitigen Abstands und vor allem in Innenräumen um das Tragen von Masken bemüht haben. Auf den Hütten wurde auf die Einhaltung der entsprechenden Regeln geachtet. 

 

Im Frühjahr zuvor bin ich den Westteil des Karwendels als Tagestour durchfahren.

 

Schwierigkeitsgrad: großteils einfach, kurze Trails bis max. S1

Klassische Durchquerung des Karwendels auf breiten Forstwegen. Konditionell herausfordernd sind die Anstiege von Eigenhofen nach Seefeld, zum Karwendelhaus, der steile Weg zur Falkenhütte, das Plumsjoch sowie das Kögljoch. Nicht zu unterschätzen ist die Abfahrt vom Plumsjoch zur Gernalm.

 

Dauer: 2,5 Tage

Distanz: 244 Kilometer

Höhenmeter: 4.890 Meter

 

Parkplatz:

-

 

Einkehrmöglichkeiten:

Falkenhütte

Gufferthütte

 

Landschaft: ********** (10/10)

Kondition:       ******** (8/10)

Anspruch:                **** (4/10)



11 Mountainbike-Helden unterwegs durch das Karwendel und die Brandenberger Alpen. Im September 2020 zwingt uns ein markanter Wetterumschwung und das allgegenwärtige Corona zu einer verkleinerten Variante der diesjährigen Tour mit dem MammutTeamExtreme, Abstand & Masken inklusive.

 

Die Route mit offiziellem Startpunkt Innsbruck, wobei ich aus Fritzens nahe Wattens gestartet bin. Im Uhrzeigersinn via Seefeld und Scharnitz in das Karwendeltal zur Falkenhütte. Am zweiten Tag über die Eng, Plumsjoch und Achensee zur Gufferthütte. Am dritten Tag entlang der Brandenberger Ache retour in das Inntal.

 

Während der Großteil der Gruppe frühmorgens mit dem Zug aus Ostösterreich anreist, schnüre ich mein neuestes Bikepacking-Equipment und fahre aus dem Unterinntal weg.

   

Beim Innsbrucker Hauptbahnhof gable ich die ersten Kollegen auf. Zwei Kärntner und ein Niederösterreicher hoffen darauf halbwegs trocken zu bleiben. Ab dem Nachmittag sollte sich das Wetter bessern.

 

Unspektakuläre Kilometer im Inntal vorbei an Kematen und Zirl, bis bei Eigenhofen die schwarze MTB-Route hinauf nach Seefeld führt. Während die E-Biker hinaufcruisen, freue ich mich darüber trotz Gepäck im Sattel zu bleiben.

Viel sehen wir anfangs nicht von der Landschaft.  

 

Km 46, die ersten 600 Höhenmeter liegen hinter uns. Seefeld (1.180m), kühle Witterung und etwas Regen. Zur bisherigen 3er Gruppe kommt ein Deutscher und ein Kanadier hinzu. 

 

In Scharnitz die Völkervereinigung. Der dritte Kärntner, der zweite Deutsche, der zweite und dritte Niederösterreicher und zwei Wiener komplettieren das Potpourri. Eine bunte Truppe, was man von unseren Windjacken eher nicht behaupten kann. Stilecht essen wir beim Italiener mit dem Original-Namen "Zum Kirchplatzl", der Kellner kommt wohl aus keinem der bisher genannten Länder. 

 

Die meisten kennen sich von früheren Touren, wie z.B. jene im Vorjahr durch das Mühlviertler Granitland oder der Watzmann-Runde vor 3 Jahren, für mich sind aber auch ein paar neue Gesichter dabei. Einige kommen aus derselben Branche und es wird gesmalltalked was das Zeug hält. Hauptfrage: noch unter oder schon über 45/50?  

 

Die großteils recht flache Strecke durch das Karwendeltal verträgt das auch. Nach der Angeralm (1.310m) beginnt der nächste größere Anstieg. 

  

Nämlich hinauf zum Karwendelhaus (1.771m), unterhalb des Hochalmkreuzes und der eingenebelten Birkkar- und Ödkarspitzen gelegen.

 

Das Feld reißt bis zum Karwendelhaus weit auseinander. Jene die früher ankommen dürfen sich mit einem Kaffee oder unserer neuesten Entdeckung, einem "Russen" (Weizenbier mit Limonade), belohnen. Ist es Corona oder die Jahreszeit oder beides: ich habe das Haus noch nie so leergefegt gesehen. 

 

Die komplette Runde. Ein bisschen darf ich mit meiner Karwendelleidenschaft prahlen, Berge wie die in Bildmitte sichtbare Raffelspitze laden geradezu ein, ein paar Anekdoten zum besten zu geben.

 

Km 78 ab Fritzens. Rauf zum Hochalmsattel (1.803m) ...

 

... und im Angesicht der umnebelten Laliderer Wände ... 

 

... hinab zum kleinen Ahornboden (1.399m) zum Denkmal des Hermann v. Barth.

Zum Schluss des ersten Tages wird uns nochmals richtig warm: ab der Ladizalm (1.573m) fordern uns ein paar richtig steile Passagen.

 

Von weitem lacht bereits die Falkenhütte herunter.

 

Die Landschaft ist wie immer: atemberaubend. Am Ende des Tages von Fritzens nicht ganz 93 km und 2.200 Höhenmeter. Der Nachmittag ist trocken geblieben und ein paar Sonnenstrahlen gingen sich auch aus.

 

Trocken war der Nachmittag, was man vom Abend nicht behaupten kann.

 

Die Falkenhütte wurde in den letzten Jahren generalsaniert und erst im August 2020 neueröffnet. Hüttenruhe um 22 Uhr, im Lager musste dank Sommerschlafsack-Regelung niemand frieren. 

 

7 Uhr morgens, ein wunderschöner Tag steht bevor. Sonnenaufgang über der Lamsenspitze.

 

Bevor wir nach ausgiebigem Frühstück starten, check ich in Ruhe die Laliderer Wände. Da oben auf dem Zapfen der Laliderer Spitze schläft es sich auch nicht schlechter als in der Hütte.

 

Besonders die Herzogkante (UIAA IV-V, mittig über dem Spielissjoch) und das Profil des Grubenkarpfeilers (UIAA IV, ganz links über dem Hohljoch) begeistern.

 

Ready to go.

 

Die Mannschaft nochmals vor der Herzogkante. Auftakt des zweiten Tages, gleichsam die Königsetappe: die Abfahrt via Ladizalm und Johannestal.

Versammlung vor den Laliderer Wänden, der "geschlossensten Wandflucht der Ostalpen".

 

Durch das Johannestal hinaus Richtung Vorkarwendel. Rechts oben die Falkengruppe.

 

Gemütlich rollen wir vom Johannes- raus in das Rißtal und hinein in die Eng, den berühmten Talschluß mit dem Großen Ahornboden.

 

Links oben Eiskarlspitze (2.610m), halblinks die Spritzkarspitze (2.606m), rechterhand die Grubenkarspitze (2.663m).

 

Beste Laune an diesem schönen Herbsttag.

 

Km 25. Zweites Frühstück und dritter Kaffe bei der Engalm (1.227m).

 

Gestärkt machen wir uns an den ersten längeren Anstieg heute, hinauf auf das Plumsjoch.

 

Die schroffen Karwendelwände weichen den sanfteren, grasigen Formen des Vorkarwendels.

 

Plumsjochhütte (1.630m), Mittagszeit. Gegenüber thronen Gamsjoch (2.452m) und Rosskopfspitze (2.015m).

 

A Jausn wie aus dem Bilderbuch.

Der Wirt auf der Falkenhütte hat uns für 13 Uhr den Zusammenbruch des Föhns vorausgesetzt, doch das Wetter hält.

 

Vom Plumsjoch erblicken wir im Hintergrund die Montscheinspitze (2.106m) und weiter im Osten die Brandenberger Alpen und das Rofan.

 

Downhill vom Plumsjoch. Natürlich war der eine oder andere elegante Abgang zu verschmerzen.

 

Die Abfahrt ist aufgrund ihrer Steilheit nicht zu unterschätzen. 

 

Fully, yes!

 

Doch auch ein Fully kann man schieben. Mit den schweren E-Bikes ist das in der Tat nicht so lustig.

 

Der Pförtner der Gernalm.

 

Die Abfahrt aus dem Gerntal heraus macht einem Formel-1 Rennen alle Ehre.

 

Km 49. Wir sind in Pertisau am Achensee (930m). Null Problemo mit dem Wetter! Schön liegt der Achensee eingebettet in die Berge des Karwendel und des Rofan. Das Karwendel lassen wir nun hinter uns.

 

Geradezu mediterranes Flair auf der Weiterfahrt nach Achenkirch.

 

In Achenkirch der obligatorische Split in die Kulinarik- und die Sporttruppe.

 

Letztere nimmt den Anstieg hinauf zum Kögljoch ins Visier.

 

Km 67. Köglalm (1.428m) und der Blick von Osten auf das Skigebiet Christlum und den Kafellkamm, die nordöstlichen Karwendelausläufer.

 

Lohn der Arbeit: der feine Downhill herunter vom Kögljoch.

 

Vom Rofan sehen wir heute die Rückseite. Immerhin mehr als auf meiner verregneten Rofan-Umrundung

 

In Steinberg (1.010m) erkunden wir den Gasthof Waldhäusl, Ausgangspunkt der Touren auf den Guffert.

 

Guffert ist das Stichwort, denn wir wollen ja zur gleichnamigen Hütte. 

 

Vom Köglboden (963m) warten zuletzt noch einmal rund 500 Höhenmeter. 

 

Gufferthütte in Sicht, bei grandiosem Nachmittagslicht. Ende der 90km und die letzten der heute 2.170 Höhenmeter.

 

Willkommen auf 1.465m! Die Wirtsleute geben sich allergrößte Mühe und wir haben einen lässigen gemeinsamen Abschlußabend.

 

Leider ist über Nacht die Schlechtwetterfront herangerauscht. Es regnet in Strömen und nur das Schneidjoch (1.811m) gegenüber ist zu sehen.

 

Alle sind froh über die bisher sehr gelungene Tour, da kann uns das bissl Regen auch nichts.

 

Vor allem bei dieser modischen Ausrüstung!

Heller wurde es an dem Tag nicht mehr. Schinder (1.808m) und Hinteres Sonnwendjoch (1.986m), die Paradeberge der Bayrischen Voralpen, verstecken sich.

 

Schönwetterradeln kann doch jeder.

 

Trotz, oder vielleicht wegen der Nebelstimmung, gefällt uns die Fahrt entlang der Brandenberger Ache besonders gut.

 

Km 16. Kaiserklamm beim Kaiserhaus.

Wir verabschieden uns voneinander, da keine Wetterbesserung für den Rest des Wochenendes in Sicht. Eigentlich wollten wir via Kufstein und das Chiemgau weiter nach Salzburg. So aber kurvt der Rest der Truppe auf kürzestem Wege hinaus Richtung Thiersee und Kufstein, um von dort mit dem Zug nach Hause zu fahren.  

 

Ich drehe auf Süd und teste mein Regenzeug auf der Strecke vom Kaiserhaus über Aschau hinaus nach Kramsach.

 

Auf den 45 Kilometern ab Kaiserhaus und etwas mehr als 2 Stunden habe ich das Gefühl, mit dem Rad durch einen großen See zu fahren. Es hat durchwegs in Schaffeln gegossen und am Ende bin ich ein einziger nasser Fetzen. Die Tour war trotzdem eine schöne Erfahrung, die Tage im Karwendel wie immer ein Hammer und alle sind gesund geblieben.

 


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Kommentare: 4
  • #1

    Gregori (Donnerstag, 03 Dezember 2020 14:18)

    Lieber Jürgen,
    Sehr lässige Beschreibung einer coolen Tour. Garniert mit superfeinen Fotos.
    Es hat mir großen Spaß bereitet, den Text zu lesen.
    Ich freue mich auf Deinen nächsten Bericht und die nächste Tour mit Dir :-)
    Zu ergänzen ist noch: Du warst auf der Tour in allen Belangern unser 'local hero' ...

  • #2

    Reinhard (Donnerstag, 03 Dezember 2020 16:13)

    Lieber Juergen, tolle Beschreibung einer tollen Tour... und noch viel gelernt zu Geologie und Geographie. Bis zum naechsten Mal. Reinhard

  • #3

    Josef (Donnerstag, 03 Dezember 2020 19:36)

    Da schau her.......die "creme de la creme" der Geographen, kann auch kräftig in die Pedale treten. Eine bunte Truppe. Grüße aus NÖ.

  • #4

    W.w. (Samstag, 05 Dezember 2020 20:37)

    Hallo Jürgen fantastisch beschrieben trotz nicht so guten Wetter alle gute Laune und atemberaubende Landschaft ! L
    G