König - Münzenberg - Arbesberg

20,5 Kilometer, 570 Höhenmeter

Waldviertel / Niederösterreich

20. Juli 2020

Autor: Jürgen

Mit auf Tour: Josef

 

Beschreibung:

Improvisierte MTB-Runde mit kleinen Wandereinlagen im Dreieck zwischen Arbesbach, Schönbach und Rappottenstein: die Runde orientiert sich an Teilen der Luagalucka-Strecke und wir nehmen drei Gipfelziele mit: von Pretrobruck (775m) fahren wir zur Lohnhöhe und nehmen den Anstieg zum König (887m). Wir halten uns südwärts in Richtung Schönbach und finden den Münzenberg (915m) mit herrlichem Blick nach Osten und Süden. Westwärts nach Altmelon und zum Arbesberg (895m), der imposantesten Felsformation im Umkreis. Zuletzt via Brunn zurück nach Pretrobruck. Es gelten wie üblich die Bike-Fairplay-Regeln.

  

Schwierigkeitsgrad: fahrtechnisch leicht (L), an den Gipfelfelsen bis T4

Meist auf breiten Wald- und Feldwegen, der Gipfelanstieg zum Arbesberg erfolgt in leichter Kraxelei (T4, Achtung auf die obersten Meter). 

 

Dauer: 2:30 Stunden

Distanz: 20,5 Kilometer

Höhenmeter: 570 Meter

 

Parkplatz:

Pretrobruck beim Feuerwehrhaus.  

 

Einkehrmöglichkeiten:

Gastronomiebetriebe entlang der Strecke

 

Landschaft: ******** (8/10)

Kondition:             *** (3/10)

Anspruch:            **** (4/10)



Sommerabend im Waldviertel. Tagsüber stundenlang am Wasser gerastet und geröstet, am frühen Abend bequemen wir uns aber doch nochmals raus aus dem Ruhepulsbereich. Wir fahren aufgrund der Temperaturen in höhere Gefilde und starten in Pretrobruck auf 775m.

 

Das neue Scott Fully will ausgetestet werden. Einer meiner Benchmark-Anstiege ist jener vom Lohnbachgraben auf die Lohnhöhe, schattig und oft mit feuchten Steinen und Wurzeln garniert. Dort kam ich mit meinem alten Simplon-Hardtail nur einmal erfolgreich rauf. Mit dem neuen Gefährt komme ich gleich durch, auch wenn das zwischendurch aufgenommene Foto qualitativ etwas zu wünschen übrig lässt.

  

Auf der Lohnhöhe. Vor uns breitet sich das Örtchen Lohn und der Weinsberger Wald aus.

 

Dieser Hügel ist Ziel Nummer #1 - der König (887m), ein Teil des Spanbergs. 

 

Daddy begleitet mich, wir haben unseren Spaß in der schönen Landschaft.

 

Es gibt einige historische Bauwerke in der Region, dieses Ding zählt auch schon fast dazu.

 

Wir steigen dem König aufs Haupt, als Krone trägt er mächtige Restlinge. Wie so häufig ist der höchste Punkt etwas niedriger als die umliegenden jahrzehntealten Nadelbäume.

 

Ein bisschen Aussicht, drüben erahnen wir schon unser nächstes Ziel, den Münzenberg.

 

Im Gipfelfelsen findet sich eine 'Opferschale'. Entgegen der schauerlichen Mythen hat diese Erscheinung nichts mit heidnischen Blutopfern zu tun, sondern ist eine typische, durch Säuren der Moose und gefrierendes Wasser entstandene Verwitterungsform. Steter Tropfen höhlt irgendwann den härtesten Granitstein, auch wenn es Millionen von Jahren dauert.

 

Weiter gehts. Etwas rustikal schlagen wir uns durch den Wald.

 

Um plötzlich beim Fuchsenhof in die lieblichen Fluren nahe Altmelon einzutauchen. In der Ferne halblinks die Ruine Arbesbach, der 'Stockzahn des Waldviertels' (siehe unten).

 

Wir hatten den Hund schon eingepackt, ließen ihn dann aber doch wieder aus und machten uns ohne Anläuten vom Acker. 

 

Stirnrunzelnd tauchen wir wieder in den Wald ein und suchen den nächsten Gipfel. 

 

Hier werden wir fündig - der Münzenberg, 915m, ein Steinhaufen wiederum umgeben von dichtem Mischwald. 

Umso schöner ist es 30 Höhenmeter unterhalb, wo wir mit ein paar Hundert Gelsen die Aussicht genießen.

 

    

Sonne, Grün, Sommer.

 

Nun aber endgültig raus aus dem dichten Wald. 

 

Typische Gehöfte und unendlich viel Platz. 

 

Als Dritten im Bunde peilen wir den Arbesberg an, etwa auf halbem Weg zwischen Altmelon und Arbesbach.

 

Die letzte kleine Wandereinlage führt uns abermals zu einer Felsformation.

 

Aus der Nähe ein echtes Naturjuwel. Eine kleine Kapelle, dem Hl. Expeditus, einem ehemals römischen Legionär und Beschützer der Wanderer, geweiht. Ein kleiner Steig führt in leichter Kraxelei rund 50 Meter aufwärts. 

 

Zur Belohnung wartet ein monumentales Gipfelkreuz (895m).  

Dank der Exponiertheit darf man von hier den Fernblick in das nahe Arbesbach genießen. Die weithin sichtbare Ruine versteckt sich rechts hinter den Bäumen. 

 

Besagte Ruine, den 'Stockzahn des Waldviertels', haben wir eine Woche später an einem weiteren traumhaften Sommertag besucht. Die Burg wurde Ende des 12. Jhdts. von den Kuenringern errichtet und 400 Jahre später von den Hussiten verwüstet. Danach wurde die Veste dem Verfall preisgegeben, ist aber seit langer Zeit als Aussichtswarte zugänglich. Den Schlüssel gibts gegen minimalen Eintritt in einer nahen Bäckerei.

Ausblick von der Ruine nach Südosten in das Gebiet der heutigen Radtour. Charakteristisch für das Granitland der Böhmischen Masse, geologisch das 'Moldanubikum': die kleinen Hügel sind die härtesten Reste des uralten variszischen Hochgebirges, bestehend aus extrem widerstandsfähigem Kristallin und selbst nach mehreren Hundert Millionen Jahren nicht ganz eingeebnet. In Bildmitte der kegelförmige, bewaldete Arbesberg, links dahinter König und Münzenberg. 

 

Der Abstieg vom Arbesberg war mit den harten Radschuhen gar nicht ohne. Daher die Schuhe eine Etage runtergeschmissen und die oberen Meter auf Socken abgeklettert :)

 

Daddy genießt die Ruhe und schmunzelt meist über meine Einlagen.

Etwas unterhalb begutachten wir noch die Arbesberghöhlen. Imposante Hohlräume zwischen den riesigen Granitblöcken, die in früheren Kriegszeiten der einheimischen Bevölkerung als Zufluchtsort gedient haben. In den 1630er Jahren soll sich hier auch der "Klauser", ein Mühlviertler Bauernführer im Aufstand gegen die bayrische Besatzungsmacht, aufgehalten haben.

 

Zurück in die Gegenwart. Heu bald fertig, die Drescher können loslegen.

 

Fulminanter Abend bei Neumelon.

 

Mit Blick auf den Spanberg kurbeln wir die letzten Kilometer über Brunn zurück nach Pretrobruck. Wer will, könnte natürlich die gesamte Luagalucka-Tour ausfahren oder auch auf den in der Nähe vorbeiführenden Granittrail einbiegen. Feine, abwechslungsreiche Runde, besonders an einem so schönen Sommerabend.  


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Kommentare: 2
  • #1

    Josef (Montag, 07 September 2020 20:05)

    Deinen Worten ist zu entnehmen, dass du ein begeisterter Waldviertler bist. Kaum einer könnte es treffender beschreiben.

  • #2

    Rosi (Dienstag, 08 September 2020 18:53)

    Kompliment für deine Berichte,immer wieder spannend zu lesen.