Östliche Seespitze

3416 Meter

Stubaier Alpen

25. August 2017

Autor: Jürgen

 

Beschreibung:

Von Falbeson (1.180m) mit MTB über die Forststraße hinauf zur Falbesoner Ochsenalm (1.820m) und zu Fuß zur Neuen Regensburger Hütte (2.287m). Flach entlang des Hohen Moos und bergan zum Falbesoner See (2.575m) - Ende des markierten Weges. Weiter Richtung Hochmoosscharte und seitlich des Ferners mit minimaler Gletscherberührung zum Einstieg der Südwestflanke (3.120m) und im schuttigen Fels zum Gipfel (3.416m). Ostwärts zum Seespitzferner mit seinem kurzen Firngrat und auf breitem Rücken hinunter auf ein schuttiges Plateau (ca. 3.200m). Am schmalen Südostgrat hinab bis ca. 2.950m, an geeigneter Stelle in die Südflanke und wieder hinunter zum Hochmoosferner (ca. 2.800m). Am Anstiegsweg retour.

 

Schwierigkeitsgrad: sehr schwierig (T6/II+)

Steiler Forstweg zur Ochsenalm und auf einfachen Wanderwegen zum Falbesoner See (T3). Vom See auf gutem Pfad zum Ferner und weglos am rechten Rand empor (T4), zuletzt durch die Südwestflanke zum Gipfel (T5/I). Am Südostgrat anfangs T5/I, je weiter man nach unten kommt immer schwieriger (II+), zuletzt durch die schottrige Südflanke hinunter zum Ferner (T6). Der Südostgrat bricht in ungangbares Gelände ab, daher den Routenverlauf des Abstiegs durch die Südflanke unbedingt vorher von unten studieren, keinerlei Steinmänner oder sonstige Markierungen! 

 

Dauer: 9 Stunden

Höhenmeter: 2.400 Meter

 

Parkplatz:

Kostenfreier Parkplatz beim Hotel Waldcafe nahe Falbeson.

 

Einkehrmöglichkeiten:

Waldcafe

Neue Regensburger Hütte

 

Landschaft:  ********* (9/10)

Kondition:   ********** (10/10)

Anspruch:       ******** (8/10)



Die Östliche Seespitze ist aus dem Stubaital als tagesfüllende, kraftraubende Tour zu erreichen. Trotz unmittelbarer Nachbarschaft zur etwas höheren Ruderhofspitze hat der Gipfel eine dominante Stellung in den Alpeiner Bergen.

 

Los geht's beim Waldcafe. Ich stelle mich aufgrund der absoluten Höhendifferenz von 2.240m zwischen Tal und Gipfel auf einen langen Anstieg ein. Die Zeit zur Regensburger konnte ich um ein Drittel abkürzen.

 

Die Bike-Auffahrt über mehr als 700hm ist steil. Bei der urigen Falbsoner Ochsenalm mache ich Raddepot und werde am Nachmittag heilfroh über den Drahtesel sein.

 

Die Neue Regensburger Hütte thront auf 2.287m weithin sichtbar auf einer Felsstufe. Links der sehenswerte Wasserfall unterhalb der Hütte.

 

Nach 2h komme ich bei der Hütte an. Morgendlicher Hochbetrieb erwartet mich, da die Hütte am beliebten Stubaier Höhenweg liegt.

 

Das Hohe Moos hinter der Hütte ist landschaftlich ungemein schön. Während die Hüttenwanderer die Grawagrubennieder (links der Bildmitte) als Übergang zur Dresdner Hütte anpeilen, erkennt man die Östliche Seespitze bereits über den Resten des Falbesoner Kräulferners (rechts der Bildmitte). Dahinter in Bildmitte die Ruderhofspitze, die Roman und ich vor einem Jahr besucht haben.

 

Der Gipfel der Östlichen Seespitze im Zoom (rechter der beiden mittleren Zacken). Nach links unten zieht der Südostgrat, den ich im Abstieg nehme.

 

Das Hohe Moos ist ein fantastisches Stück Landschaft.

 

Nach dem flachen Teil zieht es leicht steigend hinauf zum Falbesoner See (2.575m), die Vegetation schwindet...

 

...und geht in Blockgelände über. Links der milchige Falbesoner See.

 

Nun beginnt die Suche nach dem Zustieg zum Südostgrat der Seespitze. Der AVF geizt mit Details. Hier geht mal nix.

 

Ich umrunde den Felsansatz. Hier auch nix.

 

Hier dürfte es sein, auf ca. 2.800m. Scheinbare Trittspuren aus der Ferne entpuppen sich aber als natürliche Rinnsale, und ich kann selbst mit Fernglas keinerlei Begehungsspuren ausmachen. Daher entschließe ich mich, nach 'Rekognoszieren' einiger markanter Wegpunkte, das Ganze beim Rückweg von oben anzugehen.

 

Daher westwärts Richtung Hochmoosscharte. Der Hochmoosferner hat sich sehr zurückgezogen, wodurch am nördlichen (rechten) Rand beinahe ohne Eisberührung aufgestiegen werden kann.

 

Mühsam hinauf durch wackeliges Blockwerk.

 

Nur an einer ca. 20m breiten Stelle gehe ich kurz über festes, spaltenfreies Eis, ein vertretbares Risiko.

 

Nach einer Steilstufe eröffnet sich der Blick auf die Nordflanke der Ruderhofspitze (3.474m).

 

Westlich die Hochmoosscharte (3.231m), Übergang zum Alpeiner Ferner und Franz-Senn-Hütte. Auf ca. 3.100m verlasse ich den Talboden und steige in die Südwestflanke der Seespitze ein.

 

Warnung: dieses Gelände kann zum Fluchen anregen. Schuttig, erdig, rutschig - das was man gemeinhin unter "mühsam" versteht, insbesondere nach mehr als 2000hm in den Beinen. Im Winter sicher feiner.

 

Oben wird das Gelände stabiler und es folgen ein paar nette Kraxelstellen (I).

 

Rückblick auf die schuttige Südwestflanke und den Hochmoosferner.

 

Ich erreiche den Grat zwischen Westlicher (3.354m) und Östlicher Seespitze. Der Ausblick ist schlichtweg phänomenal. Der Schrankogel, von Roman bereits besucht, ist im Westen die dominante Gestalt.

 

Auf der Östlichen Seespitze (3.416m).

 

Nächste Etappe: zuerst hinab zum Seespitzferner und den kurzen Firngrat, dann den Südostgrat hinunter. Weit unten im Talgrund das Hohe Moos und die Regensburger Hütte.

 

Zuerst vom Gipfel zum Seespitzferner, Stellen I, im Winter ist es hier sicher anspruchsvoller.

 

Der flache Firngrat ist schnell gequert.

 

Nach Norden würde der Gratübergang zur Südlichen (3.289m) und Mittleren (3.303m) Kräulspitze warten (II lt. AVF).

 

Abwärts in Richtung des breiten Schuttfelds.

 

Am Schuttfeld angelangt, ca. 3.200m.

 

Erster Blick auf den Südostgrat, ab hier deutlich schmäler und steil abfallend, und wie sich zeigen sollte eine spannende Sache.

 

Gleich die erste Stufe ist etwas gefinkelt (II), selbst große Blöcke wackelig.

 

Es geht zackig abwärts. Teils weiche ich in die Südflanke aus, das Gelände kratzt am IIIer.

 

Es bleibt im anspruchsvollen Bereich. Hier wieder direkt am schmalen Grat.

 

Links und rechts mehrere 100 Meter hohe Steilflanken. Zum Glück hatte ich mir beim Aufstieg einen Fixpunkt für den Abstieg hinunter zum Hochmoosferner eingeprägt.

 

Wieder drängt es mich etwas vom Grat ab und ich beschließe an dieser Stelle in die Flanke einzusteigen.

 

Voilá, unten wird es etwas flacher und ich finde einen gut gestuften Durchschlupf (II).

 

Der obere Teil der Südflanke, durch die ich abgestiegen bin (II).

 

Hier ein möglicher anderer von mir ausgemachter Zu-/Abstieg etwas weiter unterhalb im Grat. Nirgends hier auch nur einen einzigen Steinmann gefunden. Hier nicht direkt weiter absteigen, da ungangbare Steilwand!

 

Schlußendlich durch Schutt hinunter zum Rand des Gletschers. Gelegenheit für nasse Füsse.

 

Das war's mit dem abenteuerlichen Teil. Es folgt die gemütliche Wanderung in schönem Nachmittagslicht hinaus zur Neuen Regensburger Hütte.

 

Wieder am Rand vom Hohen Moos entlang.

 

Die Neue Regensburger Hütte vor Habicht und Glättespitze. Die Schräglage ist meinen schwindenden Kräften geschuldet.

 

Bei der Hütte sieht man das Basslerjoch und dessen Südgrat, den ich im Rahmen meiner Überschreitung der Brenner- und Kerrachspitze besucht habe.

 

Von der Hütte hinunter zur Falbesoner Ochsenalm.

 

Endlich darf ich mich auf das Bike schwingen. Eine tolle Tour mit vielen wechselnden Eindrücken geht zu Ende. Am Forstweg noch ein Blick in das Langental, über das ich im Frühjahr mit Ski auf den Östl. Feuerstein aufgestiegen bin.

 


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Kommentare: 3
  • #1

    rainer (Samstag, 02 September 2017 10:08)

    Schöne Tour Jürgen!
    Als ich vor einem Jahr auf der Falbesoner Knotenspitze stand und gen die Knotenspitzen geschaut habe, faßte ich den Plan den Grat dorthin zu begehen. Das muß eine sehr schöne Aufgabe sein, ich sende dir ein paar Fotos.
    Wie so viele Vorhaben konnte ich diese Tour aber noch nicht durchführen.
    Hast du Interesse wenn?
    Berg Heil!
    Rainer

  • #2

    juergen (Dienstag, 05 September 2017 22:12)

    sehr gerne! zwischen kräul- und knotenspitzen gibt es viele interessante varianten, das gebiet dürfte mit ausnahme weniger hot-spots generell wenig begangen werden. auf dem SO-grat der östl. see konnte ich keine einzige begehnungsspur, steinmann o.ä. entdecken

  • #3

    Gerhard (Freitag, 19 April 2019 16:42)

    wunderschön, echt. ich ging die tour vor ca. 20 jahren, insgesamt 3 mal, gleicher aufstieg (gletscher war noch imposanter ...), aber beim abstieg war ich nicht so tapfer wie du. gratulation. deine bilder sind genial, zeigen die probleme dieser tour sehr gut.