Krummbachstein durch die Eng, Schnee-Tour

1602 Meter

 Rax-Gebirge

29. Dezember 2016

Autor: Roman

 

Beschreibung:

Der Winter hat im Rax-Gebirge viele schöne Gesichter - eines davon zeigt sich beim langgezogenen Weg durch die Eng-Schlucht zum Krummbachstein (1602 Meter), dem höchsten Gipfel der Gahns, dem südöstlichen Plateau des Schneeberg-Massivs. Er zählt im Sommer zu den prominenteren Bergzielen - im Winter herrscht hier vorwiegend Ruhe. Der Berg wirkt geradezu abgelegen. Das musste ich selbst leidlich erfahren, durfte ich bei meiner Tour gut 350 Höhenmeter im Tiefschnee und bei Sturm spuren. Es sollte sich lohnen - oben ist die Aussicht auf Rax, Schneeberg, Fischbacher Alpen oder Mürzsteger Alpen einfach eine Wucht. Am Weg liegt das bewirtschaftete Natufreundehaus Knofeleben (1250 m), das mich am vorletzten Betriebs-Tag (im Dezember an Wochenenden geöffnet) früh morgens empfängt.

 

Schwierigkeitsgrad: anspruchsvolle Schnee-Tour (T3/WT3)

Vom Kurhaus Thalhof weg über Waldsteige und oft eisige Pfade durch die Eng-Schlucht (Achtung Steinschlaggefahr!) zum Naturfreundehaus (T3/WT3) - am Sommerweg entlang am Südkamm zum Krummbachstein, zuletzt steiler (WT3) - Abstieg wie Aufstieg.

 

Dauer:Stunden

Distanz: 11,7 Kilometer

Höhenmeter: 1185 Meter

 

Parkplatz:

Kostenfreie Parkplätze beim Kurhaus Thalhof (ca. 510 Meter).

 

Einkehrmöglichkeiten:

Naturfreundehaus Knofeleben (1250 m)

 

Landschaft:     ********** (10/10)

Kondition:             ******* (7/10 - je nach Schneelage)

Anspruch:                 ****** (6/10)


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Fantastisches Panorama im milden Winter-Sturm am Krummbachstein (1602 Meter).

 

7 Uhr früh - Start beim Parkplatz vor dem schönen Kurhaus Thalhof aus dem 17. Jahrhundert, einem späteren Hotel, das heute im Privatbesitz ist, unter Denkmalschutz steht und nur mehr Schauplatz von Theateraufführungen ist.

 

Aber genug des historischen Exkurses - ab auf den Waldsteig mit dem bereits beschilderten Naturfreundehaus Knofeleben als erstes Ziel.

 

Der Mariensteig, der kurz am Anfang versichert ist, wurde bereits vor 140 Jahren errichtet und diente in erster Linie den Holzknechten zum Aufstieg zur Arbeit.

 

Dieser Felsbrocken liegt mitten am Weg und dürfte nicht allzu alt sein. Soll heißen: Aufgrund der steil empor schießenden Wände rund um die Eng-Schlucht ist höchste Vorsicht geboten beim Thema Steinschlag.

 

Die wohl schwierigste Stelle der Tour - ein breiter Weg mit Sicherung (T3).

 

Die Bilder hier sind teils vom Aufstieg, teils vom Abstieg - hier zeigt sich frühmorgens der Sonnwendstein in der Dämmerung.

 

In der Eng scheint im Winter kaum Sonne. Deshalb ist hier fast immer mit Schnee zu rechnen. Bei mir beginnt er Ende Dezember bereits auf gut 750 Höhenmeter.

 

Kaum zu glauben, aber das ist kein Weg, sondern ein Denkmal. Es soll an die einst 7 Kilometer lange Holzreise erinnern, die zuletzt 1975 in Betrieb war. Schwer vorstellbar, wie gefährlich diese Arbeiten in dieser Eng(e) waren.

 

Der Schnee nimmt mit jedem Meter zu, ein wenig Finster ist es hier frühmorgens noch. Dafür ist der Weg gut gespurt und ohnedies eisig genug (Spikes sehr willkommen).

 

Auf 950 Metern teilen sich die Wege - mein Pfad zum Naturfreundehaus zweigt links (westlich) in den Promischkagraben ab. Geradeaus geht es durch den Lackabodengraben über das Alpleck zur Alpenfreundehütte. Eigentlich war das als mein Abstieg geplant - aber der viele Schnee wird das zeitlich nicht zulassen.

 

Der Promischkagraben flacht schnell ab - und mich erwartet das erste Sonnenlicht. 

 

Schöner Anstieg durch den Wald, gut verspurt heute. 

 

Rund 750 Höhenmeter stecken mir bereits in den Beinen, als ich auf dem geräumten Fahrweg zum Naturfreundehaus Knofeleben komme. Es hat nur mehr heute und morgen offen bis etwa April.

 

Dieser Neubau des Naturfreundehauses (1250 m) hat eine bewegte Geschichte: Am 8. April 2011 brannte das alte, 1922 errichtete Gebäude, damals als Friedrich-Haller-Haus bekannt, aufgrund eines elektrischen Schadens komplett ab. Bereits im Mai 2012 wurde die neue Hütte eröffnet und erhielt aufgrund der architektonischen Bauleistung den Niederösterreichischen Holzbaupreis.

 

Hinter der Hütte ist Schluss mit lustig - während es sich meine Schneeschuhe zuhause gemütlich machen, müssen meine Goretex-Winter-Trailrunningschuhe ganze Arbeit leisten, um mich durch den Schnee zu bringen.

 

350 Höhenmeter da hinauf spuren? Ich überlege umzudrehen. Nicht nur einmal. Aber der Ehrgeiz ist größer - und ein wenig Zeit habe ich ja noch bis ich um 9.30 Uhr retour sein muss.

 

Was, kein Schnee mehr? Das hat einen Grund. Mit bis zu 80 km/h Spitzen fegt der kräftige Nordwestwind über den Schneeberg herein. Hier zu sehen ist das Plateau der Preiner Wand und die Heukuppe. Kaum auszudenken, wie es jetzt da oben stürmt.

 

Ich finde eine alte, eingeschneite Schneeschuh-Spur. Die hilft ein wenig - ebenso wie die Flucht vom schönen Grat weg in die Wald, der den Wind ein wenig abhält.

 

Sieht ruhig aus, aber mich hätte es fast umgeworfen. Nur gut, dass die steilen Wände auf der windzugewandten Seite liegen. Hinten unter en Wolken liegen die Mürzsteger Alpen.

 

Als ich mir sicher bin, dass es sich heute nicht mehr rentiert, taucht das Gipfelkreuz des Krummbachstein auf. Die Motivationsspitze ist zu groß - also weiter.

 

Oben ist der Schnee schön windgepresst im Wald, die alte Spur erleichtet ab und an den Aufstieg doch ein wenig.

 

Die letzten Meter durch den Wald, hier liegt viel Schnee. Aber wie gesagt: Keinweswegs fluffiger Pulver, sondern recht kompakt das Ganze.

 

Großes Finale - der etwas steilere Schlussabschnit über die letzten 50 Höhenmeter.

 

Und dann bin ich oben - der Krummbachstein (1602 Meter) mit grandioser Aussicht.

 

Die Windfahnen über dem Schneeberg, der höchste Berg Niederösterreichs - da oben will jetzt keiner stehen.

 

Blick nach Nordosten, rechts der niedrigere Ostgipfel des Krummbachstein - weiter hinten der Naturpark Hohe Wand. Wien ist irgendwo in den Wolken versteckt.

 

Schöne Ausblicke gen Westen. Von hier sollen auch Dürrenstein und Ötscher zu sehen sein - heute werde ich die beiden wohl nicht mehr finden.

 

Im Süden die Genussberge der Fischbacher Alpen mit dem Stuhleck und des Wechsel samt dem Hochwechsel.

 

Ein K(r)ampf, der mehr als belohnt wurde.

 

Wie gesagt: Der eigentliche Plan eines Abstiegs über Alpenfreundehütte und Lackabodengraben wurde schnell verworfen. Zu wenig Zeit, zu viel Schnee. Also auf meinen Spuren zurück gen Natufreundehaus. 

  

Und nach einem kurzen Steh-Kaffee im schönen Natufreundehaus und einer flotten Abstiegs-Partie durch die Eng komme ich mit einigen Sonnenstrahlen fast pünktlich beim Kurhaus Thalhof wieder raus. Als Fazit bleibt eine wunderschöne Winter-Tour mit vielen Facetten, schöner Schlucht und aussichtsreichem Gipfel. Rax von der besten Seite.

  



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