Schafreuter - Delpsjoch - Baumgartenjoch - Schönalmjoch - Rosskopf

2102 / 1945 / 1939 / 1986 / 1839 Meter

Karwendel

29. November 2020

Autor: Jürgen

 

Beschreibung:

Rundtour im Vorkarwendel: vom Parkplatz Leckbach (903m) zur Tölzer Hütte (1.835m, es empfiehlt sich im Herbst im oberen Teil die südseitige Variante) und über den Südostgrat zum Gipfel des Schafreuter (2.102m). Retour zur Hütte und auf den steilen Graskamm des Delpsjochs (1.945m). Ungemein aussichtsreich am Grat Richtung Osten zum Baumgartenjoch (1.939m). Weglos über die Südflanke zum Baumgartensattel (1.554m) und Baumgartenalm-Hochleger und wieder aufwärts zum Ochsentalalm-Hochleger (1.631m). Abermals weglos zum Altjoch (1.857m) und auf Pfadspuren zum Schönalmjoch (1.986m). Abstieg Richtung Südwesten - den Rosskopf (1.839m) habe ich noch mitgenommen - und über den verfallenen Steig zum Forstweg (ca. 1.340m) bzw. hinab nach Hinterriß (928m). Entlang der Straße zurück zum Parkplatz. 

 

Schwierigkeitsgrad: mittelschwierig (T3)

Auf breitem Steig zum Schafreuter, ich bin direkt am Grat geblieben (Stelle II), alternativ am versicherten Steig bleiben (T3). Im späteren Herbst können die diversen nordseitigen Passagen im Steilgras anspruchsvoll werden, wie z.B. der Direktanstieg zum Delpsjoch. Nicht zu unterschätzen ist auch der völlig verwachsene bzw. verfallene Steig beim Direktabstieg vom Schönalmjoch nach Hinterriß (T3).

 

Dauer: 7:00 Stunden

Höhenmeter: 1.950 Meter

 

Parkplatz:

Leckbach

 

Einkehrmöglichkeiten:

Tölzer Hütte

 

Landschaft: ********* (9/10)

Kondition:     ******** (8/10)

Anspruch:            ***** (5/10)



Ein unglaublicher Herbsttag im Vorkarwendel, gekrönt mit dem kleinen Gipfelkreuz am Schönalmjoch (1.986m). Im Hintergrund der Schafreuter, mit 2.102m der zweithöchste Gipfel dieses so lieblich-ansprechenden Teils des Karwendels.

 

Ende November, nach Studium der bayrischen Einreiseverordnung in Corona-Zeiten fahre ich guten Gewissens alleine hinaus nach Bayern und wieder hinein nach Österreich. Ich starte bei grauem Novembernebel am Parkplatz Leckbach (903m) unmittelbar an der Landesstraße vor Hinterriß.

 

Im Hochsommer steppt hier sicher der Bär am Weg zur Tölzer Hütte. Die späte Jahreszeit, die (relativ) frühe Uhrzeit sowie die Renovierungsarbeiten an der 2020 geschlossenen Tölzer Hütte haben mich dazu bewogen, mir den Schafreuter doch einmal näher anzusehen.

 

Eine halbe Stunde nach Aufbruch lichten sich die Nebel. Rechts oben das nordseitig recht winterliche Schönalmjoch. 

  

Ich wähle bei der Verzweigung auf rd. 1.540m den südexponierten Steig. Im Graben weiter rechts war's schattig. Rechts oben ist nun das Delpsjoch zu sehen.

 

Gewaltige Stimmung über dem Nebel. Im Hintergrund die kalten Nordseiten der nördlichen Karwendelkette. 

  

Tölzer Hütte in Sicht.

 

Die Hütte liegt famos. Der Blick reicht im Westen von der Östl. Karwendelspitze bis hin zu Raffelspitze und Wörner sowie zur Soiernspitze. Durch die für mich lange Anfahrt komme ich nicht oft in diesen Teil des Karwendels und sehe so einige Ziele, die noch auf dem Plan stehen.

 

Tölzer Hütte am Delpshals (1.835m), es wird fleißig gearbeitet. Ich bin heute der erste Wanderer heroben.

 

Am Steig gewinne ich den Südost"grat". 

  

Der Blick nach Osten hinein in das Vorkarwendel. Dieser Teil des Gebirges hat eine ganz eigene, entrückte Stimmung. Links das Stierjoch (1.909m), westliches Ende meiner damaligen langen Frühsommer-Tour, fast in Bildmitte die Rückseite des Baumgartenjochs.

 

Gipfel in Sicht, schaut aus wie der kleine, brave Bruder des Guffert.

 

Wie ein Meer liegt die Hochnebeldecke über dem bayrischen Alpenvorland.

  

Steinmandl-Versammlung. 

  

Der Steig zieht nach links in die Flanke. Ich bleibe direkt am Grat.

 

Schöne IIer-Stelle.

 

Schafreuter (2.102m), den ich sogar für 10 Minuten für mich ganz alleine habe. Bald kommen Wanderer von der Oswaldhütte und Moosenalm, dem Hauptanstieg von Nordwesten, herauf. Es ist aber genug Zeit, in Ruhe die Umgebung zu studieren und sich zu fragen, ob der Berg nun Schafreuter, Scharfreuter, Scharfreiter oder Schafreiter heißt. Ich halte mich in solchen Fällen an den AVF (=Schafreuter). 

 

Abstieg am versicherten Steig (T3). Nächstes Ziel: das kaum sichtbare Delpsjoch, überragt vom dahinterliegenden Schönalmjoch.

 

Guffert lässt grüßen, hat eine markante Ähnlichkeit.

 

Noch einmal Sonne tanken, denn unmittelbar hinter der Tölzer Hütte ... 

 

... wirds winterlich. Grödel rauf und den paar Stapfspuren gefolgt. 

 

Ohne Spikes könnte es hier schnell gefährlich werden - um diese Jahreszeit Pflicht!

 

Binnen weniger Meter vom Schnee zurück in den Herbst. 

 

Delpsjoch (1.945m), im Hintergrund der Guff... äh Schafreuter. Bin froh ihn mit kaum Besuch angetroffen zu haben, für den Rest des Tages waren immer Leute zu sehen auf diesem zugegebenermaßen tollen Aussichtsgipfel. 

 

Es folgt die nächste Etappe: der Grat-Laufsteg hinüber zum Baumgartenjoch. Das lässt das Herz eines Vorkarwendel-Fans höher springen.

 

Der Nebel frisst sich herein in das Tal des Krottenbachs. Rechts einer der beiden Kotzen, der mit 1.771m um zwei Meter kleinere als der andere Kotzen nahe der Montscheinspitze.

 

Das macht alle Anfahrtsmühen mehr als wett. 

 

Am Baumgartenjoch (1.939m), Blick retour zu den ersten beiden Gipfeln des heutigen Tages.  

 

Bei der Jause in der Sonne hört ich auf einmal eigenartige Schlurfgeräusche. Beim Tiefblick zum Delpssee traue ich meinen Augen nicht: 4 Leute und ein Hund spielen Eishockey - mitten im tiefsten Karwendel! Schön, wie erfinderisch manche Leute sind. 

 

Abstieg über die sonnige Südflanke. 

 

Der schnellste Weg auf das Schönalmjoch, mein nächstes Ziel, wäre der steile Nordgrat, der beim Baumgartensattel ansetzt. Schaut nicht sehr verlockend aus.

 

Also lieber hinab zum Baumgartenalm-Hochleger und dann schau mer mal: entweder über das Kampl am markierten Steig zum Fleischbanksattel, oder vielleicht gibts ja noch eine andere Variante?

 

Schattige Querung, ging gut da es am Karrenweg recht viele Spuren gab.

 

Die alle abrupt beim Ochsenstallalm-Hochleger (1.631m) enden. Die erste von mir angedachte Option, den direkten Ostgrat zum Schönalmjoch, lasse ich auch lieber bleiben - zu steil. Daher hinein in das Kar, laut Karte sollte das Altjoch in der linken Bildhälfte leicht erreichbar sein.

 

 

Ein bisschen stapfen, bald komme ich wieder in die Sonne.

  

Der markierte Weg über das Kampl, den baumbestandenen Rücken links, und weiter zum Fleischbanksattel war im Schnee verborgen und hätte eine rechte Wühlerei bedeutet. So sehe ich heute die Fleischbank nur von ihrer abweisenden Nordseite - es geht aber auch anders.

  

Ausblick vom Altjoch, vorne der kleine Rosskopf den ich mir später noch gebe.

 

Ein uralter Weidezaun mit Stacheldraht weist mir den Weg zum Gipfel.

 

Mittagszeit, klar das an so einem Traumtag hier was los ist. 

 

Schönalmjoch, 1.986m.

 

Zum Schönen an diesen Runden gehört auch immer der Rückblick auf das Geschaffte.

 

Manche schmusen miteinander, ich schmuse innerlich mit dem Karwendel. Links Laliderer Falk, zentral hinter dem Johannestal die Sonnenspitzen und vieles mehr.

 

Abstieg nach Südwesten.

 

Natürlich muss ich auf den Rosskopf auch noch rauf. 

 

Rosskopf (1.839m).

 

Blick in das hintere Rißtal, die Eng verbirgt sich.

 

Um einen weiten Umweg zu vermeiden, versuche ich den direkten Abstieg nach Hinterriß. Etwas gewarnt war ich durch die Formulierung im AVF: "der Anstiegsweg ist nur noch als kurzes Fragment erhalten". Noch bin ich auf Steigspuren unterwegs.

 

Die überaus kecke Rappenklammspitze.

 

Hier war ich mir mit den Steigspuren nicht mehr so sicher. Durch den Nebel konnte ich Hinterriß nicht lokalisieren. Unten sehe ich einen Jägerstand, diesen anzuvisieren kann ja nicht die schlechteste Idee sein. 

 

Vielleicht lag es an der Ablenkung durch den gewaltigen Ausblick ...

 

... jedenfalls hat es mich hier ins Unterholz verschlagen. In so einem Gelände kommt man nur langsam voran.

 

Sei es wie es sei, hier bin ich auf den Forstweg gekugelt (1.340m). In der Gegenrichtung sollte man entweder die Wegführung exakt kennen oder besser doch von diesem Steig absehen.

 

Bald tauche ich in den Nebel ein. Schlagartig ist es um 10° kühler und ich laufe hinab nach Hinterriß (928m) sowie die ca. 3km zurück zum Parkplatz. In Summe sind über 24 sehr abwechslungsreiche Kilometer zusammengekommen. Frühsommer und Spätherbst sind für mich die besten Jahreszeiten für das Vorkarwendel und so freue ich mich schon wieder auf die Bergtouren im nächsten Jahr.

 


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Kommentare: 2
  • #1

    Holger (Montag, 07 Dezember 2020 11:36)

    Sehr schöne Runde! Brav :-D

  • #2

    rainer (Montag, 07 Dezember 2020 21:58)

    Ein bäriger Bericht mit eindrucksvollen Bildern über die Wirkung von Sonnenwinkel und Schatten im Herbst, die nur die Natur vermag zu zaubern. Weiters freut mich der Vergleich über die Gesteinsausbildung.