Skitour Innere Sommerwand

Stubaier Alpen

3122 Meter

16. Februar 2019

 Autor: Jürgen

 

Beschreibung:

Lange Tagestour mit Start in Seduck (1.472m). Auf dem präparierten Fahrweg, im oberen Teil entlang des Bachs zur Oberissalm (1.742m) und über den Winterweg zur Franz-Senn-Hütte (2.149m). Südlich eindrehend in das Stiergschwez und in einem großzügigen Bogen auf den orographisch linken Ast des Sommerwandferners (ab ca. 2.600m). Skidepot unterhalb der Kräulscharte (ca. 3.060m). Über die versicherte Steilstufe auf den Grat und im Blockgelände zum Gipfel (3.122m). Abfahrt bis ca. 2.400m und über eine Steilrinne zur Oberissscharte (2.510m). Von dort über das Kuhgschwez zur Oberissalm und hinaus nach Seduck. 

 

Schwierigkeitsgrad: ziemlich schwierig (ZS/II-). Der Sommerwandferner ist flach und spaltenarm. Gratanstieg zum Gipfel versichert, oben eine etwas ausgesetzte Stelle II-. Steilrinne zur Oberissscharte ca. 40°. Für die Abfahrt durch die Steilstufe unterhalb des Kuhgschwez benötigt es eine gute Schneelage.

 

Schnee- und lawinenkundliche Erfahrung nötig. Für aktuelle Verhältnisse die Informationen des Lawinenwarndiensts beachten. 

 

Dauer: 7:15 Stunden 

Höhenmeter: 1.780 Meter

 

Parkplatz:

Seduck

 

Einkehrmöglichkeiten:

Franz-Senn Hütte

 

Landschaft:   ******** (8/10)

Kondition:     ******** (8/10 - je nach Schneelage)

Anspruch:        ******* (7/10)



Das schöne Gipfelkreuz der Inneren Sommerwand (3.122m), eine der Paradetouren im Nahbereich der Franz-Senn-Hütte. Für mich war es das Ziel einer weiten Tour von Seduck aus dem Oberbergtal. 

 

Dieses Wochenende macht die Franz-Senn-Hütte auf, daher voller Parkplatz in Seduck und ich ergattere um 5:45 Uhr mit Müh und Not noch eine Lücke. Aufwärmen beim Talhatscher am gut präparierten Fahrweg. 

 

Nach einer Stunde setzt die Dämmerung ein.

 

Bei der Oberissalm (1.742m). Der Winterweg zur Franz-Senn-Hütte zieht sich rechts durch den lichten Wald, später werde ich von links aus dem Kuhgschwez herunterkommen. Das mit dem Pulver an Nordwest-Hängen ist ja so eine unendliche G'schicht, doch dazu später mehr.

 

Am Winterweg an der Alpeineralm (2.140m) vorbei. Mitte Februar und ich hätte fast die Harscheisen anlegen müssen.

 

Nach 2 Stunden Zustieg komme ich um 7:45 Uhr zur Franz-Senn-Hütte (2.149m). Nur vereinzelte Leute zu sehen, die meisten starten offensichtlich erst später.

 

Sonnenaufgang über Schlicker Seespitze und Hohem Burgstall.

 

Ich bin trotz Zustieg aus dem Tal der erste, der heute hinauf zur Sommerwand geht. Auf zugewehter Spur hinein ins Stiergschwez. Vor mir bauen sich Uelasgratspitze (3.038m) sowie diverse Knotenspitzen (Östliche 3.101m, Falbesoner 3.118m, Alpeiner 3.233m) auf. Der Gletscherfallwind sorgte für eine ständige kühle Brise. 

 

Ein weiterer traumhafter Tag in diesen so unwirklich warmen Februartagen. Hinter der Hütte Kreuz- (3.008m) und Blechnerkamp (2.995m) - war eine Wahnsinnstour damals, Schafgrübler (2.922m) und die prätentiöse Hohe Villerspitze (3.087m). 

 

Auf Höhe des Gschwezgrats dreht die Route wieder auf Süd. Links dominiert die Alpeiner Knotenspitze, rechts der Bildmitte bekommt die Innere Sommerwand die ersten Sonnenstrahlen ab. 

 

Mein Ziel noch 800 Höhenmeter entfernt.

 

Hinter mir der Gschwezgrat. Diesen werde ich bei der Abfahrt durch die ganze rechts sichtbare Rinne durchsteigen, um später durch das dahinterliegende Kuhgschwez abzufahren.

  

Die Anstiegsroute zur Sommerwand ist mit Stangen markiert und nicht zu verfehlen. Dahinter nochmals Kreuz- und Blechnerkamp.

 

Ich halte mich rechts des Moränenrückens, es bleibt ziemlich flach. Auf ca. 2.600m betritt man den Gletscher. Im Anstieg übrigens miserable Schneequalität mit viel Windeinfluss. 

 

Ein kleines Gruseln überkommt mich beim Anblick der Kerrachspitze (2.918m) - hier erfährt man warum.

 

Ein kleines Kreuz auf dem Felskopf, der die beiden Gletscheräste trennt.

 

Einzelerleuchtung in der Sommerwand.

 

Ich erreiche das obere Becken des Sommerwandferners.

 

Ein Traumtag und (noch) niemand zu sehen. Der Gletscherwind im schattigen Gletscherbecken war weiterhin ziemlich frisch.

 

Nicht mehr weit.

 

Ein paar Spitzkehren bis zum Skidepot links unterhalb des Felskopfs. Durch den Gletscherrückgang ist die Steilstufe zur Kräulscharte schon relativ hoch.

 

Na bitte, nach 4 Stunden endlich Sonne. Der Wind hört schlagartig auf.

 

Raufgstapft.

 

Das Ganze ist nicht schwierig, verharmlosen sollte man den Anstieg aber auch nicht.

 

In der Kräulscharte (3.060m). Ein Wahnsinns-Panorama öffnet sich, v.a. auf die Östliche Seespitze (3.416m)

 

Gutmütiger Grat im unteren Teil. 

 

Dann wird's schmaler. Versicherungen gibt's hier keine, Möglichkeiten zum Sichern genug.

 

Der Zacken vor mir ist die Schlüsselstelle. Kann man rechts außen umgehen, ich bin direkt drüber (II-). 

  

Stelle im Rückblick. 

 

Auf der Inneren Sommerwand (3.122m), Windstille und warm. Ohne Hektik ca. 4:30h Zustiegszeit. Der Gipfel bietet, obwohl nicht sonderlich freistehend, ein bemerkenswertes Panorama, wie im Norden auf die Villerspitzen. 

  

Unten der lang schattige Sommerwandferner, am Horizont Karwendel, Inntal und Tuxer. 

 

Richtung Osten versperren Mittlere (3.303m) und Südliche Kräulspitze (3.289m) sowie die Östliche Seespitze die Fernsicht. Der Alpeiner Kräulferner ist in keinem guten Zustand, viel Blankeis.

  

Gala-Blick nach Südwesten. Links Alpeiner Ferner mit dem markanten Gletscherbruch, dahinter von links nach rechts: Wildgratspitzen (3.274m/3.310m), Schrankogel (3.510m), Schrandele (3.392m), rechts der Verborgen-Berg-Ferner mit den Wilden Türmen. 

 

Ein Kollege, der ebenso wie ich von Seduck gestartet ist, leistet mir etwas Gesellschaft. Am Sommerwandferner nähern sich nun auch die ersten größeren Grüppchen, also mache ich mich nach ausgiebiger Rast an den Abstieg. 

 

Same procedure.

 

Über die Schlüsselstelle drüber.

 

Beeindruckende Umgebung.

 

Und runter zum Skidepot.

 

Ein schöner Gipfel, den ich schon lange machen wollte. Ideal erwischt heute!

 

Für die Abfahrt wähle ich den schattigeren, orographisch rechten Gletscherast. Sollte sich als richtig erweisen.

 

Ganz passabel. Hinten übrigens die Obere Kräulscharte, auch ein begehrtes (Nicht-Gipfel-)Ziel. 

 

Windgepresst, aber sehr gut fahrbar.

 

Den Steilhang runter und raus bis unterhalb des Gschwezgrats. 

 

Yap.

 

Auf 2.400m felle ich auf für den kurzen, aber steilen Schnapper hinauf zur Oberissscharte. 

 

Man könnte auch zur Franz-Senn-Hütte (Bier in Sonnenlage!) und von dort ins Oberbergtal abfahren, lohnender ist aber sicher die Variante übers Kuhgschwez.

 

Die letzten Meter stapfen, oben versichert.

 

Aus der Scharte überblickt man das weitläufige Anstiegsgelände zur Inneren Sommerwand (ganz links). 

 

Wer möchte steigt noch ein Stück weiter bis unterhalb der Uelasgratspitze an, so könnte man noch weitere 250 Abfahrtshöhenmeter herausholen. 

 

Ich nehme aber die direkte Route hinab durchs Kuhgschwez. Ziel ist unten die Oberissalm.

 

Weitläufiges, schönstes Gelände. Die Schneequalität schwankte aber extrem: von hervorragend bis unangenehm. Kleinste Änderungen an der Nord- bzw. Nordwest-Exposition --> große Wirkung.

 

Phasenweise ging's echt gut. 

 

Großzügige Hänge im Kuhgschwez. Ehrlich, was will man mehr? 

 

Linkshaltend den steilen Hang runter in den Talboden. Phasenweise rustikal, bei dieser Schneelage aber sehr brauchbar.

 

 

Kurz angeschoben raus zur Oberissalm. 

 

Rückblick. 

 

Frühling. 

 

Zuletzt die Rückfahrt nach Seduck. Fantastischer Tag, fantastische Tour, zur Nachahmung empfohlen!

 


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Kommentare: 2
  • #1

    Rainer (Dienstag, 19 Februar 2019 23:12)

    Beachtlicher Beitrag Jürgen und schöne Tour gratuliere!
    Heuer fällt es schon früh auf, dass auf einer einzigen Tour alle Schneearten erlebt werden, meinst du nicht auch?

  • #2

    Jürgen (Mittwoch, 20 Februar 2019 11:03)

    Danke! Und ja, Rainer, so früh wie selten haben in größeren Höhen teils Frühjahrsverhältnisse Einzug gehalten. Gleichzeitig ist es unter 2000m noch winterlich, am Achensee habe ich tags darauf nordseitig sogar noch lockeren Pulver gefunden