Viggartal-Umrundung

2746 Meter

Tuxer Alpen

10. August 2020

Autoren: Roman und Marcell

 

Beschreibung:

Große Wanderung mit 10 Gipfeln und ganz großem Kino: Das Viggartal zählt zu den schönsten Tälern der Tuxer Alpen. Über sanfte Wiesen, schroffe Felsen, verlassene Becken und voll gestopfte Touristen-Pfade haben das Viggartal und seine umgebenden Berge im Hochsommer so ziemlich alles zu bieten. Und so ist auch die Umrundung ein abwechslungsreiches, anstrengendes und teils auch anspruchsvolles Vergnügen der Extraklasse. Los geht es dabei bei uns beiden in Tarzens, einem Ortsteil der Gemeinde Ellbögen (1070 m). Über verlassene kleine Steige zieht sich der Weg im Morgengrauen hin zum Patscherkofel (2246 m) - im Sonnenlicht warten Viggarspitze (2306 m) und Neunerspitze (2285 m) auf uns, ehe es über die Sonnenspitze (2639 m) zu Kaffee&Kuchen auf der Glungezerhütte (2610 m) geht. Über den Glungezer (2677 m) und die Gamslauerspitze (2681 m) erreichen wir mit der Kreuzspitze (2746 m) das Dach der Viggartal-Umrundung. Nun wagen wir uns an die Dürrenseespitze (2651 m) sowie an den schwierigen Übergang zum Morgenkogel (2607 m). Das schöne Morgenköpfl (2216 m) ist vor dem Abstieg ins Mühltal nur mehr das i-Tüpfelchen einer langen Tour.   

 

Schwierigkeitsgrad: sehr schwierig (teils weglos/T5/II+)

                   bei Umgehung des Grats Morgenkogel-Dürrenseespitze: schwierig (T4/I) 

Von Tarzens aus wenig schwierig hinauf zum Patscherkofel und weiter zur Viggarspitze (T2) - Übergang zur Neunerspitze sowie Abstieg ebenso mittel schwierig wie der Übergang zu Sonnenspitze und Glungezer (T3) - Weg zwischen Glungezer und Kreuzspitze schwierig, teils seilversichert und nicht immer einfach zu finden (T4/I) - Weiterweg zur Dürrenseespitze am Grat schwierig (T4/I) - Übergang zum Morgenkogel weglos und direkt am Grat je nach Routenwahl sehr schwierig (T5/II+) - Abstieg über das Morgenköpfl ins Mühltal und kurzer Rückweg nach Tarzens wenig schwierig (T2).   

  

 

Dauer: 11 Stunden ohne Pausen (in unserem Fall: 7,5h Bewegungszeit, 9h Gesamtzeit)

Strecke: 25,4 Kilometer

Höhenmeter: 2439 Meter

 

Parkplatz:

Kostenfreie Parkplätze in Tarzens am Ende der Fahrstraße (ca. 1240 m).

 

Einkehrmöglichkeiten:

Glungezerhütte (2610 m)

Gasthaus Boscheben (2030 m)

Patscher Alm (1694 m)

 

Landschaft:   ********** (10/10)

Kondition:     ********** (10/10)

Anspruch:          ******** (8/10)


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Marcell bei der Viggartal-Umrundung am Grat zwischen Glungezer und Kreuzspitze. 

 

Zerknittert nach kurzer Nacht marschieren bei schummrigem Dämmerungslicht um 5.30 Uhr von Tarzens aus an der Pladaurehütte (1320 m) vorbei auf kleinen Steigen hinauf zum Patscherkofel. Wir wählen das Tempo moderat, Marcell hat seine Salztabletten dabei, die noch einen guten Dienst leisten werden.  

 

Einsam und allein erreichen wir die Patscher Alm (1694 Meter), die kurz nach 6 Uhr noch in aller Ruhe daliegt. Unser Frühstück planen wir für die Glungezerhütte ein.

 

Marcell schaut, dass bei den Kühen alles passt. Er konnte offensichtlich keine groben Unauffälligkeiten entdecken - Roman studiert da schon lieber das Stubaital.

 

Über kleine, unmarkierte Steige kommen wir flott voran und lassen alsbald auch das Patscherkofel-Schutzhaus (1962 m) hinter uns.

 

Der Marcell-Express läuft schon auf Hochtouren, Roman ist erst im Güterzug-Tempo dabei. 

 

Punkt 7.00 Uhr - Gipfel eins der Umrundung ist erreicht. Der Patscherkofel (2246 Meter), den wir unter anderem schon als Berglauf und Radtour beschrieben haben.

 

Der gewohnt außergewöhnliche Blick vom Patscherkofel auf Innsbruck.

 

Im Süden stauen sich noch die Wolken am Alpenhauptkamm, die Reste eines nächtlichen Gewitters verbunden mit kaltem Wind. Gegenüber zeigt sich das Morgenköpfl - der letzte unserer heute 10 Gipfel am Weg.

 

Kalter Wind, weg geschwind: Marcell macht sich bei einem Traumpanorama an den Abstieg hinab zum Gasthaus Boscheben (2030 m).

 

Ein erster Blick zurück auf den Patscherkofel - nun schon im Sonnenlicht. Und von dem haben wir heute noch mehr als genug.

 

Noch einmal der Patscherkofel, jetzt schon weiter weg am Pfad hinauf zur Viggarspitze. Jeden schattigen Teil nehmen wir auf dieser langen Hochsommer-Tour mit Handkuss. 

 

Der rote Blitz ist unterwegs zur nächsten Haltestelle Viggarspitze.

 

7.50 Uhr. Nach 2:20 Stunden sind wir auf dem zweiten Gipfel, und der ist einer der schönsten über dem Inntal. Die Viggarspitze (2306 m), die wir schon in Kombination mit der Neunerspitze

  sowie als Skitour beschrieben haben.

 

Der Morgenkogel scheint zum Greifen nahe, doch der Weg ist noch lange. Vor allem wird sich das Gelände noch ändern - bisher war das schnelle Vorankommen ja noch kein Problem.

 

Auch von der Viggarspitze ist das Panorama eine Wucht. Der Blick reicht trotz diesigem Wetter bis ins Wettersteingebirge.

 

Genug von markierten Pfaden, denken wir uns - und steigen zwischen den Almrosen auf einem kleinen Steig in Richtung Neunerspitze ab.

 

Eine ausgeschnittene Latschengasse führt uns in wenigen Minuten zum kleineren Nachbarn der Viggarspitze.

 

Und dieser kleine Nachbar hat es in sich: Die Neunerspitze (2285 m) kann man mit Fug und Recht als Rinner Hausberg bezeichnen. Das Gipfelkreuz ist eines der schönsten der Tuxer Alpen, die Aussicht reicht weit ins Inntal hinab. Wir sind 2:40 Stunden am Weg. 

 

Der Abstieg ist etwas steiler (T3), hier noch ein Blick zurück auf die beiden Gipfel sowie die unscheinbaren Mohrenköpfe dazwischen.

 

Wir zweigen auf Steigspuren in eine surreale Landschaft ab, die sich nun aufgrund der Höhenlage von Wiesenblühen immer mehr ins kahle Felsige verwandelt. Wenigstens Marcell versprüht mit seinen Farben noch ein wenig Frühling.  

 

Innsbruck im Rückblick hinter dem ungemein schönen Bärenbader Jöchl.

 

Nach einem Anstieg von gut 400 Höhenmetern teils durch das Frauental wartet ein einfaches Felsenfinale hinauf zum nächsten Gipfel. 

 

Nach exakt 3:30 Stunden stehen wir um 9 Uhr auf der Sonnenspitze (2639 Meter). Jürgen hat den beliebten Gipfel schon als Skitour beschrieben. 

 

Blick hinab auf das Inntal, das gut 2100 Höhenmeter unter uns liegt. Vorne der Schartenkogel neben der Baustelle im Glungezer-Skigebiet - ein sehr lohnender Gipfel, vor allem, wenn die Seilbahn stillsteht. 

 

Blick nach Südwesten - eine Wolke hat gerade die Serles verschluckt. Ruderhofspitze und Zuckerhütl sind ebenfalls gut zu sehen.

 

Gleich neben der Sonnenspitze wartet kurz nach 9 Uhr unser Frühstücksplatzerl bei der Glungezerhütte (2610 m).

 

Roman's Biwak - sehr komfortabel auf den ersten Blick.

 

Roman's Kuchen - Schoko-Nusskuchen, dazu ein Kaffee. Mehr gab es noch nicht, mehr brauchten wir aber auch nicht.

 

Ob der Job als Briefträger noch ausgeschrieben ist? Uns beiden würden da so spontan ein paar Kandidaten einfallen...

 

Wenig schmuck, aber einer der beliebtesten Gipfel der Tuxer Alpen: Der Glungezer (2677 m), dessen Gipfelkreuz ein wenig vorgelagert gut sichtbar über dem Tal liegt.

 

Gegenüber zeigen sich hinter dem Voldertal Haneburger und Malgrübler. Links der Hirzer.

 

So, nun geht es ans Eingemachte: Der Übergang von Glungezer zu Kreuzspitze wartet. Der Weg ist teils willkürlich markiert, ein paar Kraxeleien ohne wirklich ausgesetztes Gelände sind auch dabei (T4/I).   

 

Bei seinem "Spazier-Segement" kommt Marcell jetzt langsam auch mal ins Schwitzen. Erst wenige Tage zuvor hat er das Voldertal umrundet - eine ganz starke Leistung mit gut 600 Höhenmetern und zehn Kilometern mehr an zurückgelegter Strecke.

 

Wer findet die Markierung? Die rot-weiß-roten Farben immer gut im Auge behalten.

 

Ein neuer Weg führt seilversichert um einige Felsen herum, der alte direkt drüber.

 

Blick von der Gamslauerspitze (2681 m) - oder vielleicht auch nicht? - hinüber zur Kreuzspitze.

 

Blick hinab auf die Blauen Seen mit dem G'schriebenen Stein, der wir nicht ausmachen können.

 

Das Auf und Ab im steinigen Gelände zieht sich dahin, vorne ist dafür schon die Kreuzspitze.

 

Das Kreuzjöchl (2575 m) mit Wegkreuz - was genau das sein soll, erschließt sich mir aufgrund der Lage nicht. De facto handelt es sich um die Scharte zwischen Gamslauerspitze und Kreuzspitze. 

 

Just der höchste Punkt unserer Tour hat kein (intaktes) Gipfelkreuz mehr: Die Kreuzspitze (2746 Meter), die wir schon als Skitour und als winterliche Bike&Hike-Tour beschrieben haben.

 

Samt Pausen sind wir 5:15 Stunden, 15 km und ca. 2100 hm am Weg. Hier ein Blick zurück zum Glungezer - ein Übergang, den Jürgen schon mal im Frühjahr beschrieben hat.

 

Das Rosenjoch wäre nur mehr ein paar Minuten weg, aber wir lassen den Gipfel heute aus.

 

Denn nun steigt schon die Vorfreude auf die Dürrenseespitze und den spannenden Übergang zum Morgenkogel, der nur spärlich beschrieben war, aber im II. Schwierigeitsgrad liegen sollte. Und das wird auch so sein.

 

Wir versuchen möglichst wenig Höhenmeter im Abstieg zu machen und kraxeln (I) über die griffigen Felsen weiter zur Dürrenseespitze.

 

Der letzte Teil zur Dürrenseespitze ist vom Dürrensee herauf markiert und gut gehbar (T3).

 

11.15 Uhr, 5.45h am Weg. Die Dürrenseespitze (2651 Meter) mit dem kleinen, schmucken Kreuz ist erreicht. Hier rauf würde auch eine schöne Bike&Hike-Tour führen.

 

Voller Vorfreude und Anspannung wartet nun der finale Teil zum Morgenkogel. Mit etwas müden Beinen ist die Vorsicht noch etwas größer.

 

Von der Dürrenseespitze geht es erst einmal 120 Höhenmeter einfach runter in die Scharte.

 

So, dann stehen wir vor dieser Wand - wir schauen uns ein wenig um, eine großflächige Umgehung wäre möglich. Doch wir nehmen stattdessen eine kleine Rinne, die rot markiert ist und kurz Kletterei erfordert (T5/II+). 

 

Ein "beherzter Schritt" (O-Ton Marcell) ist hier im Aufstieg schon dabei - dafür ist der Felsen trocken, griffig und großteils fest.

 

Marcell nach dem Ausstieg aus der ersten Schlüsselstelle.

 

Und wieder hinauf zum Grat.

 

Für Experimente ist der Tag schon zu lange - sieht nach IIIer-Kletterei aus, lässt sich aber einfach auf abschüssigem Wiesengelände (Vorsicht bei Nässe!) am roten Pfeil umgehen.

 

So, dann die zweite Schlüsselstelle und vermeintlich die schwierigste. Auf dem markierten Grasband queren wir hinaus, danach wird im schattigen und rutschigen Gelände gekraxelt (T5/II+).

 

Marcell nach dem Grasband.

 

Es pfeift erstmals weiter runter, Marcell muss ebenso wie Roman am Felsen anpacken.

 

Danach sind die Schwierigkeiten gemeistert und der Übergang zum Morgenkogel hat nur mehr einige leichte Felspassagen (T4). Wie gesagt: Es ließe sich auch alles umgehen.

 

Ein herrlicher Aussichtsplatz hoch über dem Viggartal: Der Morgenkogel (2607 m) um Punkt 12 Uhr mittags in der brütenden Hitze. Wir sind 6:30 Stunden am Weg - nun geht es mehr oder minder bis ins Mühtal nur mehr bergab. Den Morgenkogel haben wir als Skitour schon beschrieben.

 

Wir genehmigen uns noch eine Salztablette und Mannerschnitte, dann bleibt uns nach dem neunten Gipfel dieser Tour der einfache Abstieg zu Nummer zehn: Morgenköpfl.

 

Eine wundervolle Gegend der Gegensätze der Weg vom Überfallgründl zum Morgenköpfl.

 

Ein wahres Schmuckstück gibt es zum Abschluss: Gipfel 10 - das Morgenköpfl (2216 m) nach insgesamt 7.15 Stunden am Weg.

 

Ein Platz zum Verweilen - eine der schönsten Ecken für eine Sonnenuntergangstour.

 

Nun warten 1100 Höhenmeter hinab ins Mühltal - und die ziehen sich auf kleinen Steigen durch die Wildnis. Irgendwie bergab ist das Motto.

 

Des geflügelte Wort ist "Hohlweg" - Marcell wird es noch einige Male benutzen, ehe wir auf dem unmarkierten Pfad zur Profeglalm absteigen.

 

Und mit einem schweißtreibenden Finale bei gut 35 Grad machen wir noch gut 150 Höhenmeter auf einem kleinen, verwachsenen Steig aus dem Mühltal nach Tarzens. Nach 8:48 Stunden, 25,4 Kilometern und gut 2400 Höhenmetern ziehen wir zufrieden Bilanz. Die Umrundung des Viggartals wird uns beiden gut in Erinnerung bleiben - eine der schönsten Touren der Tuxer Alpen, die wahrlich so gut wie alles zu bieten hat.

 



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