Skitour Furgler

Samnaungruppe

3004 Meter

14. Jänner 2018

Autor: Jürgen

 

Beschreibung:

Mit Seilbahnunterstützung zur Bergstation des Plansegglifts oberhalb von Serfaus (2.350m) und hinab durch freies Gelände bis zum Anfellplatz oberhalb der Kerbhütte (ca. 2.200m). In westlicher Richtung und über eine Steilstufe hinauf zum Furglersee (2.450m), von dort weiter in der breiten Rinne hinauf zum Furglerjoch (2.748m). Kurz nach Süden auf dem Kamm und - nicht wie ich auf dem steilen Grat, sondern - links durch steiniges Gelände umgehend zu einer flachen Mulde (ca. 2.850m). Anschließend am Nordostgrat über eine weitere Steilstufe und Mulde zum letzten Felsriegel: diesen bei sicheren Verhältnissen rechts steil umgehen oder über eine sehr steile Wandstufe zum Gipfelkreuz. Abfahrt wie Aufstieg.  

  

Schwierigkeitsgrad: ziemlich schwierig (WS). Die lange Mulde zwischen Furglersee und Joch nur bei sicheren Verhältnissen begehen, da potenzielle Geländefalle. Am Grat schwarzer Bergweg, im Winter leichte Kletterei erforderlich (I), daher mit Ski besser östlich unterhalb des Grats umgehen. Sehr steiler letzter Aufschwung vor dem Gipfel (S). 

  

Schnee- und lawinenkundliche Erfahrung nötig. Für aktuelle Verhältnisse die Informationen des Lawinenwarndiensts beachten. 

 

Dauer: 3:00 Stunden (ohne Liftzufahrt)

Höhenmeter: 810 Meter

 

Parkplatz:

Talstation der Bergbahnen Serfaus-Fiss-Ladis. 

 

Einkehrmöglichkeiten:

große Auswahl im Skigebiet

 

Landschaft:    ********* (9/10)

Kondition:              ***** (5/10 - je nach Schneelage)

Anspruch:               ***** (5/10)



Am Furgler (3.004m). Endlich, muss ich sagen, nachdem mich der Berg im Winter schon 2x wegen Sturm "abgeworfen" hatte. Dafür entschädigte dieser Tag für alles: der Blick reichte bis zum 190km entfernten Finsteraarhorn (4.274m) in den Berner Alpen. 

 

Ich starte mit der Gondel um 8:45 Uhr aus dem schönen Fiss im Tiroler Oberland (1.438m). 

 

Ein paar Ab- und Auffahrten später bin ich an der Bergstation der Plansegg-Bahn oberhalb von Serfaus (ca. 2.350m). Im Hintergrund zeigt sich in Bildmitte mein Ziel: der Furgler. Die Route verläuft rechts in der breiten, schon früh schattigen Mulde hinauf zum Furglerjoch und dann - ja dann - hätte ich mich etwas besser über den exakten Verlauf informieren sollen. Vorneweg: am besten nicht direkt am Nordgrat am markierten Weg (schwarzer Bergweg mit leichter Kletterei), sondern immer etwas unterhalb/östlich davon im skitauglichen Gelände halten. 

 

Kurze Abfahrt und anfellen oberhalb der Kerbhütte (ca. 2.200m). Siehe da, eine Spur. 

 

Keine 100m später endet die Spur im Nichts (aber deutlich vor den alten Lawinenkegeln). Da drüben sind schon drei weitere Tourenkollegen zu sehen.

 

Ich spure erstmal allein unterhalb der steilen Hänge des Planskopfs und entferne mich schnell vom Trubel des Skigebiets. 

 

Als nächstes folgt die Steilstufe unterhalb des Furglersees. 

 

Ich überhole die Kollegen und stehe am verschneiten Furglersee (2.450m). Heute beste Verhältnisse, die Rinne oberhalb ist bei Sturm der reinste Hochleistungs-Windkanal und eine ausgeprägte Geländefalle.  

 

Ich steige durch die Mulde auf, Rückblick auf den Furglersee.

 

Ohne Probleme aufwärts, oben raus wird es etwas steiler.

 

Ausstieg in die Sonne kurz unterhalb des Furglerjochs.

 

Genialer Rückblick auf die Ötztaler Alpen im Osten.

 

Am Furglerjoch (2.748m), eine starke Stunde bis hierher. Oha, schwarzer Bergweg und noch 1h für die letzten 250 Höhenmeter, kann doch nicht sein?!

 

Erstmal den Nordgrat hinauf: abgeblasener Rücken, ein paar Spuren und Markierungen zu sehen, also weiter. Die richtige Aufstiegsroute sollte oberhalb des ersten Buckels nach links durch das steile, felsdurchsetzte Gelände verlaufen. Da es aber keine Spur gab, hielt ich ich mich entlang der Markierungen.

 

Von Westen kommt der Aufstieg aus dem Paznauntal über die Ascher Hütte herauf.

 

Ich halte mich an Stapfspuren und verpasse die Abzweigung. Schnell steilt das Gelände merklich auf, die Ski müssen auf den Rucksack. Hmm davon stand in dem einen Tourenbericht nichts...

 

Steil aufwärts, der Schnee war gut stapfbar, ausrutschen sollte man hier aber nicht. 

 

Weiter auf Stapfspuren, mir dämmerte, dass ich hier nicht richtig sein konnte.

 

Der Grat flacht wieder ab, oben ist bereits der Gipfelbereich zu sehen. 30m weiter war aber Endstation an einem Abbruch. Die Stapfspuren gingen rechts in abenteuerlicher Steilheit in die Westflanke - das konnte nicht der richtige Weg sein.  

 

Und in der Tat: ich quere vorsichtig sehr steil in die östlich des Grats gelegene Mulde hinunter und wechsle hinüber auf den Nordostgrat. Der Nordgrat ist im Winter also eine unnötige Extraeinlage. Trotzdem war ich verwundert, dass der Gipfel trotz der prominenten Lage nicht mit Ski angespurt war.

 

Aus der Mulde führt der nächste Steilaufschwung, nun am Nordostgrat, hinauf. Dieser ist mit Ski gut machbar. Hier sind sichere Verhältnisse ein absolutes Muss.

 

Nun in der letzten flachen Mulde vor dem Gipfelaufbau, alles unverspurt. Hier nach rechts zurück auf den Nordgrat halten.

 

Wieder am Nordgrat. Rückblick auf die angespurte Mulde. Links unten der Abbruch und die steile westliche Flanke, der ich vorhin ausgewichen bin.

 

Das Finale: entweder gerade hoch in leichter Kletterei (I) oder mit Ski rechts vorbei.

 

Ich probiere es zuerst mit Ski. Rechts der Felsen stehe ich unmittelbar unterhalb des Gipfelkreuzes, rechts pfeift eine steile Rinne hinunter. 30cm trockener Pulver auf hart gefrorener Kruste, sehr rutschig, gefällt mir für den Aufstieg nicht.

 

Da nehme ich lieber den Felsaufschwung. Also nochmals kurz Ski geschultert und in der Sonne hinüber zum Gipfelkreuz marschiert. 

 

Endlich am Furgler. Der Berg war für mich schwer verdient. Selbst beim dritten Versuch gelang es mir nicht ganz ohne Umwege. Dafür darf ich den ersten Gipfelbucheintrag in 2018 verfassen (die Stapfer vor mir haben wohl die angeeiste Gipfelbuchschatulle ohne Werkzeug nicht aufgebracht).

 

Das Panorama haut mich schlicht aus den Socken. 

 

Im Süden reicht die Sicht bis weit hinein in die südlichen Ostalpen, u.a. mit Ortlergruppe und Bernina.

 

Der südliche Teil des Serfauser Skigebiets mit der Gipfelstation auf dem Masnerkopf (2.828m), dahinter die Pyramiden des Muttler (3.294m, links) und Stammerspitz (3.254m) - die beiden höchsten Samnauner schon auf Schweizer Seite. Links ganz im Hintergrund die Bernina mit dem Piz Palü (3.900m) in 85km Entfernung.

 

Die Silvretta-Höchsten: das dreigipflige Fluchthorn (3.399m) und im Hintergrund der Piz Linard (3.410m).

  

Vesulspitze (3.089m) etwas rechts der Bildmitte nahe des Ischgler Skizirkus. Rechts davon paust sich schemenhaft sogar ohne Fernglas das Finsteraarhorn (4.271m) durch, 190km entfernt! 

 

Nach Westen das Paznaun, dahinter Verwall mit dem Hohen Riffler (3.168m), rechts davon Arlberggebiet und ganz außen die Parseierspitze (3.036m)

  

Der Hohe Riffler im Zoom.

 

Im Norden eine Rundumschau über das Fisser Skigebiet mit dem Schönjöchl (2.491m), im Hintergrund Lechtaler und Ammergauer Alpen, Wetterstein und in der Ferne das Karwendel.

 

Der Sender auf dem Krahberg (Venet), dahinter die Ammergauer Alpen mit dem Daniel (2.342m) im Angesicht der Zugspitze (2.962m).

 

Über dem Skigebiet Jerzens im vorderen Pitztal ein Blick in das Karwendel, die Birkkarspitze auch immerhin 81km entfernt.

 

Im Osten auf breiter Front die Ötztaler Alpen, dahinter die hohen Stubaier.

 

Watzespitze (3.532m), ein beeindruckender Klotz im Kaunergrat. 

 

Im Südosten: rechts die markante Weißkugel (3.738m), in Bildmitte der schwarze Felskegel des Glockturms (3.353m) und unmittelbar dahinter die Weisseespitze (3.498m), links davon der mächtige Weisseeferner und ganz links im Hintergrund sogar der Similaun (3.606m).

 

Und - last but not least - die Giganten im Süden: Cevedale (3.769m), Königsspitze (3.851m) und Ortler (3.905m). 

 

Der heutige Tag - ein Highlight. Kurz überlege ich noch, die Überschreitung nach Süden zu machen, hab aber mangels sichtbarer Abfahrtsspuren für heute genug von Überraschungen. 

 

Das Mittagessen im Skigebiet wartet: ein Münchner Kollege kommt auf den Gipfel, er war ebenso wie ich nicht 100% ortskundig und froh um meine Spur.

 

Nun nehme ich die steile Einfahrt, um mir das Abklettern zu ersparen.

 

Steile erste Schwünge.

 

Ich umfahre den Felsriegel und an den drei am Beginn der Tour überholten Kollegen vorbei.

 

Und noch zwei andere kommen nach. Für das, dass heute in der Früh nicht angespurt war, ist nun doch einiges an Betrieb.

 

Die Nachkommenden kannten die Route offensichtlich besser, ich fahre entlang der gut angelegten umgehenden Aufstiegsspur zum Furglerjoch ab.

 

Etwas Vorsicht ist im felsdurchsetzten Teil geboten, sonst ruiniert man sich die Ski.

 

Die Abfahrt durch die Rinne war von eher bescheidener Qualität.

 

Wenige Minuten später bin ich wieder am Furglersee.

 

Hinaus in das Skigebiet. Hier sind einige schöne Varianten möglich.

 

Wunderbar.

 

Hinunter in das Skigebiet.

 

Und schlussendlich zurück auf der Piste zu einer empfehlenswerten Einkehr in die Schalberalm.

In Summe eine nicht zu unterschätzende, letzten Endes aber sehr lohnenswerte Kurztour im Nahbereich des Skigebiets mit kaum überbietbarer Gipfelsicht.

 


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Kommentare: 1
  • #1

    Sabine (Sonntag, 23 Februar 2020 07:51)

    Schöner Bericht! �