Brennerspitze - Kerrachspitze - Basslerjoch

2877 - 2918 - 2829 Meter

Stubaier Alpen

30. Juli 2016

Autor: Jürgen

 

Beschreibung:

Auffahrt mit Bike von Krößbach-Oberegg im Stubaital (1.090m) zur Milderaunalm (1.671m). Auf gutem Steig über das Hühnerspiel (2.181m) und auf die Brennerspitze (2.877m). Südwarts am Grat über mehrere Auf- und Abschwünge zur Kerrachspitze (2.918m). Überwindung der folgenden Steilstufen zuerst in der Westseite, dann Wechsel in die Ostseite; ACHTUNG: die Angabe im Führer ("meist am Grat bleiben", dann II) ist definitiv falsch. Besser gleich oben ostseitig auf schmalen Bändern umgehen und nicht zu tief absteigen; oder alternativ in der großen Rinne in die Kerrachgrube hinab! Am Grat südwärts weiter zum Basslerjoch (2.829m) und ostwärts - weiterhin am Grat bleibend - hinunter zum Ring (2.310m). Von dort auf markiertem Steig zurück zur Milderaunalm und mit Bike ins Tal.   

 

Schwierigkeitsgrad: sehr schwierig (T6-/III)

Forstweg zur Milderaunalm, von dort auf markiertem Steig, nach oben hin steiler und versichert, auf die Brennerspitze (T4). Auf dem Grat schönes Klettern im Blockgelände zur Kerrachspitze (II). Abstieg über die Steilstufen sehr exponiert (III), in der Ostseite schmale Bänder in sehr steilem Gelände, erhöhte Rutschgefahr auf dem abschüssigen Gras (T6-). Der weitere Grat zum Basslerjoch ist einfach (T3). Südwärts auf schönem Grat zum Ring (eine Stelle II). Rückweg zur Milderaunalm auf gutem Steig (T2).

 

Dauer: 9 Stunden

Höhenmeter: 1.900 Meter

 

Parkplatz:

Kostenpflichtiger Wanderparkplatz in Oberegg.

 

Einkehrmöglichkeiten:

Milderaunalm

 

Landschaft:  ******** (8/10)

Kondition:     ******** (8/10)

Anspruch:     ********* (9/10)



Die Brennerspitze an einem "dampfenden", schwül-heissen Tag Ende Juli.
Angelockt durch ein schönes Foto auf Hikr musste ich mir den Grat zur Kerrachspitze einmal aus der Nähe ansehen. Bewertung lt. AVF II und "meist am Grat bleiben" - das kann ja nicht so schwierig sein dachte ich mir, und wurde eines Besseren belehrt.

 

Start frühmorgens in Oberegg (1.090m), oberhalb von Krößbach im hinteren Stubaital. In der Ferne der Patscherkofel im Morgendunst.

 

Schöne Auffahrt zur Milderaunalm. Der Habicht dominiert die Szenerie.

 

Ich erreiche die Milderaunalm nach ca. 45 Minuten (1.671m), Raddepot.

 

Nun weiter auf dem markierten Steig zur Brennerspitze, hier auf den Mahdlesböden unterhalb des Hühnerspiels, ca. 2.000m. Heute eine schweißtreibende Angelegenheit, schon um 7 Uhr morgens beginnen sich Quellwolken in der schwül-heißen Luft auszubilden.

 

Oberhalb vom Hühnerspiel (2.081m), schöner Aussichtspunkt.

 

Ab dem Hühnerspiel wird es steiler und es formt sich der Ostgrat aus. Der markierte Weg schlängelt sich elegant und kurzweilig nach oben. 

 

Gelegentlich geben die Wolken den tollen Blick nach Süden auf Zuckerhütl & co. frei.

 

Eine versicherte Stelle über glatte Platten.

 

Nördlich taucht die Mittergratspitze (2.746m) auf. Direkter Übergang auf Brennerspitze angeblich III-, wird daher üblicherweise in der östlichen Flanke umgangen.

 

Über steiles Blockgelände, aber nie schwierig hinauf zum Gipfel. Ich benötige ca. 2h von der Milderaunalm.

 

Brennerspitze, 2.877m. Die Wolken sorgten für eine phantastische Stimmung. Ein weiterer Frühaufsteher kommt zum Gipfel.

 

Auf der anderen Teilseite der umwölkte Habicht, 3.277m, mit dem Mischbachferner.

 

Im Süden der Basslerjoch-Ostgrat, über den es einige Stunden später von rechts nach links hinab zum Ring geht. Im Hintergrund spitzen die Feuersteine und der Wilde Freiger hervor.

 

Der Grat zur Kerrachspitze macht was her! Dahinter eine Gletschergipfelparade vom Schrankogel bis zum Lüsener Fernerkogel.

 

Nach wenigen einfachen Abstiegsminuten bäumt sich dieser Aufschwung auf (II). Bombenfester Fels.

 

Gleich darüber auf Reibung weiter.

 

Darüber setzt es zackig fort. Wunderschönes Gelände hier.

 

Jäh unterbrochen von dieser erdig-rutschigen Rinne.

 

Zacken folgt auf Zacken, dahinter wieder hinunter. Der absolute Höhenunterschied zwischen Brenner- und Kerrachspitze ist gering, man macht am Grat aber einige Höhenmeter.

 

Tiefblick zur Oberissalm im Oberbergtal. Da lobe ich mir diesen einsamen Grat.

 

Ich erreiche die Kerrachspitze, 2.919m, auf der ein wenig fotogenes verrostetes Vermessungszeichen steht. Ca. 1h von der Brennerspitze.

 

Gleich danach in eine Scharte, auf die man über eine nach Osten abfallende Rinne gelangen könnte.

 

Eigentlich dachte ich, dass nun alle Schwierigkeiten gemeistert waren. Im AVF heisst es lapidar: "meist am Grat bleiben". Aber wo geht es da bitte runter?

 

Ich dachte mir, so schlimm wird's schon nicht sein, und genoß noch das tolle Panorama zu Schrankogel und Schrandele.

 

Nach einigen Minuten Gipfelrast begann ich eine Route für den Abstieg zu suchen. Am Grat stehe ich vor einem senkrechten 10m Abbruch. Weit und breit kein Steinmann, die letzte Markierung hatte ich auf der Brennerspitze gesehen. Nach Osten eine steile Grasflanke, da bleib ich lieber westseitig im Fels.

 

Nach einigem Suchen und mehrmaligem Ab- und Anstieg habe ich eine Querung nach Süden gefunden und so die erste Steilstufe überwunden. Drei weitere werden noch folgen.

 

Ich gelange zurück auf den schmalen Grat. Nach Osten (hier links) eine ungangbare Felswand, von hier gibt es also nur auf der rechten Seite eine gewagte Abstiegsmöglichkeit.

 

Ich taste mich zur hier sichtbaren ausgesetzten Ecke mit dem Spalt vor, sehe von oben das nächste Plateau und klettere den Riss ab. Unten angekommen wird mir klar, dass ich keinesfalls auf der IIer-Route sein kann.

 

Hier mit einigen Metern Abstand. Oben der abstürzende Gipfelgrat, links unterhalb das erste "Plateau". Mittig links vom Spalt den Riss sehr ausgesetzt hinunter (III) auf das zweite Plateau. Zweite Steilstufe überwunden.

 

Ich habe genug von der Westseite und halte mich nun ostseitig der dritten Steilstufe in der steilen Grasflanke. Nach einem zu tiefen Abstieg finde ich nach längerem Sondieren einen Durchschlupf und kann auf sehr schmalen Grasbändern nach Süden aussteigen.

 

Rückblick nach der dritten Steilstufe. Nun folgt der vierte - und höchste - Abbruch.

 

Die letzte Umgehung ist aber einfach, auf einmal prägen sich leichte Steigspuren aus.

 

Der letzte Abbruch von unten. 1:30h Zeitbedarf für die Steilstufen, auf vielleicht 300m Horizontaldistanz. Direkte Gratbegehung? No chance!

 

Ab sofort leicht weiter zum Basslerjoch, von weitem höre ich schon die Touristen, die den Höhenweg über den Schrimmennieder, den Verbinder zwischen Franz-Senn- und Neuer Regensburger Hütte, nehmen.

 

Am Basslerjoch, 2.829m.

 

Der Abstieg von der Kerrachspitze. Selten hat's mich an einem Berg so gefuchst.

 

Gegenüber am Hauptkamm der Östl. Feuerstein, ein schönes Skitourenziel.

 

Weiter nun am relativ gutmütigen Ostgrat hinunter zum Ring.

 

Eine saftige Stelle hat's aber auch hier (II).

 

Der Rest ist steil, aber unschwierig. Die Schafe mit Logenblick hinaus ins Stubaital.

 

Der südseitige, nach links verlaufende Abstieg von der Kerrachspitze im Profil. Man sieht gut die diversen Absätze. Ich (gelbe Linie) habe den oberen Teil westseitig genommen (nicht sichtbar), und erst die unteren Abbrüche ostseitig. Der eigentliche Weg müsste immer in der Ostflanke verlaufen (blaue Linie), generell alles sehr steil und absolute Trockenheit nötig. Ganz rechts die Rinne, durch die ein direkter An- und Aufstieg möglich wäre.

 

Vom Ring (2.319m) folgt nun der weite Rückweg durch die Kerrachgrube zur Milderaunalm.

 

Den Schlußpunkt dieser abenteuerlichen Tour bildet die flotte Bike-Abfahrt auf dem Forstweg nach Oberegg.

 


Kommentar schreiben

Kommentare: 6
  • #1

    Harald (Sonntag, 13 August 2017 21:36)

    Cooler Bericht. Habe die Tour heute probiert, und finde sie auch wesentlich schwieriger als laut den lapidaren Angaben im AVF. Ich habe nach zwei Drittel der Strecke von der Brennerspitze zur Kerrachspitze umgedreht. Es war mir zu heikel. Da war eine Stelle, wo ich entweder eine etwa 3m senkrechte ausgesetzte Kante hoch klettern konnte, oder unterhalb auf einem schmalen, ausgesetzten und heute nassen Grasband queren könnte. In beiden Fällen konnte ich nicht sehen, wie es danach weiter ging, also zurück zur Brennerspitze und Abstieg.

  • #2

    juergen (Montag, 14 August 2017 07:12)

    servus harald, freut mich, dass ich mit dem bericht eine anregung liefern konnte. an einer stelle musste ich links relativ tief absteigen, und durch die rutschige rinne zurück, siehe foto. sonst gings soweit ich mich erinnere immer ziemlich am grat dahin. ich gebe dir recht, dass die route generell anspruchsvoller ist wie im AVF dargestellt. lg

  • #3

    Harald (Sonntag, 17 Juni 2018 22:13)

    Ich hab's heute vom Basslerjoch aus probiert, und wieder aufgegeben. Ich habe den Aufschwung, den du im Abstieg weit umgangen bist, im Aufstieg direkt versucht, gemäß AVF ja nur II. Meiner Meinung nach um einiges schwieriger, mir auf jeden Fall zu schwierig: https://www.facebook.com/harald.grossauer.9/media_set?set=a.1357525094391771.1073741986.100004028810770&type=3

  • #4

    juergen (Freitag, 29 Juni 2018 15:09)

    ich kann deine einschätzung nur bestätigen, der direkte grat ist niemals ein IIer und der AVF liegt hier falsch. bei der umgehung des unteresten aufschwung kann ich mich auf steigspuren erinnern. aller guten dinge sind wohl drei :)

  • #5

    Hannes (Dienstag, 08 September 2020 16:36)

    Servus Jürgen,
    ist "blaue Linie" eine Vermutung von dir oder exisitert hier ein "Pfad" (Steigspuren)? Dein Konjunktiv ("müsste") ist da nicht ganz eindeutig.
    VG

  • #6

    Jürgen (Mittwoch, 09 September 2020 09:46)

    Servus Hannes,
    ist eine Vermutung. Ich bin die erste Stufe direkt am schwierigen Grat abgeklettert. Ein eindeutiger Pfad ist nicht zu erwarten, selbst im unteren Teil waren es nur leicht wahrnehmbare Steigspuren. Hier ist viel Geländeinterpretation nötig!
    Gruß