Hornspitze aus dem Schmirntal

2650 Meter

Tuxer Alpen

1. August 2020

Autor: Roman

 

Beschreibung:

Mit seiner Nähe zum Skigebiet am Hintertuxer Gletscher, der gut erreichbaren Infrastruktur und den schönen Mountainbike-Wegen ist das Tuxer Joch (2338 Meter) ein wahrer Hotspot in Nordtirol. Doch nur wenige Meter abseits des Übergangs, das Tuxer und Zillertaler Alpen trennt, beginnt mit der formschönen Hornspitze (2650 m) die Einsamkeit. Der südlichste Gipfel der Tuxer Alpen über 2600 Meter Höhe lockt mit seiner abweisenden Südseite und dem schwierigen Schlussteil nur wenige Berggeher an, bietet zugleich aber einen famosen Ausblick an. Als Bike&Hike-Tour ist die Hornspitze gut geeignet - ich nehme den Gipfel aber bei einer Tour zu Fuß durch den Kaserer Winkel in Angriff. Vom Alpengasthaus Kasern (1625 m) geht es über den MTB-Singletrail oder den alten Steig zum Tuxer Joch und dann über einen ausgesetzten Wiesengrat sowie einen steilen Kamin hinauf zur Hornspitze.   

 

Schwierigkeitsgrad: sehr schwierig (III-/T5+) 

Anfangs flach über Forststraßen zum Simgletrail zum Tuxer Joch - am alten Steig oder am Singletrail einfach bergauf (T2) - Übergang am Kamm zum Einstieg in die Hornspitze auf der Wiese rutschig und teils ausgesetzt (T4) - Aufstieg über ca. 50 Höhenmeter zur Hornspitze durch einen Kamin sehr schwierig (T5+/III-) mit einer Engstelle - Abstieg wie Aufstieg. 

  

Dauer: 5 Stunden

Strecke: 12,6 Kilometer

Höhenmeter: 1038 Meter

 

Parkplatz:

Kostenfreie Parkplätze beim Alpengasthaus Kasern (ca. 1620 m).

 

Einkehrmöglichkeiten:

Alpengasthaus Kasern (1625 m)

Tuxerjoch Haus (2313 m)

 

Landschaft:    ********** (10/10)

Kondition:                ***** (5/10)

Anspruch:            ******** (8/10)


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Der markante Gipfelaufbau der Hornspitze (2650 Meter) in der Morgensonne. 

 

4.45 Uhr. Anbrechende Dämmerung im Kaserer Winkel. Kurzfristig entschlossen mache ich mich mit dem Kleinen Kaserer vor mir auf in Richtung Tuxer Joch und Hornspitze auf.

 

Es warten 67 Kehren auf dem sehr gut zu fahrenden Singletrail hinauf zum Tuxer Joch. Der Großteil der Strecke ist nicht steil und daher auch in der Auffahrt noch machbar, wenn auch konditionell etwas fordernd. Die Bike&Hike-Tour auf die Hornspitze ist also durchaus brauchbar. 

 

Oben zeigt sich bereits das Tuxer Joch.

 

Schnell und unspektakulär führt mich der Weg entlang des herrlichen Tettensbachs hinauf zum Tuxer Joch (2338 m) mit dem Wegkreuz. Der Übergang vom Schmirn- in das Tuxer Tal war früher weitaus wichtiger als heute. Geologisch interessant ist aber die Trennung, die das Tuxer Joch vornimmt: Im Süden sind dei Zillertaler Alpen, im Norden die Tuxer Alpen. Darunter ist die Hornspitze, die hier markant und respekteinflößend vor mir steht.  

 

Grandioser Moment: In aller Einsamkeit genieße ich den Sonnenaufgang am Beschneiungsteich beim Tuxer Joch. 

 

Baden verboten, Entspannen und Abschalten erlaubt.

 

Auf der AV-Karte ist ein Steig eingezeichnet, der vor der Hornspitze endet. Und siehe da: Er ist wirklich da - und das sogar sehr gut erkennbar.

 

Wärmende Sonnenstrahlen an einem Tag, der Innsbruck noch 37 Grad Temperatur bringen wird.

 

Die letzten Trailrun-Abschnitte liegen vor, hinter mir zeigt sich bereits der Olperer.

 

Der Laufschritt wird kürzer und kürzer, die Vorsicht mahnt mich auf dem nassen Gras zur Vorsicht. Im Abstieg werde ich später auch meine Spikes auspacken - sicher ist sicher.

 

Sieht nicht so aus, aber der schmale Steig erlaubt kein Fehler - auf den Wiesen würde man bei einem Ausrutscher schnell Fahrt aufnehmen.

 

Schafseitenspitze und Jochgrubenkopf sind bereits im Morgenlicht.

 

Im Osten strahlt die Sonne über dem Tettensjoch.

 

Manch erdige, steile Passagen ist dabei, die im Morgentau mit Vorsicht zu genießen ist (T4).

 

Herrlich, wie sich die Kammlinie im Rückblick ausbreitet.

 

Noch ein zackiger Aufschwung, dann ist der Gipfelaufbau erreicht.

 

Und da ist er, der finale Aufschwung zur Hornspitze mit dem Kamin, der durchstiegen wird. Im Alpenvereinsführer ist hier von Schwierigkeitsgrad III zu lesen, in anderen Berichten wird von einem IIer geschrieben. Ich schätze das Ganze auf III- ein. 

 

Die III- gibt es wegen der schmalen Wegführung, die schon allein vom Körperbau bei einigen Bergsteiger natürliche Seleketion betreibt. Hier beginnt der Kamin, gleich der erste Teil ist etwas knackiger (II+), aber im griffigen Felsen gut machbar. 

 

Anpacken und durch - das Gras und die erdigen Passagen mahnen zur Besonnenheit.

 

Blick zurück nach dem ersten Teil zwischen Felsen, Hahnenfuß und Wiesen. 

 

So, nun gilt es: Nachdem ich vergeblich eine Umgehung gesucht habe, von der abzuraten ist (brüchig, III+ direkt am Aufstieg), quetsche ich mich ohne Rucksack durch. Zugegeben, bei meinem schlanken Körperbau gerade noch so kein Problem. Im Abstieg werde ich hier aber auch so meine Mühe haben (III-).

 

Blick zurück. Da muss man ein paar mal die Pommes mit Ketchup stehen lassen, damit sich das gut ausgeht.

 

Der erste Kamin ist erledigt, nun geht es in den zweiten und damit auch zur zweiten Schlüsselstelle (III-). 

 

Der Klemmbock in der Mitte ist ein freundlicher, er ermöglicht einen besseren Durchstieg. 

 

Nach der Passage wartet dann nur mehr Gehgelände. 

 

Die letzten Meter hinauf zum Gipfel.

 

Und dann bin ich oben: Die wunderschöne Hornspitze (2650 m), wenig überraschend ganz für mich alleine um 6.30 Uhr morgens.

 

Blick hinab auf das Tuxer Joch mit der Frauenwand sowie dem Hohen Rffler und dem Olperer.

 

Blick nach Norden über den Grat zur Gamskarspitze - dahinter Geier und Lizumer Reckner.

 

Blick nach Westen zu der famosen Hogerspitze sowie zur Saxalmwand und Rossgrubenkofel. Links die schönen Zacken der Schöberspitzen.

 

Der Sumpfkopf im Nordwesten der Schafseitenspitze. Links der Padauner Kogel.

 

Das 1986 errichtete Gipfelkreuz der Hornspitze mit dem Kleinen Kaserer im Hintergrund.

 

Das Gipfelkreuz wurde 1986 hier errichtet.

 

Ein wenig Adrenalin war dabei, ich geb's zu.

 

Profilaufnahme des Südanstiegs der Hornspitze - nach verdienter Rast mache ich mich daran, den in Gegenrichtung zu erobern.

 

Der Kamin liegt hinter mir, ich verabschiede mich mit Spikes an den Füßen von der Hornspitze.

 

Und schon bald kann ich wieder mit diesme Traumpanorama in den Laufschritt wechseln.

 

Blick hinab zum Singletrail vom Tuxer Joch in das Schmirntal, das nun auf mich wartet.

 

Herrlich anzusehen, dieser Gipfel - nach getaner Arbeit bekommt solch ein Anblick immer ein ganz neue Bedeutung.

 

Lieber nicht Kehren zählen, insgesamt sind es ja wie gesagt 67.

 

Es geht flott voran, entlang des Kaserer Bachs wartet dann der letzte Abschnitt zum Alpengasthaus mit Blick zum Durrachjöchl.

 

Und mit einem letzten Blick hinein in den herrlichen Kaserer Winkel verabschiede ich mich von einer anspruchsvollen, sehr reizvollen Tour. Die Hornspitze ist ein Erlebnis für sich - und auf jeden Fall eines, das ich nicht missen möchte.

 



Kommentare: 9
  • #9

    Ambrosius Kutschera (Dienstag, 02 April 2024 19:23)

    Mit großem Interesse habe ich diesen schönen Tourenbericht gelesen und habe festgestellt, dass mir seit meiner 1. Begehung ca 1985 und der 2. Begehungca Ende der 90er Jahre so einiges entfallen sein dürfte -
    ich hatte nur in Erinnerung, dass der Einstieg in die Rinne steil und erdig war, die anderen geschilderten Schwierigkeiten sind mir leider nicht mehr präsent, was eher meiner Vergesslichkeit geschuldet sein dürfte als einer Veränderung in der Natur - so viele gehen da nicht hinauf.
    Jedenfalls einducksvoller und anspruchsvoller Gipfel in schöner Umgebung und wunderbarer Bericht

  • #8

    Andreas (Dienstag, 15 September 2020 19:42)

    Nachdem ich vor zirka einem Monat die Hornspitze als Bike and hike Tour machen wollte, wurde mir sehr schnell abgeraten aufgrund sehr starker Regenfälle zwei Tage vorher. Boden sollte sehr lemig und rutschig sein.
    Laut TT Tourentipp roter Bergweg außer eine 2er Stelle im Kamin. Kann ich nicht nachvollziehen, ihr? Du?
    Heute bei trockenen Verhältnissen erneuter Versuch gelungen, sehr schöner Gipfel mit einigen kniffligen Stellen, war froh zu zweit gewesen zu sein.
    Danke für den super Tourenbericht..
    LG

  • #7

    Roman (Montag, 10 August 2020 19:56)

    Hallo Stefan,

    Danke für die Info - klingt sehr interessant! Jürgen hat die Überschreitung schon ins Auge gefasst. ;-)

    lg Roman

  • #6

    Stefan Gordon (Montag, 10 August 2020 18:32)

    Servus Roman,

    der Abstieg über den Nordgrat ist nicht mehr als max. II, allerdings großteils sehr brüchiges, schiefriges Gestein, oft auch ausgesetzt. Bin die Runde heuer am 22.5. bis zum Fischers Napf gegangen, von dort Abstieg nach Obern, im späten Frühjahr schon allein wegen der Blumen eine gewaltige Gegend.

    Lg, Stefan.

  • #5

    Robert (Mittwoch, 05 August 2020 08:10)

    Hallo Roman,

    Den Abstieg Richtung Gamskarspitze würde ich mit T5 bewerten, großteils Steilgrasgelände auf ganz gut zu sehenden Trittspuren.
    Die Querung der Stelle mit den abwärtsgerichtenen Platten (kaum Tritte oder Griffe) sollte man nur bei trockenen Verhältnissen in Angriff nehmen, sonst kommt man so wie ich, ganz schön ins Schwitzen.

    Gruß - Robert

  • #4

    Hikalife (Dienstag, 04 August 2020 09:00)

    Hallo Robert,

    Klingt sehr interessant - was würdest Du dem Abstieg in Richtung Gamskarspitze vom Schwierigkeitsgrad her geben?

    lg

  • #3

    Hikalife (Dienstag, 04 August 2020 08:59)

    Danke, Rainer!

  • #2

    rainer (Montag, 03 August 2020 22:10)

    toller Bericht mit reichlichen Abstufungen von Grün wie sie nur bei flachem Licht hervortreten - rassiges Finale Roman, chapeau!

  • #1

    Robert aus Kufstein (Montag, 03 August 2020 22:08)

    Servus Roman,

    nachdem ich im Netz nichts brauchbares über eine Tour zur Hornspitze gefunden habe, habe ich mich letzte Woche selbst aufgemacht und die Tour als Überschreitung gemacht. (im Abstieg eine üble Stelle, die mich ganz schön Nerven gekostet hat)

    Da kommen bei deinem Bericht mit den wunderbaren Bildern schöne Erinnerungen zurück.

    Gruß aus Kufstein - Robert