Brockenberg & Jankusmauer -

Rundtour vom Wald- ins Mühlviertel

92,8 Kilometer, 1.860 Höhenmeter

Waldviertel / Niederösterreich & Mühlviertel / Oberösterreich

25. Oktober 2020

Autor: Jürgen

Mit auf Tour: Josef

 

Beschreibung:

Tagestour im goldenen Herbst mit einer großzügigen Runde vom Wald- ins Mühlviertel und retour: von Zwettl (522m) durch das Zwettltal über Schloß Rosenau (628m) und den Oberrosenauerwald nach Gr. Gerungs (675m). Weiter entlang der Zwettl und über Kleinpertholz (844m) und den Langschlägerwald am Abspannberg (962m) vorbei zur Landesgrenze. Aufwärts nach Liebenau (970m) und zum Brockenberg mit der Warte (1.053m) mit Fernblick auf die nieder- und oberösterreichischen Alpen. Weiter nach Liebenstein zur Jankusmauer (1.017m). Am Rubner Teich vorbei zurück nach NÖ und über Arbesbach (849m), Pretrobruck (775m), die 'Schütt' am Kleinen Kamp und zuletzt das Kamptal nach Zwettl. 

 

Schwierigkeitsgrad: leicht (max. S1, Gipfel unschwierig)

Landschaftlich abwechslungsreich, fahrtechnisch einfach mit vergleichsweise viel Asphalt durchsetzt mit Wald- und Feldwegen sowie Wiesenpfaden. 

 

Dauer: 6:30 Stunden

Distanz: 92,8 Kilometer

Höhenmeter: 1.860 Meter

 

Parkplatz:

Einstieg an beliebiger Stelle möglich.  

 

Einkehrmöglichkeiten:

Gastronomiebetriebe entlang der Strecke

 

Landschaft: ********* (9/10)

Kondition:       ******* (7/10)

Anspruch:                 *** (3/10)



Vom Wald- ins Mühlviertel, und das an einem goldenen Herbsttag mit Fernsicht bis in die Alpen. Mein Vater und ich genießen die urige Mittelgebirgslandschaft, für mich persönlich eines der schönsten Bikereviere Österreichs.

 

Wo sind wir? Von Zwettl (522m), dem beinahe geografischen Mittelpunkt des Waldviertels im nordwestlichen Niederösterreich führt uns die Route nach Liebenau im oberösterreichischen Mühlviertel zum Brockenberg (1.053m) sowie zur Jankusmauer (1.017m), und über eine großzügige Schleife retour. "Going west" bedeutet hier "going up", von Zwettl steigt es in das Mittelgebirge des Freiwaldes stetig an. Immer ein bisschen, immer mit Gegenanstiegen, wodurch solche Runden am Ende des Tages durchaus fordern.

 

Ende Oktober, spitzenmäßige Wetterprognose. Ich starte vom Elternhaus und Daddy fährt mit dem Auto bis Arbesbach vor, so dass wir uns später irgendwo im Bereich der Landesgrenze treffen.

 

Anfangs halte ich mich entlang des Zwettl-Flusses. 

 

Ich steh so drauf.

 

Die Zwettl, ein uriges Flüsschen das im oberen Waldviertel entspringt.

 

Km 9. Schloß Rosenau. Renaissance-Schloß, Hotel, Freimaurermuseum und, ganz wichtig, einer der besten 'Heurigen' weit und breit.

 

Genauso verwirrend wie diese Schilder ist für Ortsunkundige der folgende Abschnitt: Ober- folgt auf Niederneustift, danach Oberrosenauerwald und Blumau. Allesamt Streusiedlungen mit unendlich viel Platz dazwischen.

 

Ich rolle meiner Nase nach, mit fixem Ziel aber ohne festgelegte Route. 

 

Fast unmerklich mache ich Höhenmeter und lasse die unglaublichen Farben auf mich wirken.

 

Nach viel Prärie folgt mit dem Örtchen Dietmanns die Vorstadt von Groß Gerungs (720m). Das kleine Städtchen lasse ich an diesem Sonntagvormittag rasch hinter mir. 

 

Wenig später, bei km 23, bin ich wieder im Tal der Zwettl.

  

Genauer gesagt an deren schon merkbar kleinerem Oberlauf. 

 

Ich komme zur Klauskapelle. Dieses Häuschen hat eine illustre Geschichte und hat sich von einem Lusthaus in eine Kapelle verwandelt (siehe Bericht von Zwalk). Drei Mal die Glocke läuten bringt Glück, wir sind ja nicht umsonst in der als "Kraftarena" beworbenen Region.

 

Es bleibt geschichtlich, zumindest familiengeschichtlich interessanter Boden. Das ehemalige Elternhaus meiner Mutter in einem wildromantischen Taleinschnitt.

 

Die Natur holt sich mittlerweile Teile dieser industriegeschichtlichen Reminiszenz zurück. Ob man darüber traurig sein soll? 

 

Es gibt Schlimmeres, als sich durch intakte Natur zu bewegen.

 

Ich hatte das Gefühl, durch einen Wald aus Gold zu fahren. Irgendwie war es ja auch so.

Mittlerweile bin ich im Waldviertler 'Oberland' nahe Langschlag. Die Granitlandschaft mit ihren welligen Kuppen zeigt sich von ihrer schönsten Seite.

 

...

  

Kleinpertholz (844m).

 

Beruhigende Gegensätze zur manchmal schroffen Bergsteigerei.

  

Die Schmetterlinge sind seit 2011 leider ausgeflogen. Ich bewundere jeden Unternehmer für das eingegangene Risiko, aber warum sollte jemand in so einer Region Eintritt für ein Naturerlebnis zahlen, wenn es ringsherum Natur pur gibt? 

 

Km 32: ich überquere fast den Gipfel des Abspannbergs (962m) und erspähe vorne mein erstes Tagesziel, den Brockenberg.

 

Einen rasanten Downhill später, der Kamp markiert als kleines Bächlein die Landesgrenze zu Oberösterreich. Ganz anders als bei den mächtigen Stauwerken, die man auf der Volt-Runde zu Gesicht bekommt.

 

Ab jetzt sind wir zu zweit und befahren die 'Mühlviertler Alm'. Nach dem Örtchen Liebenau (970m) nehmen wir die kurze Steigung hinauf zur Aussichtswarte in Angriff. Ab hier begleiten uns die Schilder der Tour de Alm (ein noch ausständiges Projekt!) sowie der diversen Mühlviertler Bike-Routen.

 

Km 39, bei der Aussichtswarte am Brockenberg (1.053m). Nach langem Suchen finden wir zum Glück eine 2€-Münze, damit wir auf die Aussichtsplattform kommen.

Und das rentiert sich! Der Blick schweift über mindestens das halbe Waldviertel, bis weit hinein nach Tschechien und die Nordalpen auf der Breite zwischen Dachstein und Wienerwald. Linkerhand der stark bewaldete Freiwald, Teil des Böhmerwalds und Grenze nach Tschechien.

 

Grandiose Tour heute.

 

Wirklich mächtig wirkt der Brockenberg von Süden nicht, die Aussicht ist aber mehr als lohnend!

  

Weiter gehts, der Koblberg 1.044m. Als höchster Pass in Oberösterreich angeschrieben, kann das wirklich stimmen?!

 

Es ist nicht weit zum Örtchen Liebenstein. Halbrechts im Wald verbirgt sich ...

 

... die Jankusmauer (1.017m), ein herrlicher Platz mit freiem Blick nach Westen.

 

Mit Fernglas lassen sich Tischberg (1.063m), Vysoka (1.034m) und Nebelstein (1.017m) ausmachen.

 

Genug gefaulenzt, zurück müssen wir ja auch. Also östliche Richtung eingeschlagen. Orientierungspunkte sind Schneidermauer (1.010m), Ochsenberg (1.022m) und Dauerbachberg (1.008m). Welcher jetzt genau welcher ist, kann ich von hier nicht eindeutig bestimmen.

 

Goldener Herbst, besser kann es nicht sein.

 

Daddy kennt dieses Gebiet wie seine Westentasche. Geheime Wiesenpfade, schöne Walddurchquerungen. Hinten müsste der Dauerbachberg zu sehen sein.

  

Mühlviertler Landschaft, ein Traum.

 

Km 48. Wir durchfahren den Weiler Geierschlag. Mehr Landschaft als Häuser.

 

Und ein Esel.

 

Ochsenberg voraus, diesen umfahren wir großzügig.

 

Ich hänge mich ans Hinterrad, sonst würde ich heute noch den richtigen Weg suchen.

 

Muss man wissen, umso schöner.

 

Wir biegen ein zum Rubner Teich mit dem Tannermoor, dann der Schock: dutzende, ja hunderte Autos. Nebelgeplagte Linzer suchen Sonne und Erholung an diesem sonst so beschaulichen Ort.

 

Ich kanns verstehen. Der Rubner Teich ist ein Naturerlebnis, das nahegelegene Tannermoor, eines der größten Latschenhochmoore Österreichs, ebenso. Hier ist kein Eintritt zu zahlen.

 

Ach ja, von den Farben konnte ich noch immer nicht genug bekommen.

Wir streifen den Schneiderberg und erkennen die Ruine Arbesbach, den 'Stockzahn des Waldviertels'. 

 

Davor: Fahrt durchs Grüne. Die anschließende Gatschpartie im moorigen Wald hat kein Extra-Foto verdient.

  

Noch eine Verwandtschaft. Diese Streusiedlung ist übrigens Namensgeber für eine (wie ich finde) originelle Band, auch Verwandtschaft und 2015 Sieger des FM4 Protest Songcontests. So finden Beschaulichkeit und Attitüde zusammen.

 

 Nach diesem kulturellen Exkurs blicken wir zurück auf den schon fernen Brockenberg.

 

Km 63: Arbesbach. Mein Vater nimmt von hier wieder das Auto, ich mache die Runde noch fertig. 

 

Es bleibt wunderschön. Durch diesen Landstrich sind wir auch im Sommer gefahren.

 

Langsam werden die Schatten etwas länger. 

 

Gedenkkreuz am Weg nach Pretrobruck.

 

Anstieg ebendorthin.

Statt über den Grötschen (nochmals 200 hm extra) fällt mir kurzerhand die 'Schütt' ein. Nahe Rappottenstein säumen riesige Granitblöcke den Lauf des Kleinen Kamp. 

 

Wilde Wasser.

 

Km 81, Roiten, wo der Kleine und Große Kamp schon ein gemeinsames Geläuf haben.

 

Die Hahn-Säge, mir vor allem als Refugium des Künstlers Hundertwasser bekannt (siehe unsere damalige Tour).

 

Letzter kleiner Trailabschnitt am Kamp, der Rest ist Forst- und Asphaltstraße.

 

Mit der Sonne im Gesicht und im Kopf schließe ich diese Tour nach fast 93 Kilometern ab. Einmal hin und wieder zurück, mit vielfältigen Eindrücken aller Art. 

 


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Kommentare: 2
  • #1

    zt-biker (Montag, 07 Dezember 2020 21:42)

    Wow! Es gibt wohl keine schönere Beschreibung für Wald- und Mühlviertel, wie du sie gewählt hast. Die Bilder verraten auch, dass es ein wunderschöner Tag war. Traumhaft!

  • #2

    W (Donnerstag, 10 Dezember 2020)

    W.w.

    Wunderschöne Aufnahmen und tolle Beschreibung meiner.Heimat ! L.G