Cima dell'Uomo, Costabella-Grat

3010 Meter

Marmolata-Gruppe / Dolomiten

19. August 2016

Autor: Jürgen

 

Beschreibung:

Auf historischen Spuren auf den Costabella-Grat und auf einen 3000er in den Fassaner Dolomiten südlich der Marmolata: vom Passo San Pellegrino (1.918m) zuerst durch das Skigebiet und vorbei an der Baita Paradiso hinauf zum Grat beim Sattel Banc de la Campagnacia. Rechterhand zur Cima Costabella (2.762m). Entlang der Via Ferrata Beppi Zac ostwärts vorbei an ehemaligen Frontstellungen aus dem 1. Weltkrieg. Über den Castello di Costabella (2.730m) hinab in die Forcella Ciadin (2.664m), gegenüber auf die Punta de la Valate (2.837m) und wieder hinab in die Forcella dell Uomo. Von dieser über die Süd- und Ostflanke auf die Cima dell'Uomo (3.010m). Abstieg zur Uomo-Scharte und direkt hinab zum Passo San Pellegrino.

 

Schwierigkeitsgrad: schwierig (T4/I+/C). Zustieg zum Costabella-Grat versichert (T3). Klettersteig meist A-B, unterhalb der Punta de la Valate C. Anstieg zur Cima dell'Uomo abseits des Klettersteigs markiert (T4/I+).

 

Dauer: 6 Stunden

Höhenmeter: 1.390 Meter

 

Parkplatz:

Passo San Pellegrino.

 

Einkehrmöglichkeiten:

Gastronomie im Skigebiet San Pellegrino
 

Landschaft:  ********* (9/10)

Kondition:         ****** (6/10)

Anspruch:          ****** (6/10)



Inmitten der gigantischen Dolomiten, heute aber einmal etwa abseits der üblichen Prominenz in der südlichen Marmolata-Gruppe unterwegs. Mein Ziel für heute ist die Überschreitung eines Teils des Costabella-Grats von links nach rechts zur Punta de la Valate. Wenn die Verhältnisse es zulassen, nehme ich noch die Cima dell'Uomo und somit einen waschechten Dolomiten-3000er mit (rechts im Bild, schon in der Früh mit kleiner Dunsthaube). 

 

Aufbruch um halb 7 am Passo San Pellegrino (1.918m). Etwas Beeilung ist angesagt, ab Mittag wird Schlechtwetter das Bergspiel verderben. Am Morgen noch herrliche Verhältnisse und Fernblicke nach Osten ins Belluno zur Civetta und in die Pala-Gruppe mit dem schön geformten Monte Agner.

 

Das Skigebiet Alpe Lusia - San Pellegrino ist eines der 12 Gebiete im Dolomiti Superski. Allzu schön ist es nicht, unter den Liftstützen zu spazieren, die Vorfreude auf die Tour hilft mir aber darüber hinweg.

 

Heute atme ich Geschichte auf dem Costabella-Grat, einem der am meisten umkämpften Gebirgszüge im 1. Weltkrieg. Die Wegweiser kündigen die historisch bedeutsamen Stätten an. Ich halte mich hier nicht rechts direkt zur Cima dell'Uomo, sondern geradewegs auf die Felsen der Cima de Campagnacia zu.

 

Südliche Dolomiten, rechts im Vordergrund der unscheinbare Bocchekamm, dahinter die Cima di Vezzana.

 

Einfacher Steig hinauf zum Sattel, zuletzt in einer brüchigen Rinne versichert (T3).

  

Ein Schritt hinaus in den Sattel Banc de la Campagnacia (2.670m), nicht der erste Wow-Moment heute. Platt- und Langkofel geben sich die Ehre.

 

Die Orientierung ist einfach. Westwärts (rechts) könnte man über den B-Klettersteig und die Gran Laste zum Rif. Passo delle Selle absteigen. Ich steige in die Via Ferrata Beppi Zac ein und peile die Forcella Ciadin an Richtung Osten an.

 

Die Reise durch die Geschichte beginnt: in den Fels gehauene Stollen, herumliegende Holztrümmer, Drahtseile. Es wirkt nicht so, als wenn das alles 100 Jahre zurückliegen würde.

 

Zahlreiche Informationstafeln klären auf.

 

Hinweise auf eine (glücklicherweise) versunkene Zeit.

 

Die nahe Cima di Costabella (2.762m) ist sogleich erreicht. Im Westen das Fassatal und der Rosengarten mit dem Kesselkogel (3.004m) als Krönung. Das Wetter dürfte noch ein Weilchen halten.

 

Der Costabella-Grat Richtung Westen, linkerhand die Zustiegsscharte. 

  

Ist das nicht herrlich? Links Langkofelgruppe, rechts der Sellastock mit dem Piz Boé (3.152m). Im Vordergrund mittig der Monte Colac (2.715m).

 

Der Weg Richtung Osten. Gerade voraus thront die Cima dell'Uomo, schon noch ein gutes Stück. Linkerhand die Südwand der Punta Penia, der höchste aller Dolomitengipfel (3.343m). Dieser Blick von Süden hat mich bestärkt, dass ich eine Besteigung der Marmolata jedenfalls von Süden her mache (ohne die Südwand selbst, versteht sich, nicht jeder ist ein Hansjörg Auer) - meine Tour über den Marmolata-Westgrat 3 Jahre später kann man hier nachlesen.

    

Am Grat hoch über dem Passo San Pellegrino.

 

Kein 200m Luftlinie standen sich die beiden vordersten Frontlinien gegenüber. 

 

Holztreppe. Diese Ferrata ist kein typischer Klettersteig, wo man in senkrechten Wänden hängt. 

 

Ganz Gratköpfe wurden von innen ausgehöhlt, verrückt. Man möchte nicht wissen, was hier 100 Jahre zuvor los war.

 

Im Castello di Costabella (2.730m), ebenso von Stollen durchpflügt, wurde eine Ausstellung eingerichtet. Sehenswert.

 

Retour geblickt auf die Cima di Costabella.

 

Ich nähere mit der Forcella Ciadin. Hinter dieser steilt der Fels auf und es wird anspruchsvoller. Links Gran Vernel (3.210m), Piccolo Vernel (3.098m) und Punta Penia (3.343m).

  

Forcella Ciadin (2.664m), von hier könnte man zur Passhöhe absteigen. 9:15 Uhr, das Wetter ist noch gut und ich bleibe heroben.

 

Am Grat zur Punta de la Valate.

 

Eine Verschneidung führt hinab in eine brüchige Rinne (B/C).

 

Und wieder zurück zum Grat (C).

 

Der Passo San Nicolo, Übergang ins Val Contrin.

 

Seitental mit dem Rio San Nicolo, das hinaus in das Fassatal führt.

 

Leben in der Kargheit.

 

Völlig unschwierig überschreite ich gegen 10 Uhr die Punta de le Valate (2.837m). Nebel baut sich rund um die Cima dell'Uomo und die vorgelagerte Punta del Ciadin auf. Recht klein gibt sich von hier der vorgerückte Torre California zu erkennen. 

 

Das einfache Gelände herunter von der Punta de le Valate.

 

Mystisch umhüllte Südwand der Punta del Ciadin (2.922m) mit Torre California.

 

Unmittelbar am Fuß der glatten Wand des Torre.

 

Wenig später erreiche ich die Forcella Uomo. Ab hier geht es ungesichert weiter. Wetter? Geht noch. Viel Sicht verspricht der Anstieg zwar nicht mehr, aber die kaum 200 Höhenmeter sind jetzt leicht zu schaffen.

 

Schuttig, aber gut markiert und max. I+.

 

Wechsel von der Süd- auf die Ostflanke.

 

Und dann stehe ich um 10:45 Uhr doch noch auf der Cima dell'Uomo (3.010m). 

 

Keine Aussicht auf mehr Aussicht, daher bald wieder runter.

 

Rein in die Südflanke.

 

Einige 100 Höhenmeter abgeschottert durch den dichten Nebel, langsam wieder Sicht.

 

Rückblick.

 

Die Dame macht sich bereit für einen regnerischen Nachmittag. Trockenen Fußes schließt sich meine Runde am Passo San Pellegrino. Geographie und Geschichte, und das in den Dolomiten, eine Tour ganz nach meinem Geschmack. 

 


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