Großer und Kleiner Lafatscher

2696 / 2636 Meter

Karwendel

16. Oktober 2016

Autor: Jürgen

 

Beschreibung:

Touren ins Halltal starte ich wie immer beim Parkplatz Sprungschanze oberhalb von Absam. Auf der asphaltierten Halltalstraße bis Herrenhäuser und dann auf Schotter zum Issanger zum Raddepot. Auf Karrenweg zum Lafatscher Joch und über den Grat zum Kleinen Lafatscher (2.636m). Am Grat, anfangs einmal in die Nordseite ausweichend, im zweiten Drittel südlich über Platten zum letzten Aufschwung. Am einfachsten ist dieser von Südosten in einer brüchigen Rinne zu nehmen, es gibt auch schwierigere Varianten über den Grat oder die Nordflanke. Oben die letzten Meter flach am Grat zum Gr. Lafatscher (2.696m). Abstieg über die Südflanke und dezent markierte Steigspuren. Hinunter zum Issanger über unmarkierte Jagdsteige und mit Bike hinaus nach Absam.

 

Schwierigkeitsgrad: schwierig (T5/II-)

Die Bikeauffahrt im Halltal ist steil, um Kraft zu sparen lege ich immer ein paar Schiebestrecken ein. Weg zum Lafatscher Joch einfach (T1), der Anstiegsgrat zum Kleinen Lafatscher gut zum Aufwärmen (T4/I). Der Grat hinüber zum Gr. Lafatscher ist über weite Strecken eher einfach (T5/I), Vorsicht ist bei der nordseitigen Passage bei Schnee geboten. An der letzten Wandstufe durch die Rinne (II-, aber sehr brüchig). Alternativen wären der direkte Grat oder eine Rinne an der Nordseite (jeweils III). Abstieg über Südflanke oben I, nach unten schottrig (T4). Die Jagdsteige erfordern Geländekenntnis und sind lohnenswerte schnelle Abstiege zum Issanger.

 

Dauer: 7 Stunden

Höhenmeter: 2.040 Meter

 

Parkplatz:

Parkplatz Sprungschanze oberhalb von Absam. 

 

Einkehrmöglichkeiten:

Alpengasthaus St. Magdalena

 

Landschaft:  ********** (10/10)

Kondition:       ******** (8/10)

Anspruch:        ******** (8/10)



Das Halltal mit Speckkarspitze und Bettelwürfen, im Hintergrund Inntal und Tuxer Alpen. Bergsteigen im allerschönsten Sinne.

 

Durch das seit 5 Jahre geltende Fahrverbot und der oft steilen Straße ist der Weg in das hintere Halltal lang und beschwerlich. Zuerst sind 850 Höhenmeter mit dem Bike zurückzulegen.

 

Oberhalb der Herrenhäuser (1.380m) an einem jungen Oktobertag. Meine Tagesziele schon in der Sonne.

 

Ich kann nicht zählen, wie oft ich mich schon von dieser Szenerie beeindrucken lassen durfte. Immer wieder aufs Neue: die Hüttenspitze und der faszinierende Südgrat zur Fallbachkarspitze.

 

Da geht's heute drüber: zuerst auf den Kleinen Lafatscher (rechts), über den Grat zum Großen Lafatscher (links) und die Südflanke wieder runter.

 

Morgenstimmung im Halltal, dahinter das Törl, Übergang zur Thaurer Alm.

 

Landschaft, Wetter und Vorfreude auf den Fels sorgen bei mir für einen trance-artigen Flow-Zustand. Im Hintergrund der Roßkopf, dessen Südostgrat ich mir heuer näher angesehen habe.

 

Raddepot in den Latschen am Issanger (ca. 1.650m), man sieht schon ins Lafatscher Kar hinein. Ich nehme den etwas langwierigen Karrenweg rechts hinauf aufs Lafatscher Joch.

 

Am Weg zum Lafatscher Joch. Ich werde nie verstehen können, warum manche an solchen Tagen lieber ins Einkaufszentrum wandern (aber andererseits: jedem das Seine).

 

Kurz vor dem Joch biege ich weglos Richtung Grat ab. Gegenüber die Speckkarspitze.

 

Vom Halleranger kommen ein paar Wanderer herüber. Das Joch ist ein wichtiger Knotenpunkt.

 

Genuß.

 

Zuerst steiles Gehgelände, dann wird es felsiger. Route logisch vorgegeben.

 

Weiter oben müssen die Hände erstmals aus dem Hosensack (I). Schon mehr als 1.500m tiefer unten mein Ausgangspunkt.

 

Steinmänner sorgen für Klarheit. Absolutes Genußgelände hier, Fels auch (noch) fest.

 

Dann rückt das Gipfelkreuz in das Blickfeld. Heute bis auf ein paar Flecken schön schneefrei.

 

Am Kleinen Lafatscher (2.636m), etwas mehr als 3h nach dem Start. Dahinter der Große Lafatscher. Ich war schon mehrmals auf beiden Gipfeln, nehme heute aber erstmals den Verbindungsgrat.

 

Dieser Gipfel erhält durch die Nähe zum Hallerangerhaus relativ häufig Besuch ("relativ" für Karwendelverhältnisse).

 

Ein Bilderbuch-Tag. Im Norden die Karwendel-Hauptkette mit ihren höchsten Erhebungen und einsamen Karen.

 

Das Lafatscher Kar nun von oben, da unten liegt mein Radl. Durch das Kar bin ich schon einmal sehr abenteuerlich bei Schnee hinunter, habe ich in eher zweifelhafter Erinnerung.

 

Gegenüber das heutige Schlüsselstück, die letzte Wandstufe hinauf zum Gr. Lafatscher. Wie immer übertreibt das Internet mächtig: mit offenen Augen und Geländeinterpretation kommt man mit II- durch. Es bieten sich einige schwerere Alternativrouten an, z.B. direkt am Grat (III).

 

Ich starte die Gratüberschreitung. Nach kurzer Zeit der unangenehmste Teil heute: ich muss in die Nordseite mit Hartschnee.

 

Man folge der eisernen Grundregel: mit Ausnahme der Hochsommer-Monate Juli/August kommen selbst im niedrigen Karwendel Grödel IMMER in den Rucksack.

 

Nach etwa der Hälfte der Überschreitung. Ich verliere etwas mehr als 100 Höhenmeter, bis ich eine erdige Scharte erreiche. Wie auch weiter westlich Richtung Bachofenspitzen ist das Gelände sehr brüchig, klettertechnisch hier aber nur wenig schwierig.

 

Ein Gratturm stellt sich in den Weg. Ein Ausweichen nordseitig kommt trotz Steinmann heute nicht infrage, daher südseitig herum.

 

Am tiefsten Punkt unterhalb des Gratturms, etwa 20 Minuten nach Aufbruch vom Gipfelkreuz, das man oben noch erkennt.

 

Die südseitige Querung ist gut zu gehen.

 

Bei diesen Platten gehe ich zum Grat zurück, um mir den Aufschwung dort anzusehen.

 

Da mir heute nicht nach IIIer-Erkundungen ist, quere ich in Richtung der in Bildmitte sichtbaren südöstlichen Rinne, die auch im für mich vertrauenswürdigsten Bericht von Rainer empfohlen wird. 

 

In der Rinne. Diese ist nicht schwierig (II-), aber sehr brüchig, ein Abrutschen muss hier unbedingt vermieden werden.

 

Oberhalb fordert diese steile Querung noch Konzentration.

 

Ausstieg aus der Querung. Am Grat selbst ginge es definitiv härter zur Sache.

 

Rückblick auf den gesamten Grat. Ich bin immer wieder erstaunt, wie wenig Rückschluß auf Schwierigkeiten die Totalperspektive erlaubt. In diesem Fall ist die reale Begehung einfacher als es erscheinen mag.

 

Nach weniger als 1h erreiche ich das neue Gipfelkreuz des Gr. Lafatscher (2.696m). Im Hintergrund die noch abgeschiedenere Roßloch-Umrahmung.

 

Gipfelbuch des Gr. Lafatscher. Dieser erhält durch die vergleichsweise einfache Südflanke auch regelmässig Besuch. Überlaufen ist es hier aber nirgends.

 

Extreme Fernsicht im klaren Oktober. Die markant geschwungene Pyramide des Gr. Wiesbachhorns (Bildmitte) und der Großglockner (rechts) wirken zum Greifen nah.

 

Richtung Westen setzt sich die Gleirsch-Halltal-Kette fort. Der Eindruck täuscht: der Übergang zur Vorderen Bachofenspitze ist ein oberer IIIer. Roman und ich haben im September 2015 daher diese Passage umgangen und sind dann weiter auf die Bachofenspitzen.

 

Die Sonnenspitzen - ein absolutes Karwendel-Highlight. Ich erinnere mich gerne an die Tour mit Holger zurück.

 

Zur richtigen Zeit am richtigen Ort.

 

Tief unten die Kastenalm im Hinterautal.

 

Nun durch die Südflanke abwärts. Oben Fleischwolf-Gefahr, ziemlich brüchig.

 

Schnell wird das Ganze teilweise recht komfortabel und man kann den Schutt zum abfahren nutzen.

 

Der Roßkopf, eine "der" Gipfelgestalten im Karwendel, links die Stempeljochspitzen.

 

Ich begegne an diesem Tag im hinteren Teil des Halltals nur diesem einem Bergkollegen.

 

Dem routinierten Halltalgänger bieten sich viele interessante, kurzweilige Abkürzer, wie hier der Direktabstieg zum Wilde-Bande-Steig.

 

Fast am Wilde-Bande-Steig. Diesem nur kurz folgen und Richtung verbrannte Latschen hinunter.

 

Sehr kurzweilig abwärts.

 

Rückblick auf den direkten Abstiegsweg.

 

Hier spuckt das Gelände den Bergsteiger aus. Deutlich schneller als wenn man den Umweg über Lafatscher oder Stempeljoch nehmen würde.

 

Ich genieße das herbstliche Halltal. Ein schöner Kontrast zum schroffen Fels wenige Stunden zuvor.

 

Wunderbares Halltal mit dem Issanger.

 

Rückblick auf das überschrittene Lafatscher-Massiv. Ein grandioser Bergtag geht zu Ende. Nun rasch mit Bike zurück in die Zivilisation.

 


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Kommentare: 2
  • #1

    rainer (Freitag, 13 Oktober 2017 17:24)

    Tolle Fotos Jürgen!
    Auch den alten Steig hast du gefunden, wer ihn kenn mag ihn!
    Berg Heil!

  • #2

    juergen (Montag, 16 Oktober 2017 13:46)

    Danke! Die Kenntnis des alten Steigs verdanke ich deinem Bericht!